Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 294
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0296
Abb. 12 „Wie fürwittig den
Edlen Tewrdannckh aber in ein
anndre geferlichkeit füret mit
einem Pallierrad. " Der 14jährige
Maximilian brachte 14J3 bei
einem Besuch in einer Freiburger
Schleifmühle seinen Schuh unter
einen „ Calcidan pallier stein ".
Holzschnitt, vermutlich von
Hans Schäufelein, aus dem
„Theuerdank", 1517.

einen dritten Jahrmarkt, doch konnte sich dieser
nicht fest etablieren.

Ziel- und Abfahrtsort des die Stadt passierenden
Warenstroms war das Kaufhaus. In ihm - dem
gewerblichen und fiskalischen Amtshaus der Stadt
- wurden die ankommenden Güter gelagert, wurden
die Zölle berechnet und erhoben sowie die
Warenschau durchgeführt. Erst in zweiter Linie und
wohl nur im Handel mit großen Lasten und Quantitäten
war das Kaufhaus auch Verkaufsstätte.

„Zu vnsern Zeiten ist zu Fryburg ein groß
hantierung mit Catzedoniensteinen, darauß man
paternoster, trinckgeschirr, messerhefft vnd vil andere
dingen macht. Dise stein werden in Lothringen
gegraben, aber zu Fryburg geballiert."93 Mit
diesen Worten beschreibt Sebastian Münster in seiner
„Cosmographie" das Schmuckstück der Freiburger
Gewerbe, das Handwerk der Bohrer und
Balierer. Bearbeitet wurden Halbedelsteine,
Chalcedon, Jaspis, Karneol und Achat aus den
Fundstätten des Schwarzwaldes, dazu Achat aus der
Gegend um Saarbrücken; ferner Bergkristall aus der
Schweiz und - sicher belegt erst für das 16. Jahrhundert
- Granat aus Böhmen. Gefertigt wurden
Schmuck- und Luxusgegenstände aller Art, Rosenkränze
und Gefäße. Größtes Ansehen genossen die
Hohlwerker, die sich auf die Herstellung von Gefäßen
aus Bergkristall verstanden.94 Eine deutliche
Rangabstufung bestand auch zwischen den Bohrern
und Balierern; die ersteren sanken mit der Zeit
zu Hilfsarbeitern der das Endprodukt fertigenden
Balierer ab. Das Absatzgebiet der Waren ging weit
über den regionalen Rahmen hinaus, Frankfurt und
wohl auch Straßburg waren wichtige Umschlagplätze
. Eng waren die Beziehungen der Freiburger
Balierer zum landesfürstlichen Hof in Innsbruck.
1474 erhielt Herzog Sigmund - „wohl als Geschenke
für die Weiblichkeit gedacht" - 26 Herzen aus
Jaspis, Blutstein und Kalzedon; 1478 kaufte er sechs
„serpentein schalen" und 1489 „ettlich calcidonien
hefft zu credenzmessern". Aus dem Nachlaß Kaiser
Maximilians I. werden drei Stücke erwähnt, von
denen zumindest zwei „als sichere Freiburger Werke
" gelten können. Zu den Auftraggebern von
Kristallwaren gehörten später auch Kaiser Karl V.
(1548) und Erzherzog Ferdinand II. (1573,1588).95
Die Bohrer und Balierer waren keiner bestimmten
Zunft zugeordnet, sondern konnten diese nach
persönlichem Ermessen wählen. Zur Regelung ihrer
gewerblichen Tätigkeit schlössen sie sich deshalb
zu einer eigenen „Bruderschaft" zusammen
und gaben sich eine eigene Handwerksordnung. Die
„Ordnung" von 1451 versucht zum einen, die Qualität
der Produkte zu sichern, indem sie die Menge
der auf einer Schleife pro Jahr geschliffenen Steine
begrenzt - „umb daz man die Korner dester bas
mit Fliss und uffdas vinste ussbereiten möge". Zum
anderen will sie verlegerischen Praktiken entgegen-

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