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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 70
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0072
Ulrich Ecker -

Organisation und Ablauf des Reichstags

ten und alle Einstellmöglichkeiten für Pferde, die
sie nicht für den Eigenbedarf benötigten, über ihre
Zunftmeister zu melden. Eine Uberprüfung der ausgewiesenen
Unterkünfte und Ställe im Blick auf eine
angemessene Ausstattung, zu der auch die Bereithaltung
eines Vorrats an Heu und Stroh sowie die
Ausstattung mit Lichtern gehörte, fand statt. Wer
nur Stallung anzubieten hatte, sollte sich Betten bei
Mitbürgern leihen, die ihrerseits umgekehrt keine
Stallplätze ausweisen konnten. Die Besichtigung der
Quartiere beinhaltete gewiß auch die Einordnung
in Qualitätskategorien, schließlich mußte der Marschall
wissen, was er den Herrschaften je nach Rang
anbieten konnte beziehungsweise zumuten durfte
- ein Geschäft, das viel Fingerspitzengefühl verlangte
und bei dem es doch kaum eine Chance gab, es
allen recht zu machen.

Für die beiden Gesandten des Bischofs von
Würzburg, Domherr Haug von Lichtenstein und
Ritter Sigmund von Thüngen, mit ihrem siebenköpfigen
Begleitpersonal, alle mit Pferden,59 wurde
offenbar die Unterbringung im Hause eines Barbiers
, also eines zünftigen Handwerkers, als angemessen
erachtet. Die Würzburger waren mit ihrem
Quartier auch durchaus einverstanden, es störte sie
lediglich, daß sie sich selbst verpflegen und daher
eine Köchin zu halten hatten, der sie nicht nur
Wochenlohn zahlen, sondern auch noch „schuh und
badgelt" geben mußten. Lorenz von Bibra, der Bischof
von Würzburg selbst, wurde hingegen, als er
endlich am 1. Juni 1498 in Freiburg eintraf, in einem
Kloster untergebracht.60 Bei der Ankündigung
seines Kommens mit 60 berittenen Begleitern hatte
der Marschall im April beschlossen, für ihn ein Kloster
freizumachen. Dessen neun Mönche sollten auf
seine Kosten in eine andere Herberge umziehen.61
Unterkunft in einem Kloster erhielt auch der päpstliche
Legat, nämlich bei den Barfüßern.62 Herzog
Albrecht IV. von Bayern-München wurden, als er
im Januar 1498 erstmals seine Reise nach Freiburg
plante, zunächst Räume im Augustinerkloster, die
allerdings noch renoviert werden müßten, in Aussicht
gestellt. Im April, bei einer erneuten Ankündigung
seiner Ankunft, wurde für ihn Quartier „im
Collegium" erwogen, also wohl in einer der

Universitätsbursen.63 Das Königspaar bezog Ende
Mai beziehungsweise am 18. Juni 1498 Räumlichkeiten
im Predigerkloster, in dem der Landesherr
üblicherweise residierte, wenn er in Freiburg weilte
.64 Einige Jahrzehnte später waren diese freilich
so heruntergekommen, daß Maximilians Enkel,
Kaiser Ferdinand L, bei seinem Freiburgbesuch
1562 im Haus zum Walfisch Logis nahm, das sich
Jakob Villinger, der „Generalschatzmeister" seines
Großvaters, 1516 in der Stadt erbaut hatte.65

Aufgrund des umfangreichen Hofstaats, mit
dem die Fürsten reisten, scheint die Einquartierung
in weitläufigen Klosteranlagen der Normalfall gewesen
zu sein. Fürsten und Herren wurden aber
auch in privaten Bürgerhäusern untergebracht. Den
Bischof von Eichstätt suchte Stadtschreiber Mennel
zur Überreichung der Ehrengeschenke am 3. Juni
1498 im Haus der Humlerin auf.66 Wahrscheinlich
handelt es sich bei der Gastgeberin des Bischofs um
Margaretha Hummel, die Witwe des Gründungsrektors
der Freiburger Universität und Tochter des
Schultheißen Johann Vogt. Der Marschall des Erz-
bischofs Berthold von Mainz war nach seiner Ankunft
in Freiburg zunächst im Hause des Arbogast
Lapp abgestiegen. Dort zog er jedoch im November
bereits „in einem Widerwillen" wieder aus.67
Sein Gastgeber stammte aus dem adligen Patriziergeschlecht
der Snewli-Bernlapp von Zähringen.
Arbogast Snewli-Bernlapp erscheint zwischen 1494
und 1504 mehrfach als Bürgermeister und hatte von
1500 bis zu seinem Tode 1513 wiederholt das
Schultheißenamt inne. Auch im Hause des Ratsherrn
Jakob Hertweg logierte ein Reichstagsgast.
Dessen Umquartierung mußte im Juni 1498 vom
Marschall verlangt werden, da er sich an Tochter
und Frau seines Gastgebers vergriffen hatte. Bei
Hertwegs Haus dürfte es sich um das Haus zum
Affentanz in der Großen Gasse, also der heutigen
Kaiser-Joseph-Straße, gehandelt haben.68 In einer
„offenen herberge", das heißt in einem Gasthaus,
hatte Licentiat Georg Eysenreich, Rat und
Reichstagsgesandter Herzog Albrechts von Bayern,
sein Domizil. Dieses Quartier wurde ihm aber Ende
Januar 1498 zu teuer. Er kam mit seinem Geld nicht
aus und zog deshalb zu einem Priester in der Hoff-

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