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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 87
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beantragte. Er wurde an die Klöster verwiesen.
Auch als „die von der herschaft" im Juni 1498 zum
wiederholten Mal verlangten, ihnen Boten zur Verfügung
zu stellen, lehnte der Rat dies höflich aber
bestimmt ab.143

Während der gesamten Reichstagszeit mußten
die Stadtväter eine diplomatische Gratwanderung
zwischen der Wahrung städtischer Interessen mit
der Gefahr der Verprellung der hohen Herrschaften
einerseits sowie willfährigem Gehorsam gegenüber
dem König, der zugleich ihr Landesherr war,
und großzügiger Gastfreundschaft andererseits
vollführen.

Die finanziellen Auswirkungen
des Reichstags auf die Stadt

Seit Juli 1498 registrierte das Freiburger Ratsprotokoll
Klagen von Bürgern über unbezahlte
Schulden von Reichstagsgästen. Der Rat nahm sich
der Fälle an, hatte er doch, wie er hinsichtlich schuldiger
Stallmieten zugab, seine Bürger „getrungen",
Einsteilplätze für Pferde auszuweisen.144 Im September
schrieb der Rat gar an den König mit der
Bitte, doch die Bezahlung seiner offenen Rechnungen
bei etlichen Freiburger Bürgern zu veranlassen
.145 Solange die Königin noch in der Stadt weilte
, gab es vermeintlich immer noch eine Aussicht,
daß Handwerker und Lieferanten zu dem ihnen
vom Hof geschuldeten Geld kommen könnten. Die
Gefahr des Ausbruchs von „yrrung und ufrur" sah
der Rat, als er Kenntnis von der bevorstehenden
Abreise der Königin erhielt.146

Auch in der Stadtkasse hinterließen die Kosten
des Reichstags Löcher, welche die ohnehin vorhandene
Schuldenlast noch vergrößerten. Da keine
Rechnungsbücher der Stadt aus der Reichstagszeit
erhalten geblieben sind, ist es freilich kaum möglich
, exakte Angaben über die Gesamtkosten der
Veranstaltung, soweit diese auf Freiburg entfielen,
zu machen. Ob sie sich auf den Betrag von 1500
Gulden beschränkten, der im Ratsprotokoll vom
31. Oktober 1498 genannt wurde, ist fraglich. Waren
bei diesen 1500 Gulden beispielsweise auch die
bereits angesprochenen Darlehen an den Untermarschall
zur Bezahlung von Handwerkerrechnungen
oder die Kosten des Turniers, zu dessen
Durchführung der Rat am 9. August 1498 beschloß,
die Gasse vor dem „Gauch" zu beschütten,147 berücksichtigt
? Lediglich die Beschaffung der Ehrengeschenke
für die Reichstagsgäste und „Reiskosten"
wurden als große Einzelposten beim Zustandekommen
dieser Summe aufgeführt. Vielleicht handelte
es sich bei den in diesem Zusammenhang erwähnten
„Reiskosten" um die 478 Pfund 8 Schilling, die
Freiburg für die militärische Expedition Maximilians
nach Hochburgund im Herbst 1498 aufbringen
mußte.148 Freiburg hatte für den Kriegszug über
200 Mann gestellt. In ihren Haushaltsnöten versuchten
die Stadtväter, sich unter Hinweis auf den
von der Stadt gewährten „schütz und schirm" die
fehlenden 1500 Gulden bei Priesterschaft und Klöstern
zu beschaffen.149 Diese zeigten freilich wenig
Neigung, sich zu beteiligen. Die Schaffner der Klöster
hielten vielmehr dem Rat vor, daß ihre Konvente
selbst erhebliche Leistungen im Zusammenhang
mit dem Reichstag erbracht hätten - nicht
zuletzt durch die Bereitstellung von Pferden und
Fuhrwerken, die sie als Verluste verbuchen müßten
. Trotzdem, so gaben die Klöster dem Rat ausweichend
Bescheid, wollten sie sich „gehorsam"
zeigen und zahlen, sofern ihre Oberen, an die sie
deswegen geschrieben hätten, zustimmten. Es ist
kaum anzunehmen, daß der Rat mit seinem Ansuchen
bei den Klöstern 1498 letztlich mehr Erfolg
hatte als drei Jahre zuvor. 1495 hatten sich die meisten
Klöster erfolgreich einer Umlage widersetzt,
mit der sie die Stadt ebenso wie die anderen Bürger
an der Aufbringung des vom Landesherrn geforderten
Kriegskostenbeitrags beteiligen wollte.150 So
wird der Reichstag - jedenfalls im Hinblick auf die
Stadtfinanzen - sicher eher als Verlustgeschäft zu
sehen sein. Andererseits muß der Prestigegewinn
der Stadt oder die Belebung von Handel und Wandel
doch so spürbar gewesen sein, daß die Freiburger
nicht zögerten, sich 1511 und 1515 erneut um
die Ausrichtung von Reichstagen zu bemühen.


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