Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 296
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0298
In einem ausführlichen Schreiben der Stadt an
das Regiment zu Innsbruck von 1520 heißt es, daß
von den drei Gewerben, die die Stadt einst groß
gemacht hätten, der Silberbergbau und der Safrananbau
keinen Gewinn mehr abwürfen. Nur das
„ballieren der Caltzedonien stein" halte man noch
in „gutter Ordnung" und man hoffe auf einen erneuten
Aufschwung. Doch einschränkend fügt der
Rat sogleich hinzu, daß die Stadt einen erheblichen
Standortnachteil zu verkraften habe: sie liege nicht
an einer der großen Fernhandelsstraßen.100 Der
Hinweis auf die exzentrische Verkehrs- geographische
Lage war nicht übertrieben. „Die großen Verbindungslinien
von Osten beziehungsweise Südosten
über Mitteleuropa nach Westeuropa verliefen
sehr weit nördlich der Stadt und die von Süd-
nach Nordwesteuropa sehr weit westlich der Stadt;
nicht einmal die Verbindungslinie bayrisch-schwäbischer
und Bodenseeraum zur mittleren Rhone
und ihren aufsteigenden Handelsplätzen im 15.
Jahrhundert berührten Freiburg."101 Das Straßennetz
, in das die Stadt eingebunden war, war ein regionales
, auch wenn es den Anschluß an überregionale
Straßen sicherstellte und der Freiburger
Wirtschaft damit einen Fernbereich zugänglich
machte. Es handelt sich dabei einmal um die Straße
Basel-Freiburg-Offenburg-Straßburg; zum anderen
um den Verkehrsweg Breisach-Freiburg-Villingen
, der westwärts an den Rhein und in östlicher
Richtung über Villingen nach Schwaben und
zum Hochrhein führte.

Krise und Reform

Die ältere Wirtschaftsgeschichte der Stadt Freiburg
ist gekennzeichnet durch ein dynamisches Wachstum
im Hochmittelalter, dem ein ökonomischer
Niedergang im späten Mittelalter folgte. Erst im 16.
Jahrhundert fand die städtische Wirtschaft zu Stabilität
und verhaltenem Wachstum zurück.

Als Symptome des Niedergangs - Erscheinungen
, die zugleich aber auch krisenverstärkende Faktoren
(Sekundärursachen) waren - sind zu nennen:
■ der eklatante Bevölkerungsrückgang vom Ende

des 14. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts (so-

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fern man die demographische Bewegung nicht
nur als biologische Folge der Pestdurchzüge,
sondern auch als Reflex ökonomischer Veränderungen
versteht),

■ die Misere der öffentlichen Finanzen,

■ die zunehmende Rentenbelastung der Häuser
bei gleichzeitigem Anstieg der Zwangsversteigerungen
infolge von Zahlungsunfähigkeit der
Leistungspflichtigen.102

Hinweisen darf man ebenso auf den hohen Anteil
der „Armen" an der städtischen Bevölkerung im
späten 15. und früheren 16. Jahrhundert sowie auf
das gänzliche Verschwinden eines eigenen Kaufleutestandes
ab 1467, was vielleicht auch als Folge
einer schrumpfenden Wirtschaft zu deuten ist.

Die primären Ursachen des Niedergangs lagen
in einem Bündel sich wechselseitig verstärkender
Ereignisse und Entwicklungen.

■ Der Rückgang des Silberbergbaus im Schwarzwald
seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert entzog
kapitalkräftigen Freiburger Bürgern und
damit der Stadt beträchtliche Einnahmen.

■ Der Fall der Getreidepreise von circa 1380 bis
circa 1480 als Folge der demographischen
Schrumpfung entlastete zwar die unteren und
mittleren Bevölkerungsschichten, setzte jedoch
Stadtadel und Klöster als Empfänger ländlicher
Grundrenten unter erheblichen ökonomischen
Druck.

■ Die „Zunftrevolution" des Jahres 1388 veran-
laßte zahlreiche Adlige, die Stadt zu verlassen,
während die 1368 eingeführte Abzugssteuer den
Zuzug in die Stadt gebremst haben dürfte.103

■ Die Kosten des Herrschaftswechsels von 1368
zwangen die Stadt zu „gewaltigen Kreditaufnahmen
", die „den städtischen Haushalt während
des gesamten Mittelalters" belasteten.104

■ Die Bindung der Stadt an die werdende Großmacht
der Habsburger war mit weiteren und erheblichen
finanziellen Zwangsaufwendungen
zur landesherrlichen Schuldendeckung und zur
Bestreitung von Kriegskosten verbunden.

■ Die aufblühende ländliche Wirtschaft des Umlandes
brachte der Stadt Einkommensverluste,
die im Einzelfall sicherlich gering, langfristig ge-


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