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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 148
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0150
Thomas Zotz - Der Reichstag als Fest

Anlaß des großen Mainzer Hoffests Friedrich Barbarossas
bezeugt ist.2 Das damals vom Kaiser bei
der Pfalz Ingelheim vorgesehene Turnier wurde allerdings
auf Rat der Fürsten, genauer wohl der geistlichen
Fürsten abgesagt; denn die Kirche hatte seit
den 30er Jahren des 12. Jahrhunderts immer wieder
das ritterliche Kampfspiel des Turniers als sinnloses
und gefährliches, nur auf die Erlangung weltlichen
Ruhms und weltlicher Ehre ausgerichtetes
Tun verboten. Wer hierbei ums Leben kam und
nicht, wie der junge bayerische Herzog im Jahre
1290, noch Gelegenheit zur Buße fand, dem drohte
die Verweigerung des christlichen Begräbnisses.3

Gleichwohl ließen sich die Adligen ihren Spaß
am gegenseitigen Messen der Kräfte und der körperlichen
Geschicklichkeit nicht nehmen, fand doch
dieser Wettstreit um den Rang des besten Ritters4
in der Öffentlichkeit eines Fürstenhofs oder einer
Stadt, vor Zuschauern also, statt und trug somit zur
Steigerung des Ansehens bei,5 und auch die Kirche
mußte schließlich im Jahre 1316 in Anerkennung
des Trainingseffekts, der auch der Rekrutierung eines
Kreuzfahrerheeres zugute kam, das Turnierverbot
und die damit verbundene Drohung aufheben
.6 Es ist auf diesem Hintergrund leicht zu verstehen
, daß die Öffentlichkeit eines königlichen
Hoftages, auf dem der Herrscher, viele Fürsten und
andere Adlige in einer Stadt versammelt waren,
besonderen Anreiz zu Turnieren gab. Auch der
Freiburger Tag von 1497/98 bot diese Rahmenbedingungen
, und es wird darauf zu achten sein, inwieweit
sie genutzt wurden.

Der Reichstag als Fest:7 Hierzu gehörten nicht
nur Turniere, sondern auch und zunächst der Einzug
der Teilnehmer, voran des Königs,8 und der
Empfang in der und durch die den Reichstag beherbergende
Stadt, ferner Tanzfeste und kostspielige
Bankette,9 veranstaltet vom König oder von den
Reichsständen, die mit solcher Repräsentation ihr
gesellschaftliches Ansehen pflegten. Höfische Kultur
brachte sich bei diesen Gelegenheiten zur Geltung
,10 und unter der gewonlichen schoenheit, die
König Ludwig der Bayer in der ersten Hälfte des
14. Jahrhunderts einem von ihm gebotenen gemeinen
Hof, d. h. Hoftag, zuspricht,11 sind solche Formen
festlichen Glanzes zu verstehen. Wenn wir in
die Zeit König Maximilians I. blicken, so erfuhr diese
höfische Festlichkeit unter burgundischem Einfluß
gewiß eine besondere Steigerung,12 an der Maximilian
selbst aufgrund seiner burgundischen Heirat
keinen geringen Anteil hatte,13 doch gilt es andererseits
zu bedenken, daß zur selben Zeit in Abgrenzung
vom überkommenen gemeinen Hof, der
curia des Königs im Sinne von Hoftag, nun der eigentliche
Reichstag, die dem Herrscher gegenübertretende
Ständeversammlung, entstand.14 Unsere
Frage nach dem Reichstag als Fest wird demnach,
bezogen auf Freiburg 1497/98, diesen politisch-historischen
Kontext, das damals neue Gegenüber von
Königshof und Reichstag, für das Thema Feiern,
Spiele, Kurzweil zu berücksichtigen haben.

Im folgenden wollen wir uns in zwei Schritten
dem eigentlichen Thema dieses Beitrags nähern:
Zunächst erscheint es sinnvoll, an einigen Beispielen
von Tagen König Maximilians und der Fürsten
in der Zeit vor dem Freiburger Tag zu veranschaulichen
, wie damals bei solchen Anlässen gefeiert
wurde, und dabei Maximilian als Freund von Turnier
und anderem gesellschaftlichen Spiel vorzustellen
. Ferner verdient Aufmerksamkeit, welche adlige
Festtradition die Stadt Freiburg bis in die zweite
Hälfte des 15. Jahrhunderts hinein erlebt hat, welche
Voraussetzungen sie für einen Reichstag als Fest
mitbrachte. Vor diesem Hintergrund soll dann im
dritten und letzten Teil der hiesige Reichstag in seinen
festlich-spielerischen Erscheinungsformen genauer
betrachtet werden.

1. Nürnberg 1491 und Worms 1495:
Fest und Spiel auf Tagen Maximilians

Wie wir der mitteilsamen Chronistik der Stadt
Nürnberg entnehmen können, weilte der römisch
künig Maximilian im Jahre 1491 vom 15. März bis
zum 19. August in der Reichsstadt, schier ein halbs
jareP Hierher hatte er Kurfürsten, Fürsten, Grafen
, Herren und Städte geladen,16 um eine Reichshilfe
für einen Krieg gegen Frankreich zu erhalten,
nachdem König Karl VIII. Maximilians Braut Anna
von Bretagne „geraubt" hatte. Maximilian war we-

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