Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 193
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0195
Walter Salmen - Das Freiburger „Tantzhus"

Ketten. Manche Reigen wurden als Tanzspiele mimisch
ausgestaltet. Der Vortänzer trug als Zeichen
seiner Würde und Funktion ein Abzeichen sowie
einen „leitstab". Man faßte sich an den Fingern, am
Handgelenk, am Ellenbogen, am Oberarm oder an
der Schulter. Dies ergab eine Vielfalt, die man gegenwärtig
noch auf dem Balkan etwa beim Kolo
erleben kann. Im Frühling und Sommer versammelte
man sich dazu auf dem Dorfanger, unter der
Linde sowie auf dem Markt. Instrumentalmusik
gehörte nicht stets dazu, jedoch eingeworfene Rufe
und Juchzer. Höfische Gesellschaften pflegten die
diversen Reigenformationen gemessener zu schreiten
als die Landbevölkerung (siehe Abb. 7), schon
weil die bis auf den Boden reichende, schwere Kleidung
der Damen keine weiten Schritte oder heftiges
Aufspringen zuließ.

Im Spätmittelalter wurden vor allem in den süddeutschen
Städten diverse Reigen auch als Vorführtänze
von Handwerkerzünften oder Burschenschaften
choreographiert. Sie wurden in der Konkurrenz
auf den Straßen und Plätzen zu einem mit
Privilegien ausgestatteten Mittel der Präsentation
von Ansprüchen rechtlich fest gefügter Verbände,
die sich über ihre Tänze definierten. In der Nürnberger
Stadtchronik wird überliefert, daß man dort
um 1350 damit begann, „dass die handwerk aigen
trinkstuben, tentz und zusammenberuefung wollen
haben". Die Zünfte entwickelten mit Hilfe signifikanter
Tanzgeräte eine Vielfalt von Schwert-,
Reifen- oder Bügeltänzen, die als Figurenreigen
besonders im Frühjahr getanzt wurden.

Nach 1450 wurde das Tanzen in Paaren zunehmend
gebräuchlicher. Der Paartanz verdrängte seither
infolge sozialer Wandlungen und der Verluste
vieler Funktionen alle übrigen Formen. Lediglich
in den jüdischen Gemeinden blieben bis ins 18. Jahrhundert
hinein die Reigenformationen dominant.

Dieser Wechsel ist, wie bereits angedeutet, seit
dem Hochmittelalter zunächst im Milieu der Aristokratie
belegbar. Paartänze konnten schneller
modisch angepaßt werden als die Reigenformationen
, die deshalb bereits im 16. Jahrhundert als
veraltet eingeschätzt wurden und so vollzogen sich
die Wechsel von Schritten, Fassungen, Rhythmen

und der Tanzbegleitungen vor allem dort. In ihnen Abb. 9 Tanzpaar am Oberrhein,
prägten sich die habituellen ständischen Unterschie- /. Hälfte des 15. Jahrhunderts,
de deutlich aus, so daß man im 15. Jahrhundert die Tonmatrize aus Neuenbürg.
Bauerntänze oder „gemain tenz" von Bürgertänzen
und Hof- wie Fürstentänzen absetzte.

Uber die Art der Ausführung der „gemain tenz"
sowie der Bürgertänze läßt sich mangels beschreibender
Quellen nur wenig aussagen. Lehrschriften
waren zum Erlernen nicht vonnöten. Das dabei
übliche Drehen und Wirbeln erlernte man durch
Nachmachen, auch das Führen und Fassen. Nur
wenige Bildwerke erlauben einen Einblick in die
damalige Praxis. Darunter befindet sich eine Tonmatrize
aus Neuenburg, die einen Eindruck vermittelt
vom „deutsch" Tanzen am Oberrhein, mit aufgeworfenem
Arm, der Kleidung und dem Kopfputz
während des 15. Jahrhunderts {Abb. 9).

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