Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 303
(PDF, 95 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0305
Horst Buszello - Krise, Reform und neuer Aufschwung

kloster untergebracht werden, wo die Räume allerdings
noch etwas ausgebessert werden müßten.
Sobald die Ankunft König Maximilians in der Stadt
bekannt werden würde, würde alles im Preis aufschlagen
, Wein, Korn, Hafer und „gemain kuchenspeis
"; es wäre deshalb angebracht, für einen Aufenthalt
des Herzogs in Freiburg rechtzeitig Vorsorge
zu treffen. Da er, Eisenreich, mit seinem Geld
nicht auskomme, werde er seine jetzige Herberge
verlassen und bei einem Priester Quartier nehmen.
Er hoffe, „die zerung [dort] leichter dan in offen
herbergen ze haben"; vor allem aber sei er der Sorge
vor einer Ansteckung mit der Syphilis, den
,,[b]oß platern", enthoben, „die dan fast gemain zu
Freiburg" seien. Von dem „prechen der pestilenz",
der Pest, höre er derzeit nichts sagen.

Die Angst vor einem Pestausbruch war nicht
unbegründet, nachdem die Seuche gegen Ende des
15. Jahrhunderts wieder häufiger aufgetreten war
und auch die Stadt Freiburg nicht verschont hatte.
Als sicher belegte Pestjahre in Freiburg gelten die
Jahre 1474 (als ein Pilger die Stadt fluchtartig verließ
), 1485 (in dem allein im Kloster Günterstal elf
Nonnen und zwei Novizinnen starben) sowie 1492
(als Professoren und Studenten aus der Stadt an einen
sicheren Ort flohen). Das nächste Auftreten der
Pest fällt in das Jahr 1501/02 - und ihr bis dahin
schwerstes Wüten wird für 1519 berichtet.141

In der vorindustriellen, agrarischen Gesellschaft
hing die Ernährungslage der Menschen weitestgehend
von den jährlichen Ernten und damit von natürlichen
, vor allem klimatischen Gunst- und
Ungunstlagen ab. Im Sommer 1480 zerstörte eine
verheerende Überschwemmung der Dreisam Brük-

ken, Wehre, Scheunen sowie Häuser und vernichtete
Heu und Korn auf den Feldern.142 Der folgende
Winter 1480/81 war lang und kalt, das Frühjahr
schlecht, der Sommer zu kühl und regnerisch. Die
Preise „explodierten". Erst eine gute Ernte 1483
brachte eine Wende zum Besseren. Extrem kalt und
schneereich war auch der Winter 1490/91, das Frühjahr
1491 spät (noch im Mai fiel Schnee), der Sommerverregnet
. Die Lebensmittelpreise von 1490 bis
1492 (bei Weizen bis 1493) lagen nur wenig unter
denen der Jahre von 1481 bis 1483. Demgegenüber
fiel der Reichstag 1497/98 in eine klimatisch günstigere
Phase; die Ernten waren überwiegend ergiebig
, die Preise für Wein und Korn entsprechend
niedrig. Das Jahr 1497 scheint insgesamt recht warm
und trocken gewesen zu sein. Doch vernichtete ein
starker Frost im Mai zumindest in Teilen des Landes
die Baumblüte und schädigte die Reben und
Feldfrüchte, was dort einen spürbaren Mangel und
einen Anstieg der Preise zur Folge hatte: „... war
gar ein hüpscher frielling; do vermaynte man, es
solte ein fruchtbares jar sein khomen, aber ahn dem
hailligen pfingstaubend [13. Mai] füel der aller-
greste, auch raueste reüff und erfror das bluost ahn
den bäumen, dan es waren auch alle lachen überfroren
. Domall was die weit gantz und gar erschrok-
ken, und war darnach unstät wetter büs in den
brachmonet, der war vast warm. Darnach war das-
selbige jar ein zimliche guote notturft ...".143 Für
1498 verzeichnen die Quellen indes keine nennenswerten
Negativmeldungen, was auf ein „normales"
Jahr schließen läßt. Der Rat und alle Verantwortlichen
dürften dies mit Erleichterung zur Kenntnis
genommen haben.

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