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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 79
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0081
Ulrich Ecker - Organisation und Ablauf des Reichstags

auftrat. Während des Reichstags griff sie auch in
Freiburg rapide um sich. Diese Seuche, die Blattern
, wie im Mittelalter die Syphilis bezeichnet
wurde, trat in Freiburg erstmals 1496 auf und verbreitete
sich so rasch, daß der Rat nicht umhin kam,
drastische Schutzmaßnahmen einzuleiten.101 Spätestens
in der Reichstagszeit erwiesen sich alle Vorkehrungen
als wirkungslos. Die Begegnung vieler
Menschen, die teilweise von weither anreisten, sich
lange Zeit in der Stadt aufhielten und sich auf die
unterschiedlichste Weise vergnügten, trug zweifellos
zur Ausbreitung der Blattern bei. Am 5. November
vermerkte das Ratsprotokoll, daß das Spital
mit fremden Kranken überladen sei, ein Haus
zur Unterbringung der einheimischen Blatternkranken
müsse eingerichtet werden, fremde Kranke
wolle man aus der Stadt weisen. Ratsherr Kaspar
Menlin und Heinrich Zilling, Ratsmitglied und
Kaufhausherr im Vorjahr,102 erhielten den Auftrag,
sich um die Angelegenheit zu kümmern.103 Uber
eine Schließung des Törleins an der Halde in der
Gerberau wurde im Oktober 1497 nachgedacht,
weil durch dieses Schlupfloch unkontrolliert viele
Blatternkranke und Feldsieche, also Leprosen, in
die Stadt kämen.104 Mitteilungen über die Ausbreitung
der Blatternseuche in Freiburg waren bald ein
fester Bestandteil der Berichte von Reichstagsgesandten
an ihre Herrschaften: Haug von Lichtenstein
informierte seinen Bischof über Erkrankungsfälle
bei Knechten der würzburgischen Gesandtschaft
und Georg Eysenreich meldete seinem Herzog
, daß die Blattern „fast gemain zu Freiburg" seien
.105 Im März 1498 erneuerte der Rat sein zwei
Jahre zuvor erlassenes Verbot des Besuchs öffentlicher
Bäder durch Blatternkranke und seine Anordnung
, von der Seuche befallene fremde Personen
auszuweisen. Keiner der Maßnahmen war jedoch
Erfolg beschieden: Im Ratsprotokoll vom 6.
Juni 1498 mußte der Stadtschreiber wieder notieren
, daß die „blatterlüt och ser überhand nemen".106
Die erwähnte Schließung des Törleins „an der
halden" oder Gerbertörleins war ein heiß diskutiertes
Thema während der gesamten Reichstagszeit.
Dabei war das Vorgehen gegen Eindringen von
Seuchenkranken und „vyl unnütz volck" nur ein

Motiv. Es ging auch um die Verhinderung von Zollhinterziehung
. Anscheinend wurde das nicht oder
nur schlecht bewachte Gerbertörlein in nicht unbedeutendem
Maße zur Umgehung des an den
Stadttoren erhobenen Zolls auf eingeführte Waren
benutzt. Die Schließung dieses Nebeneingangs im
Oktober 1497 führte zu einem Sturm der Entrüstung
bei den Gerbern, die vor allem in diesem
Winkel der Schneckenvorstadt beim Törlein Häuser
hatten. Für sie war das Törlein nicht nur der
schnellste Ein- und Ausgang aus der Stadt, der ihnen
weite Umwege ersparte, sondern auch der gewöhnliche
Durchgang beim Einbringen von Materialien
sowie beim Ein- und Austrieb ihres Viehs
morgens und abends. In seinem Bemühen, zwischen

Abb. 20 Das Auftreten der
Blattern, deren Ausbreitung mit
den Zuständen in den Badstuben
in Verbindung gebracht wurde,
führte zu einer Einschränkung
des bis dahin beliebten
öffentlichen Badewesens.
Holzschnitt aus Gregor Reisch:
Margarita philosophica,
Straßburg: Johann Schott, 1504.

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