Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 161
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0163
Klosterpfalzen der Herrscher im frühen und hohen
Mittelalter erinnert.105

Kommen wir nun zu dem zweiten festlich-spielerischen
Ereignis des Freiburger Reichstags in der
Zeit der Anwesenheit Maximilians, dem für die erste
Augusthälfte vorgesehenen Turnier. Der Sachverhalt
ist mit dieser Einschränkung zu beschreiben
, da wir hiervon nur etwas in einem Planungs-
beschluß des Rates hören, sich zur tatsächlichen
Durchführung also nichts aussagen läßt. So hält das
Ratsprotokoll fest, daß am 9. August 1498 wegen
eines geplanten Stechens und Rennens getagt worden
sei.106 Es ging darum, daß die Gasse vor dem
Gauch (mit Sand) beschüttet und hergerichtet werden
solle, damit dort zu Ehren der königlichen
Majestät der vorgesehene schert! stattfinden könne
. An dieser Notiz interessiert zunächst der Ort
des Geschehens: die Gasse vor dem Gauch. Das
Haus „zum Gauch", heute das Eckhaus Kaiser-Joseph
-Straße/Gauchgasse neben dem Gebäude der
Sparkasse, war Versammlungsort der gleichnamigen
Gesellschaft, einer Trinkstube neben dem stadtadligen
„Ritter" am Münsterplatz, die, seit der Mitte
des 14. Jahrhunderts nachweisbar, reiche Zunftleute,
seit Anfang des 15. Jahrhunderts auch Vertreter der
aufstrebenden Verwaltungsberufe und Universitätsangehörige
in ihren Reihen sah.107 Vor diesem Haus
sollte auf der Gasse, d. h. der Haupt- oder Marktgasse
, also der heutigen Kaiser-Joseph-Straße, das
Turnier zu Ehren Maximilians stattfinden.108 Wenn
man bedenkt, daß schräg gegenüber Konrad
Stürtzel, der mehrfache Rektor der jungen Freiburger
Universität und Hofkanzler Maximilians, in den
Jahren 1494 bis 1496 ein Stadtpalais ansehnlichen
Ausmaßes (den späteren Basler Hof109) errichtet
hatte,110 dann wird deutlich, daß dieses Rennen und
Stechen zu Ehren der Königlichen Majestät im Bereich
der habsburgisch orientierten Herrschaftsarchitektur
stattfinden sollte. Seine nicht näher bekannten
Initiatoren sind gewiß in habsburgischer
Umgebung zu suchen.

Es ist nun von Interesse, daß in der Ratssitzung
vom 9. August 1498 die Frage des Turnierorts Gegenstand
der Diskussion war: Als Alternative wurde
der alte plan vor dem Kirchhof ins Gespräch

gebracht, der zu räumen gewesen wäre. Dies weist
zunächst darauf hin, daß es in Freiburg offenbar
einen alten Turnierplatz im Bereich des Münsters
gegeben hat, vor dem Kirchhof um das Münster,
dessen Begrenzungsmauer damals noch etwas weiter
vorgelagert war als auf dem Sickingerplan zu
sehen (vgl. Abb. 14).in Gleichwohl hat es, wohl an
der Seite des Platzes vor dem „Ritter" (dem heutigen
Erzbischöflichen Palais), genügend Platz für
eine solche Veranstaltung gegeben, der auch früher
schon so genutzt worden ist. Wir können hier an
die Rennen und Stechen in Freiburg zur Zeit Herzog
Albrechts VI., vornehmlich während des großen
Festes, denken.112 Vgl. Abb. 1 mit der Darstellung
eines Turniers auf städtischem Platz, wie es
für die damalige Zeit üblich war.

Das Ratsprotokoll hält indes nicht nur die Alternative
Gasse vor dem Gauch oder Alter Plan vor
dem Kirchhof fest, sondern vermittelt auch einen
Eindruck von der Begegnung zwischen Reichstagsadel
und städtischem Gremium. Dieses beratschlagte
, wie es weiter heißt, daß man denen gegenüber
, die ihre Forderung (zur Vorbereitung eines
Turniers) vorgebracht haben, den Schaden, der
daraus entspringen kann, eröffnen solle in der Hoff-

Abb. ij Das Dominikanerkloster
in Freiburg. Ausschnitt
aus dem großen Freiburg-Plan
von Gregorius Sickinger, 1589.

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