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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 225
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0227
werden mußte. Der Hofchronist, der in seinem Tagebuch
über die Krönungsreise Friedrichs III. 1442
auch dessen Aufenthalt in Freiburg festgehalten hat,
vermerkte als außergewöhnliche Besonderheit des
Quartiers bei den Predigern, daß im Klostergarten
„der aller schenist maulberpaum, so ich all mein tag
gesehen hab", stehe, unter dessen Zweigen
„zwaintzig oder dreissig man sytzen unnd essen
unnd trinckhen (können). Unnd in den paum get
ain turn, das man darein get unnd trumett unnd
pheiffet darinn."64

Solche ausladenden, „zerteilten" Bäume waren
Plätze von Festmählern, von Spiel und Tanz.65 1473
gab die Stadt Basel für Kaiser Friedrich und seinen
Sohn Maximilian ein Festmahl unter der gewaltigen
Eiche, die auf dem Petersplatz stand.66 Der
Baum im Freiburger Predigerkloster, wo beide kurz
zuvor geweilt hatten, zeichnete sich zusätzlich zu
seiner weit verzweigten Anlage durch ein turmartiges
Podest in der Baumspitze aus, auf dem Pfeifer
und Trommler über den Köpfen der Tafelnden
musizierten. Dieser festliche Platz war auch der Ort,
wo Bürgermeister und Rat, die dem fürstlichen Gast
das Geleit gaben, diesem die Ehrengeschenke der
Stadt überreichten. Für den Besuch Philipps des
Schönen 1496, der Königin Bianca 1498 und Ferdinands
I. 1524 ist dies ausdrücklich bezeugt.67

Wie die repräsentative, auf höfische Festlichkeit
ausgerichtete Gestaltung des Klostergartens läßt
auch die Gestalt des Wohntrakts die Annahme zu,
daß die herrschaftlichen Gäste eine ihnen angemessene
Unterkunft im Kloster fanden. Die Stadtansichten
des Gregorius Sickinger von 1589 zeigen
„des Kaisers Bau" als Monumentalbau mit Arkaden
, der sich zwischen dem West- und dem Nordtrakt
des Klosters als eigenständiges Gebäude einfügt
. Die Zahl und die Größe der Räume war offensichtlich
ausreichend; die herrschaftliche Ausstattung
mit Teppichen, Wandbehängen und dergleichen
führten König und Landesherr in ihrem
Troß mit.68 Vorteilhaft war auch - insbesondere an
den Hochfesten des kirchlichen Jahres -, daß die
Unterkunft dem Besucher einen direkten Zugang
zu den Gottesdiensten und zu dem Stundengebet
der Mönche erlaubte.

So wird verständlich, daß Erzherzog Albrecht
VI. hier im Predigerkloster residieren, glanzvolle
Hoffeste feiern und einen so anspruchsvollen Gast
wie Erzherzog Philipp den Guten von Burgund
mehrere Tage lang aufnehmen konnte.69 Übrigens
ist die Vermutung, auch die 1366 von den Freibur-
gern zusammengeschossene Grafenburg auf dem
Schloßberg sei damals wieder bewohnbar gewesen
und deshalb von Erzherzog Albrecht für sich und
seine Gäste als Herberge genutzt worden,70 nicht
zutreffend. Die Burg scheint zwar wieder zu
Verteidigungszwecken hergerichtet gewesen zu
sein, als standesgemäße Unterkunft für hochrangige
Gäste - eine Funktion, die sie in der Grafenzeit
hatte - hat sie nicht mehr gedient.71

Diese Aufgabe, ist dem Predigerkloster wohl
sehr bald nach 1366 zugefallen - oder richtiger: blieb
diesem bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts. Da
„des Kaysers Bau" nicht im Besitz des Konvents,
sondern der Stadt war,72 muß der Rat damals den
Wohntrakt für Besuche des Landesherrn an die bestehenden
Konventsbauten angebaut haben. Um
der Herrschaft das Wohnen dort zu erleichtern, war
der Rat übrigens auch zu besonderen Konzessionen
bereit. So wurde beschlossen, Erzherzog
Sigmund beim Predigerkloster eine Mauerpforte
und Brücke über den Stadtgraben einzurichten.73
Diese Regelung ist sicherlich beibehalten und auch
bei späteren Besuchen angewandt worden.

Abb. 6 Predigerkloster mit
Kaiserbau. Ausschnitt aus der
kleinen Stadtansicht des
Gregorius Sickinger, 1589.

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