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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 248
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0250
Der Streit eskalierte 1495, als die Stadt die ihr
auferlegten Kriegskosten ebenfalls auf die Klöster
umzulegen suchte. Die Summen, die der Rat von
ihnen einforderte, waren teilweise recht beachtlich
.235 Aber obwohl sich der Rat nach Verhandlungen
mit den Klostervorstehern bereit erklärte,
seine Forderungen erheblich zu reduzieren, blieb
die Zahlungsmoral schlecht. Da auch bei der allgemeinen
Steuerumlage zum Schuldenabbau kein Einvernehmen
zu erzielen war, griff schließlich der König
, vom Schultheißen Hans Han in Worms unterrichtet
, selbst ein. Sein „ernstlich" Mandat an die
Klöster, an die Münsterpräsenz und die Priesterschaft
in Freiburg verfügte: „Nachdem die erbern
wysen ... burgermeister, rat und gemeinde derselben
unser stat (Fryburg) in unsern vergangen
kriegsloffen und sonder nechst in hoch Burgund
wider den kunig von Frangkenrich mit irem sweren
costen ... getrüwlich gedient, deßhalben noch merer
schulden uff dieselb statt gewachsen, darum ir von
inen zu merern malen gütlich ersucht sigen, mit inen
darin mitliden ze tragen ..., begeren wir an üch mit
ernst bevelhende, das ir den gemelten von Fryburg
im reißgelt (bei den Kriegskosten) und dem anslag
(der Steuerumlage), üch uffgelegt, den wir zimlich
achten, üwer hilff und stüwr nit abstellent noch
darin lengern verzug thuet, damit si nochmals des
geneigter sigent, uns widerumb ze dienen."236

Trotz seiner entschiedenen Anmahnung blieb
der Erfolg aus. Mit hartnäckiger Verweigerungs-
taktik verschleppten die meisten Konvente die Zahlung
der auferlegten „steur, hilff und Schätzung",
wie Maximilian im Juli 1508 aus Brabant an die
Ensisheimer Regierung schrieb; zwei Jahre später
mußte der Kaiser erneut die Klöster - und ebenso
die Satzbürger, die sich ähnlich zäh zu entziehen
suchten - zur Errichtung der Kriegssteuern und
zum Mittragen der bürgerlichen Lasten ermah-

237

nen.

Die Erfahrung, die die Stadt mit ihren Klöstern
machte, veranlaßten den Rat schon früh zu versuchen
, die Kastvogtei, also die Schutzherrschaft über
die Konvente mitsamt der Verwaltung der weltlichen
Belange in die Hand zu bekommen. Das gelang
bis etwa 1500 weitgehend, zum Teil mit Unterstützung
der Regierung in Ensisheim238 - bis auf
das Barfüßerkloster, um dessen.Reform noch 1515
heftig gestritten wurde. Der Rat hatte sich schon
1504 an Maximilian mit der Bitte gewandt, die dringend
gebotene Reform des verweltlichten Klosters
voranzubringen und auch auf den päpstlichen Legaten
entsprechend einzuwirken. Es gelang mit Jakob
Villingers Hilfe, die volle Unterstützung des
Kaisers zu gewinnen, der sich für die Absichten der
Stadt bei den Ordensobern verwendete - mit Erfolg
, die Stadt setzte sich durch239 und erhielt die
Schirmherrschaft über den Barfüßerkonvent zugesprochen
. Sie bekam somit die Verwaltung des Klosters
in die Hand. Es war der Schlußstein im Bemühen
des Rates, über die 14 Klöster, mit denen,
wie er meinte, die Stadt „hart überlastiget" war,
soweit Verfügungsgewalt zu erhalten, daß er deren
Vermögenspolitik steuern konnte. Denn bis dahin
hatten die Konvente durch Schenkungen und Aufkäufe
immer mehr Liegenschaften und Vermögenswerte
in der Stadt der Verfügung und Kontrolle des
Rates entzogen.

Die politische Agitation einer Bürgeropposition,
die sich gerade zu dem Zeitpunkt, als Maximilian
in die Landesherrschaft eingetreten war, Zugang
zum Rat verschafft hatte und die Bürgerschaft spaltete
,240 konnte vom König angesichts der nicht einfach
zu bewerkstelligenden Sanierung der Finanzen
nur als gravierende Störung seines Vorhabens
begriffen werden. Maximilian hat schnell reagiert
und durch seine Räte, unter ihnen Kanzler Konrad
Stünzel, dafür sorgen lassen, daß ein Interessenausgleich
zwischen den verfeindeten Parteien gefunden
wurde: damit die Bürger künftig „all einander
fruntlich, trostlich, hilflich und bystendig sigent als
bürgerlicher einikeit wol anstat".241

Maximilian wußte, daß sich diese „einikeit" nur
einstellen würde, wenn sich die innerstädtischen
Verhältnisse zum Bessern wenden würden. Als positive
Signale in dieser Richtung sind die Privilegien
zu verstehen, die der Kaiser Freiburg verliehen
hat. Den Auftakt machte die Bestätigung der althergebrachten
Rechte der Stadt 1490, die seit den
Zähringern von den jeweiligen Stadtherren immer
wieder konfirmiert worden waren.242 Sie brachte


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