Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 235
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0237
Hans Schadek - Der Kaiser und seine Stadt

Der kaiserliche Schatzmeister
Jakob Villinger

Ende Oktober 1505 reiste Jakob Villinger150 von
Köln nach Freiburg, um seine Mutter zu besuchen:
Anna Villingerin, die sich ein, zwei Jahre zuvor in
der Breisgaustadt niedergelassen und dort Satzbürgerrecht
erworben hatte.151 Die Ratsmitglieder
haben Villinger wohl erstmals im Jahre 1500 näher
kennengelernt, als er in Freiburg die Rückzahlung
einer Schuld von 9000 Gulden regelte, die König
und Königin bei ihrem Aufenthalt 1498/99 bei Freiburger
Bürgern gemacht hatten. Wenig später tritt
Villinger bereits als Förderer der Stadt beim König
auf.152

Es war für Freiburg ein besonderer Glücksfall,
daß schon so bald nach Konrad Stünzels Ausscheiden
aus dem aktiven Hofdienst wieder ein Bürger
der Stadt am königlichen Hof in eine außerordentlich
einflußreiche Stellung aufstieg. Jakob Villinger,
um 1480 - nicht in Freiburg, wie neuerdings vermutet
, sondern - wohl in Schlettstadt geboren, wo
er die berühmte Lateinschule besuchte,153 begann
seine Laufbahn in der Hofkammer, der königlichen
Finanzbehörde. Dort arbeitete er seit 1501 als
Registrator und Buchhalter; 1508 übernahm er mit
der Verwaltung des Kammermeisteramtes die Leitung
der Behörde.154 Durch seine Kammertätigkeit
erwarb sich Villinger jene detaillierten Finanzkenntnisse
, die ihn seit 1510 - mit eigener Kanzlei,
mit einem Jahressold von 2000 Gulden und einem
Gefolge von 16 Pferden auf seinen Reisen - zum
kaiserlichen „Finanzmonokraten" aufsteigen ließen,
der, stets mit außerordentlichen Vollmachten ausgestattet
, alle wichtigen Finanzgeschäfte des Kaisers
leitete. 1512 wurde er zum Reichsschatzmeister
bestellt. Zwei Jahre später erreichte er mit der Ernennung
zum Generalschatzmeister den Gipfel seiner
finanzpolitischen Karriere.155

Schon als Pfennigschreiber der Hofkammer war
Villinger unter dem Kanzler Konrad Stünzel an den
schwierigen Verhandlungen mit den Eidgenossen
beteiligt. Wenige Jahre später - zu der Zeit, als sich
erste engere Kontakte zu Freiburg feststellen lassen
- befand sich Villinger „inmitten der politischen
Führungsschicht bei Hof", besaß das Vertrauen von

so einflußreichen Männern wie Zyprian von
Serntein. 1504 hat König Maximilian ihn nach der
siegreichen „Böhmenschlacht" am Wenzenberg bei
Regensburg zum Ritter geschlagen. Auch auf dem
Gebiet der Finanzen hatte sich Villinger damals
bereits die Anerkennung des Königs verschafft.
Später wurde er ihm vollends unentbehrlich. Er
besorgte Maximilian für dessen kostspielige Unternehmungen
gewaltige Summen, für die er nicht selten
mit seinem eigenen Vermögen bürgen mußte.156

Die Annahme des Freiburger Bürgerrechts 1511,
der Kauf von Häusern in Freiburg und im benachbarten
Colmar, daneben der Erwerb der elsässischen
Herrschaft Heiligkreuz 1512 deuten auf dauerhafte
wirtschaftliche Interessen Jakob Villingers am
Oberrhein hin. Wir sehen Villinger im Handel mit
Floßholz aus dem Dreisamtal engagiert, durch eine
Gesellschaft, an der er führend beteiligt erscheint
und deren Tätigkeit die Stadt zu fördern sucht.157
Es resultierten daraus Verbindungen, die auch nicht
abrissen, als sich Villingers Tätigkeitsfeld seit 1512
nach Augsburg verlagerte, wo er in die angesehene
Kaufmannsfamilie Adler einheiratete, ein Haus
kaufte und in die Kaufleutezunft eintrat. Gleichwohl
hat der Rat in Villinger immer den Mitbürger
und guten Freiburger gesehen, der sich bereitwillig
für die Stadt engagierte, „als den, der sich für (vor)
all ander, uff die wir ye zu zitten unnser hoffnung
gesetzt hetten, getrüwlich und gutwilligklich bewist
und sich sonderlich allweg ein Fryburger ernempt
(genannt) und für und für zuo pliben erbotten
hat..."158 Villinger mag sich gelegentlich vor den
Räten in so gefühlsbetonter Weise geäußert, als einen
engagierten Parteigänger der Stadt „geoutet"
haben. Der Rat griff das gern auf, ja er variierte die
griffige Formulierung einmal in einem gemeinsam
an Niklas Ziegler und Jakob Villinger gerichteten
Schreiben, in welchem er beide - was auch wieder
ein besonderes Licht auf Zieglers Rolle wirft - als
„für all ander guot Fryburger", als gute Freiburger,
die sich vor allen andern für die Stadt einsetzen, bezeichnete
.159

Formulierungen dieser Art darf man freilich in
ihrer Bedeutung nicht überschätzen; es versteht sich
von selbst, daß sich Villinger auch für andere Städ-

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