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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 123
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0125
Kroeschell/Maurer - Gesetzgebung und Rechtsprechung

jedoch nicht. Nach weiteren Auseinandersetzungen
gingen schließlich wieder Mandate aus, es wurde
ein weiterer Termin angesetzt. Zu diesem Termin
erschien die Reichsstadt auch nach dreimaligem
öffentlichem Rufen nicht, doch wurde die Stadt
wider Erwarten einiger Vertreter auf dem Reichstag
nicht in die Acht erklärt.54 Wie sich später herausstellte
, waren die Wormser nicht erschienen, weil
sie in der Reichskanzlei falsch beraten worden waren
und bei einer Sitzung unter dem Kurfürsten
Berthold von Mainz eine geistliche Verschwörung
befürchteten. Den von der Reichsversammlung vorgelegten
Vermittlungsvorschlag akzeptierten die
Wormser nicht; der Streit fand deshalb auch keinen
Niederschlag im Freiburger Reichsabschied. In der
Folgezeit zogen sich die Konflikte zwischen Bischof
und Stadt bis zur Französischen Revolution hin.

„ Weißenburger Handel"

Bei dem sogenannten „Weißenburger Handel"55
standen sich als Kontrahenten die Reichstadt
Weißenburg im Elsaß und die dort ansässige Benediktinerabtei
einerseits sowie auf der anderen Seite
Pfalzgraf Philipp und sein Lehnsmann Hans von
Tratt (Trotha)56 gegenüber. In der Mitte des 15. Jahrhunderts
war es dem Pfalzgrafen gelungen, neben
der Landvogtei über die Reichsstadt auch noch die
Schirmrechte über die dort ansässige Abtei zu erhalten
. Im Weißenburger Krieg versuchte Pfalzgraf
Friedrich der Siegreiche erfolglos, im Konvent die
Reformvorschläge der Bursfelder Kongregation zur
strengeren Beobachtung der alten Benediktinerregeln
durchzusetzen. Als der Weißenburger Abt
1472 verstarb, kam der Pfalzgraf im Lauf des sich
anschließenden Interregnums an das bisher der
Abtei gehörige Schloß Berwartstein. Er knüpfte die
Rückgabe an das Kloster an die Umsetzung der
Reformen. Sein Nachfolger Philipp verlehnte in der
Folgezeit das Schloß an Hans von Tratt. Als die
Abtei nach Durchführung der Reformen das Schloß
und die damit verbundenen Nutzungen zurückverlangte
, zog sich der Pfalzgraf aus der Sache
zurück, indem er die gesamten streitigen Güter und
Rechte an Tratt verkaufte. Das Kloster verklagte

daraufhin Tratt und Philipp in Rom, die jedoch das
päpstliche Gericht für unzuständig hielten; wegen
Ladungsungehorsams wurden sie deshalb in den
Bann erklärt. In der Folge setzte Tratt seine vermeintlichen
Ansprüche gegen das Kloster und auch
gegen die Stadt gewalttätig durch. Diese empfand
als bedrohlichste Bedrängung, daß Tratt ihr die bisher
innegehabte Flößerei auf der Lauter unmöglich
machte und dort Zölle forderte. Tratt klagte vor dem
inzwischen errichteten Reichskammergericht gegen
das geistliche Vorgehen gegen ihn, wurde von dort
aber wegen seines gewalttätigen Vorgehens in die
Acht erklärt. Wegen der Vollstreckung des Urteils
verwies das Reichskammergericht die Weißenburger
an Tratts Lehnsherrn, den Pfalzgrafen Philipp
, sowie an den nach Lindau einberufenen Reichstag
. Auf dem Lindauer Reichstag geschah jedoch
nichts, und Philipp blieb wegen seiner engen Verbundenheit
zu Tratt zunächst untätig. Schließlich
beanspruchte er sogar seinerseits hoheitliche Rechte
über Kloster und Reichsstadt. In den Akten der
Freiburger Reichsversammlung finden sich verschiedentlich
Bemühungen einzelner Reichsstände,
die Sache gütlich beizulegen. Man verhandelte, verwies
zeitweise an den abwesenden König, lud die
Beteiligten vor und erließ schließlich ein Mandat,
das Tratt die Öffnung der Lauter befahl. Zwar zeigte
sich Pfalzgraf Philipp befremdet, daß der Reichstag
Mandate erließ, weil dies nach seiner Ansicht
ausschließlich in die Zuständigkeit des Königs fiele
, dieser billigte aber das Vorgehen des Reichstags.
Nachdem der König die Forderung des Reichstags
ausdrücklich wiederholte, erklärte Philipp in einem
Brief an den König, daß Tratt bereit sei, die Lauter
freizugeben.57 Mehr ist von diesem Streit nicht in
den Freiburger Akten zu finden, er findet auch keinen
Niederschlag im Reichsabschied. Wie aus der
Literatur bekannt ist, zog sich die Auseinandersetzung
noch bis zu einem Vergleich im Jahr 1504 hin.

„Streitberger Handel"

Gegenstand des „Streitberger Handels"58 war das
südöstlich von Bamberg gelegene Schloß Streitberg,
das von der unter dem Schutz und Schirm der Her-

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