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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 150
(PDF, 95 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0152
Thomas Zotz - Der Reichstag als Fest

rieh von Brandenburg und viele andere Grafen,
Herren und Edle beteiligt. Die teten vil guter rite.
Das heißt: Sie gingen nicht oder jedenfalls lange
nicht zu Boden. Doch nicht nur solche „richtigen"
Ritterspiele gab es auf dem Nürnberger Tag zu sehen
. Zuletzt seien 16 oder 18 Leute auf diepan, das
heißt: auf das Turniergelände, gekommen, die mit
Heu ausgestopfte grüne Kittel trugen, gerüstet mit
einen Strohhelm und einem Strohschild, wobei der
König das Strohzeug für 9 Gulden gekauft habe.28
Sie stachen mit Krücken aufeinander ein; das was
mit großer kurtzweil zu sehen, kommentiert der
städtische Berichterstatter.29

Zwei weitere, vom König initiierte und finanzierte
Lustbarkeiten runden unser Bild ab und verdienen
im Hinblick auf Freiburg 1498 unsere Aufmerksamkeit
: Unmittelbar im Anschluß an die Stechen
, Rennen und das Strohgestech ließ Maximilian
in der Nacht einen Tanz auf dem Rathaus halten
und mancherlei tentz auf welsche und nider-
lendische art üben und spil treiben, darin auch der
kunig persönlich in einem schempart (das heißt: einer
Maske) was. Im geräumigen Nürnberger Rathaus
, das auch als Tanzhaus diente, vergnügte sich
Maximilian an Tanz und Maskenspiel. Überdies ließ
er im Fünferhaus, einem besonderen Teil des Rathauses
, den ehrbaren Frauen etwa 240 Essen auftragen
. Der ganze schimpf (das heißt: Spaß) habe
den König über 1000 Gulden rheinisch gekostet.30

Einen Eindruck von einem Gelage der Art, wie
es damals in Nürnberg veranstaltet wurde, kann eine
Illustration aus dem 1491 in Nürnberg im Druck
erschienenen Andachtsbuch ,Schatzbehalter oder
Schrein der wahren Reichtümer des Heils und ewiger
Seligkeit' verschaffen (Abb. 3): König Salomon
hält ein Freudenmahl mit seinen Frauen ab, zu dem
Blasmusikanten aufspielen.31

Unter den ehrbaren Frauen, die von Maximilian
1491 bewirtet wurden, haben wir Angehörige
der patrizischen Oberschicht Nürnbergs zu verstehen
, sehen hier also die städtische Gesellschaft nicht
wie bei den Ritterspielen auf dem Marktplatz in der
Rolle der Zuschauer, sondern der Beteiligten. Dies
gilt auch für eine weitere Kurzweil, die der König
aus Anlaß des Tages veranstaltete: Er setzte als Preis

im Bogenschießen ein drei Ellen langes Samttuch
aus, und es ging darum, im Schießgraben der Bogenschützen
vor der Stadt, einen Pfau mit köstlichen
Federn an einer Stange zu treffen. Das gewan
ein armer?2 In diesem Fall weiteten sich die
reichstagsbedingten Vergnügungen sogar auf die
unteren gesellschaftlichen Schichten der Stadt aus.33

Rennen und Stechen, Tanz, Maskenspiel und
Gelage: Auf solche Weise feierte der König mit den
anwesenden Fürsten und Adligen, aber auch unter
Einbeziehung der städtischen Oberschicht den erfolgreichen
Abschied des Tages, erfolgreich wegen
der Gewährung einer Reichshilfe für den von Maximilian
geplanten Feldzug gegen Frankreich.34
Neben solchen durch den König getragenen Festen
gab es auf den Tagen auch, wie erwähnt, Turniere
des Adels, und ein dem Turnierwesen weniger aufgeschlossener
Herrscher wie Maximilians Vater
Friedrich III. soll sich sogar auf dem Regensburger
Tag von 1471 gegen die Herren und Ritter ausgesprochen
haben, die dort scharf rennen wollten, mit
den Worten, man sei nicht deshalb zusammengekommen
, sondern von des gemeinen Nutzens der
Christenheit wegen.35

Maximilian kann demgegenüber als großer
Freund des Turniers und anderer adliger Vergnügungen
gelten;36 als „letzter Ritter", als der er seit
dem frühen 19. Jahrhundert in die Geschichte eingegangen
ist,37 als „des Heiligen Römischen Reiches
oberster Erzjägermeister" und „großer Waidmann
", wie er sich selbst gefühlt bzw. genannt hat.38
In dem von ihm entworfenen, auf 64 Tafeln geplanten
Werk ,Freydal' sollte seinen Ritterspielen und
Mummereien ein Denkmal gesetzt werden, während
der unvollendet gebliebene Prosaroman
,Weißkunig' eine verkleidete Lebensgeschichte
Maximilians darstellt, mit zahlreichen Holzschnitten
Hans Burgkmairs und anderer illustriert.39 Hier
wird im Teil „Lernung", der Erziehungs- und
Bildungsphase, der junge Weißkönig - Maximilian
als glänzend-weißer König im Gegensatz zu seinen
dunkel gefärbten Gegnern - dem blauen König (von
Frankreich) oder dem grünen König (von Ungarn)
- in den ritterlich-adligen Fertigkeiten und Verhaltensweisen
gezeigt, etwa als Turnierer im Rennen

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