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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 251
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0253
Hans Schadek - Der Kaiser und seine Stadt

100 Gulden anging, die er, von Maximilian beauftragt
, für die Ausstattung des königlichen Quartiers
benötigte, machten sie ihn darauf aufmerksam, daß
der König bei der Stadt noch mit 1500 Gulden in
der Kreide stand. Freilich wagte der Rat dann doch
nicht, die Darlehensforderung des Untermarschalls
zurückzuweisen, „damit durch solich klein gelt kein
unwil entstend".250

Freiburg hatte dem König die 1500 Gulden nicht
aus dem Gemeingut der Stadt zahlen können; vielmehr
mußte die Summe bei privaten Geldgebern
gegen Schuldverschreibung aufgenommen werden
.251 Der Vorgang erscheint widersinnig, denn
kurz zuvor hatte man auf Maximilians Betreiben
hin mit dem Versuch begonnen, die Verschuldung
der Stadt zu reduzieren. Nichtsdestoweniger drängte
der König den Rat schon von Innsbruck aus -
und er verstärkte den Druck dann noch während
seiner Anwesenheit auf dem Reichstag -, eine Teilbürgschaft
für eine Schuldverschreibung von 35000
Gulden zu übernehmen, die auf der habsburgischen
Grafschaft Sonnenberg lag. Dies war dem Rat aber
doch zu riskant und er verweigerte seine Zustimmung
beharrlich.252

Im Herbst 1500 suchte Eberhard Struss im Auftrag
des Rates auf der Frankfurter Herbstmesse eine
weitere Schuldsumme des Königs von 1000 Gulden
einzutreiben, die die Stadt von ihm und drei
anderen Bürgern aufgenommen hatte und für deren
Rückzahlung Ulrich Fugger in Augsburg bürgte
. Als Bürgen des Königs erscheinen die Fugger
auf einem von Jakob Villinger, dem königlichen
Buchhalter, für die Stadt ausgestellten Wechselbrief
über 400 Goldgulden, der 1506 einzulösen war. Im
selben Jahr zahlte die Stadt dem obersten Sekretär
des Königs Niklas Ziegler, ihrem Vertrauensmann
bei Hof, ein Darlehen von 400 Gulden aus. Da das
Augsburger Handelshaus der Fugger, die seit der
Jahrhundertwende zu den wichtigsten Geldgebern
des Königs aufgestiegen waren, in Frankfurt eine
eigene Faktorei unterhielt, hat der Rat mehrfach
dort Rückzahlungen der königlichen Kammer entgegennehmen
können oder eingefordert. 1510 etwa
ging es um eine Schuld Maximilians in Höhe von

2600 Gulden, die Freiburger Kaufleuten, die sich
auf der Frankfurter Messe aufhielten, für die Stadt
ausgehändigt werden sollten.253

Die Darlehen, die die Stadt dem Kaiser gewährte
, waren innerhalb der gesetzten Fristen zurückzuzahlen
. In der Regel kann davon ausgegangen
werden, daß diese nicht eingehalten wurden. Im
Oktober 1514 etwa ließ sich Jakob Villinger von
der Stadt über die Ausstände des Kaisers informieren
; es waren noch drei Posten in Höhe von 900,
2500 und 8000 Gulden offen.254 Das Darlehen von
900 Gulden war, wie einem Schreiben von 1509 zu
entnehmen ist, schon „vor mehreren Jahren" an den
Landvogt Wolf von Fürstenberg ausbezahlt worden
.255 Das Darlehen von 8000 Gulden hatte die
Stadt - mit einer Laufzeit von einem Jahr - schon
im Mai 1507 bereitgestellt, obwohl sie sich zunächst
dem Ansehen hatte entziehen wollen. Denn auch
diese Summe konnte die Stadt nicht aus dem eigenen
Haushalt finanzieren, sondern mußte sie bei
ihrem Bürger Dr. Konrad Stürtzel leihen. Stürtzel
aber hatte selbst im Auftrag Maximilians und gemeinsam
mit Jakob Villinger die Verhandlungen mit
dem Rat geführt, so daß dieser schließlich seinen
Widerstand aufgab - zum Unwillen der Bürger, die
glaubten, Stürtzel habe sein „spil" mit ihnen getrieben
.256 Die Versuche des Rates, die Rückzahlung
dieser Summe zu erreichen, waren so zahlreich wie
vergeblich. Da half nicht einmal der direkte Draht
zum Schatzmeister Jakob Villinger, über den fast
alle Verhandlungen liefen. Eindruck machte auch
nicht, daß die Stadt zeitweise die jährlichen Zinsen
aus dieser Verpflichtung nicht mehr zahlen konnte
- 1512 waren 800 Gulden aus zwei Jahren aufgelaufen
, woraufhin die Witwe des Konrad Stürtzel
die Stadt kurzerhand verklagte. Gut zehn Jahre später
, im August 1523, stand immer noch die Rückzahlung
von 4000 Gulden aus.257

Zu diesen Belastungen, die die Stadt trotz aller
Abhängigkeit vom Landesherrn noch in gewissem
Umfang steuern konnte, traten nun jene Auflagen,
die pauschal über die Untertanen verfügt wurden.
Der auf dem Reichstag zu Worms und dann wieder
zu Freiburg verhandelte „Gemeine Pfennig", eine

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