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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 342
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0344
Tom Scott - Freiburg und der Bundschuh

noch „Der arm Mann mag in der Welt nicht mehr
genesen". Beim Eintritt in die Verschwörung hatten
sich die Teilnehmer nur noch zur Geheimhaltung
und nicht mehr auch auf religiöse Parolen zu
verpflichten.

Die Fahne, die Fritz von 1502 her noch unbe-
malt bei sich hatte verwahren können, wurde jetzt
mit ihrer einprägsamen Symbolik fertiggestellt.
Welche Devise nunmehr darauf abgebildet war, ist
nicht eindeutig zu bestimmen. Nach der Aussage
von Jacob Huser aus Lehen trug sie die Legende
„Herr, stand diner gottlichen gerechtikeit bi!" (wie
1502 vorgesehen), doch er gab zu, die Fahne nicht
gesehen zu haben.43 Sein Dorfgenosse Kilian Meiger
bekannte dagegen, daß auf der weißblauen Fahne
ein weißes Kreuz, Kaiser, Papst, die Jungfrau Maria
, der Heilige Johannes der Täufer, die Leiden
Christi und ein knieender Bauer, vorab aber ein
Bundschuh als Versinnbildlichung ihres Vorhabens,
dargestellt werden sollten. Von einem Spruch wußte
er nichts zu berichten - er hatte jedoch die Fahne
ebenfalls nicht zu Gesicht bekommen!44

Auf der Bienger Kirchweihe hoffte Fritz, mit
einem Schlag an die zweihundert Bauern anwerben
zu können, worauf der Bundschuh als bewaffneter
Aufstand ausbrechen sollte. Seine Strategie sah vor,
die Marschroute zunächst über kleinere Städte wie
Burkheim und Endingen zu legen, um Stützpunkte
zu sichern und Geschütze zu beschlagnahmen.
Dann wollte man sich nach Süden wenden, um militärischen
Beistand bei den Eidgenossen zu suchen.
Denn nur mit deren Unterstützung war es möglich
, zum Angriff auf die am stärksten befestigten
Hauptorte des Breisgaus - Freiburg und Breisach -
überzugehen. Als Stichtag für den Uberfall auf Freiburg
wurde der 11. November gewählt, an dem der
Martinimarkt stattfand - der große Jahrmarkt nach
der Weinlese, wo viele Bauern in der Stadt weilen
würden. Doch sollte außerdem zuvor unter den
städtischen Handwerkern für den Bundschuh geworben
werden. Fritz dachte also weniger an eine
unmittelbare Belagerung der Stadt als an deren
Überrumpelung. Daß eine Belagerung mit einem
Aufgebot von relativ bescheidenen Streitkräften die
Stadt bezwingen konnte, hat das Vorgehen der

Aufständischen im Bauernkrieg gezeigt, als die vereinigten
Haufen der Schwarzwälder, Markgräfler,
Kaiserstühler und Ortenauer Bauern - insgesamt
kaum über 6000 Rebellen - der Stadt die Wasserversorgung
abschnitten. Es scheint aber dem Naturell
von Joß Fritz eher entsprochen zu haben, mit
den Methoden der verschwörerischen Aufwiegelung
und des geheimen Umsturzes zu arbeiten.
Dafür kam ihm das Treiben auf dem Martinijahrmarkt
wie gelegen. Er plante nämlich, die Bevölkerungwährend
des Marktes durch eine Brandstiftung
in Panik zu versetzen; daraufhin sollte die
Gemeinde zu den Waffen laufen und in einem
Gewaltstreich den Rat stürzen. In der Tat hat ein
Sesselmacher am Vorabend des Jahrmarktes um
Mitternacht im Wirtshaus „zum Kiel" neben dem
Rathaus Feuer gelegt.45 Doch als die Sturmglocken
geläutet wurden, versammelten sich die Zünfte auf
dem Münsterplatz ordentlich und in gutem Gehorsam
.

Bis dahin war die Verschwörung ohnenhin seit
geraumer Zeit verraten worden. Schon im Sommer
hatte ein Maler zu Freiburg namens Theodosion den
Rat davon ins Kenntnis gesetzt, daß ihn ein Bauer
im Auftrag von Joß Fritz verstohlen um die Bemalung
der Bundschuhfahne angegangen sei, doch
konnte er keine Einzelheiten mitteilen.46 Erst Anfang
Oktober kam der gesamte Aufstandsplan
durch einen Teilnehmer, den Michael Hanser aus
Schallstadt, dem Markgrafen Philipp von Baden auf
Schloß Rötteln zu Ohren, der sofort den Freiburger
Rat und andere umliegende Herrschaften verständigte
.47 Obgleich umgehend nach den Rebellen
gefahndet wurde, gelang es dem Anführer und
„rechten Houptsecher" des Bundschuhs Joß Fritz
abermals, mit seinen engsten Vertrauten aus Lehen,
Kilian Meiger und dem Fähnrich Jacob Huser, zu
entfliehen. Auf dem Weg in die Schweiz wurden
diese zwar festgenommen, Fritz selber konnte aber
entschlüpfen.

Auch nach dem Scheitern der Lehener Bundschuhverschwörung
kam der Oberrhein freilich
nicht zur Ruhe. Im Elsaß, zu dem Fritz wiederum
seine Fäden geknüpft hatte, gärte es weiter. Vor allem
fürchteten die dortigen Obrigkeiten, darunter

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