Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 280
(PDF, 95 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0282
Horst Buszello - Krise, Reform und neuer Aufschwung

siczent", war.20 - In der Folgezeit erwies sich die
Satzbürgerschaft als so attraktiv, daß nicht nur mehr
und mehr Stadtadlige in diese eintraten, sondern
ebenso eine steigende Anzahl von auswärtigen
Herren und Prälaten (etwa der Abt von St. Blasien),
von Akademikern und „reichen Müßiggängern".
Der wohl bekannteste Freiburger Satzbürger war
Konrad Stürtzel, Kanzler König Maximilians L, mit
einem Satz von 10 Gulden (= 5 Pfund 15 Schilling)
jährlich.21

Das Gewerftregister von 1481 verzeichnet 17
adlige Steuerzahler; 1491 und 1492 war deren Zahl
auf 14 gesunken. Umgekehrt stieg die Zahl derer,
„die mit setzen sitzend, edel, priester und andere",
von 26 auf 56. Ab 1500 weisen die Gewerftbücher
keine eigene Gruppe adliger Steuerzahler mehr auf,
sondern fassen diese mit den Satzbürgern als
„herren, edellüt und vnzünfftig" zusammen. Ein getrennter
Ausweis von gewerftzahlenden Adligen
war offenbar der Situation nicht mehr angemessen.
Zum Vergleich: Das Weinungeldbuch von 1390 registrierte
58 adlige Familien, dazu 43 Kaufleute.22

Ein gutes Beispiel für die Geschichte des städtischen
Adels ist die reich verzweigte Familie der
Snewlin.23 1240 erscheinen sie als „cives Fribur-
genses", 1242 als „milites" - was die doppelte Stellung
als Bürger und Ritter zum Ausdruck bringt.
Während im 13. Jahrhundert das Erwerbsinteresse
großen breisgauischen Höfen galt, erwarben sie im
14. Jahrhundert vorwiegend feste Häuser und Burgen
- und die Lebensführung nahm immer stärker
adlige Züge an. Gleichzeitig beteiligten sie sich am
Bergbau in verschiedenen Revieren. Seit Beginn des
14. Jahrhunderts teilte sich die Familie in zahlreiche
Linien (im Hof, zum Wiger, Bernlapp, von
Landeck, von Wiesneck, von Blumenberg, von
Birchiberg/Birkenberg). Im 14. Jahrhundert besetzten
die Snewlins mit großer Regelmäßigkeit das
Bürgermeister- und das Schultheißenamt sowie Sitze
im Rat. Auf fünf Mitglieder der Gesamtfamilie
als Bürgermeister zwischen 1434/35 und 1467/68
folgten erst wieder ab 1491/92 Barthlome Snewlin
und Arbogast Snewlin Bernlapp von Zähringen als
Bürgermeister sowie der letztere auch als Schultheiß
(bis 1512/13).24

Aufschlußreich ist ebenso die Geschichte des
Konrad Stürtzel.25 Nach Jurastudium und Lehrtätigkeit
an der jungen Freiburger Universität trat der
aus Kitzingen am Main gebürtige Jurist in die Dienste
Herzog Sigmunds, ab 1490 König Maximilians,
zuletzt und bis 1500 als Rat und Hofkanzler am
Innsbrucker Regiment. 1491 erhob Maximilian
Konrad und dessen Bruder Bartholomaeus als
„Stürtzel von Buchheim" in den erblichen Adelsstand
, nachdem jener die Mark Buchheim als österreichisches
Lehen von David Snewlin von Landeck
auf Wiesneck gekauft hatte. Seit 1481 ist Konrad
Stürtzel als Satzbürger der Stadt Freiburg nachgewiesen
, wo er sieben nebeneinanderliegende Häuser
erwarb und zu einem großen Herrensitz um-
und ausbaute (der Kern des späteren Basler Hofs).
Die Hauskapelle schmückte der von Hans Wydyz
geschnitzte Drei-Königs-Altar, der heute im Münster
aufgestellt ist.

Den mit Abstand größten Teil der Freiburger
Bevölkerung bildeten die Gewerbetreibenden, die
Handwerker, Händler und Taglöhner - korporativ
erfaßt in den 12 Zünften der Schmiede, Krämer,
Metzger, Schneider, Bäcker, Küfer, Schuhmacher,
Tucher, Gerber, Zimmerleute, Maler und Rebleute
(die mit Ausnahme der Schuhmacherzunft jeweils
mehrere Gewerbe umfaßten). Für die Zeit um 1500
weisen die Gewerftlisten etwa 1100 steuerzahlende
Zunftmitglieder beziehungsweise Familien aus.

Die Zünfte hatten zahlreiche Funktionen. Sie
trugen den militärischen Schutz der Stadt. Sie sorgten
für den sozialen Schutz ihrer Angehörigen,
waren eingebunden in das religiös-kulturelle Leben
der Bürgerschaft und bildeten in den Zunfthäusern
Zentren der Geselligkeit. Sie waren schließlich
wirtschaftlich-gewerbliche Organisationen -
wobei diese Seite seit dem späteren 15. Jahrhundert
immer mehr in den Vordergrund trat, bis die Zünfte
am Ende zu gewerblichen Regulierungs- und
Zwangsorganisationen wurden.

Über die Zunft waren die Handwerker auch
und vor allem im städtischen Rat vertreten. Sitz und
Stimme kraft Amtes hatten die 12 Zunftmeister.
Dazu stellten die Handwerker eine wachsende Zahl
von „Zusatzräten" (zwölf und mehr), da die Kauf-

280


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0282