Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 191
(PDF, 95 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0193
Walter Salmen - Das Freiburger „Tantzhus"

Abb. 6 Brot- und Tanzhaus in Nördlingen,
Detail mit der Kaiserfigur von 1513.

diese abendlichen Lustbarkeiten noch durchweg aus
Reigen, die choreographisch nicht sonderlich differenziert
und ohne nationale Merkmale vollzogen
wurden.121471 wird beispielsweise aus Regensburg
berichtet, der Herrscher habe der Tradition gemäß
„ein rayen vor getantzet". Dabei habe er - in der
für Reigenführer damals üblichen Weise - als Zeichen
seiner Vortänzerrolle „den Arm aufgeworfen".
Dieses Aufwerfen des Arms war auf allen damaligen
Tanzböden üblich, bei den Reigen der Landbevölkerung
(Abb. 7 und 9) ebenso wie am kaiserlichen
Hofe.

In Nürnberg wurden im Jahre 1487 während
eines Hoftages „rayen und täntze" (also Paartänze)
von der vornehmen Gesellschaft ausgeführt und im
Juni des Jahres 1491 bei einem Kaiserbesuch auf dem
Rathaus abends „mancherlei tentz auf welsche und
niederländische art" geübt und für die auf den Sitzbänken
Zuschauenden dargeboten. Geiler von

Kaysersberg, der streitbare Prediger am Oberrhein,
kannte 1498 auch den „Welschtantz" sowie den
„Spaniol", Tänze die er verwarf. 1494 wurden erstmals
die Bürger von Worms mit dieser neuen Tanzkultur
bekannt gemacht und zwar anläßlich einer
Hochzeit, an der Maximilian I. als Brautführer gemeinsam
mit der jungen Königin Bianca Maria
Sforza aus Mailand teilnahm. Eine Chronik berichtet
: „Als die burgerschaft auf dem marckt beisammen
ist, drit k. may. cantzler neben den könig, nach
verlaufung anderer ding, und läse aus einem buch
diesen nachgeschrieben eid und sagte ime ieglicher
nach überlaut. Nach vorgeschribener huldigung hat
die königin auf den abent begehret zu tantzen; darzu
waren berufen uf 20 erbarer frawen in irem erbaren
habit; da tantzten mit der königin pfaltzgraf Philips
churfurst zur lincken hand und tantzten 8 graven
vor und nach mit facklen züchtiglich umbher und
etlich graven und herren mit hofffjungfrawen nach;
doch nicht viel teutsche täntz. Darnach den andern
tantz tantzten andere fürsten graven und herren und
edle mit hofjungfrawen und bürgerin manch tantz
bisz nach mitternacht. Und da 3 tantz geschehen
waren, käme der konig ausz seinem gemach an den
tantz und ret mit der königin und waren fast frölich.
Als man scheiden woll, ging der konig zu den
burgerin vorr und vor und gab jeglicher sein hand
lachent gar gutlich. ... Es gingen auch die fürsten
graven und herren und besahen die burgerin mit
fleisz; wurden gelobt und sonderlich umb irer
ersamen kleidung willen. Keine hat einen
geschmuck, sondern alle fein schlecht und erbar one
des advocaten fraw, hat geschmuck umb das haupt
halsz und brustduch uf den necken schlagen. Am
anderen tag tantzet man abents wieder und ward
die königin uf teutsch gekleidet mit zurück hängten
haar und hat ein rot paretlin uf."

Zu dieser Schilderung einer schicklichen Kleidung
auf dem Tanzboden paßt eine Federzeichnung
von Albrecht Dürer, die er im Jahre 1500 fertigte,
um im Bilde festzuhalten, wie sich damals die Nürnberger
Frauen des ersten Standes für die sogenannten
„Geschlechtertänze" kleideten (Abb. 8).13

Der zitierte Auszug aus einer Wormser Chronik
belegt paradigmatisch einen beachtenswerten

Abb. 7 Bauernreigen unter der
Linde. David Kandel,
Holzschnitt in: Hieronymus
Bock: New Kreütter Buch,
Straßburg 1546.

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