Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 344
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0346
Tom Scott - Freiburg und der Bundschuh

Abb. 6 Der Holzschnitt aus Pamphilus Gengenbachs „ Bundtschu " von 1514 zeigt bewaffnete Bauern
beim Schwur auf die Bundschuhfahne. Auf dieser ist der Gekreuzigte über dem bäuerlichen
Schnürschuh mit Maria und Johannes dargestellt, zu deren Füßen betend Bauer und Bäuerin knien.
Im Hintergrund - in einer Landschaft mit Bauern bei der Ernte - betont die biblische Szene
der Opferung Isaaks vollends die Gottgefälligkeit der bäuerlichen Erhebung.

tischen Handwerker entsprochen hätte. Somit war
von Anfang an einem solidarischen Bündnis zwischen
Stadt und Land die Grundlage entzogen. Fritz
konnte allenfalls auf ein taktisches Bündnis setzen,
wie wir es in Ansätzen beim Schlettstädter Bundschuh
bereits beoachten konnten. Wäre der Lehener
Bundschuh mit den Umtrieben des Konrad Walzenmüller
zeitlich zusammengefallen, so wäre ihm eine

fünfte Kolonne in der Stadt möglicherweise geöffnet
worden. Damit hätten ganz andere Rahmenbedingungen
die Ausbreitung und den Ausgang
der Verschwörung bestimmt.

Bei der Fahndung nach möglichen Teilnehmern
übernahm der Freiburger Rat in charakteristischer
Weise die Führungsrolle. Bereits eine Woche vor
der Bienger Kirchweihe hatte er Späher aufs Land
hinausgeschickt, am Vorabend des Festes wurde
sogar eine bewaffnete Reiterschar in die Dörfer des
Breisgaus abkommandiert; die Rädelsführer waren
indessen längst entwichen. Der Ratsherr Ulrich
Wirtner sollte mit der vorderösterreichischen
Regierung Gegenmaßnahmen erörtern. Dabei beharrte
der Rat auf dem Standpunkt, die Rebellen
hätten überhaupt keinen Anlaß zum Aufbegehren.
Das ist eine verblüffende Feststellung, wenn man
sich des zähen Ringens um den Schutz der bäuerlichen
Ausbürger der Stadt vor den Schikanen der
Dorfherren im Laufe des 15. Jahrhunderts vergegenwärtigt
!

In der Publizistik wirkte der Bundschuh zu
Lehen lange nach. Eine anonyme Schilderung der
Ereignisse - „Der Bundtschu. Disz Biechlein sagt
von dem bösen Fürnemen der Bundtschuher, wye
es sich angefengt, geendet und auskumen ist" -
wurde um die Jahrhundertwende als Pamphlet in
der Offizin des Basler Buchdruckers Pamphilius
Gengenbach gedruckt. Gengenbach hat selber
dazu eine Reimvorrede verfaßt, die vor dem Bundschuh
als unzulässigem Aufruhr warnte. Spätere
Auflagen des rasch verbreiteten Traktats wurden
mit Holzschnitten versehen, die die Bundschuhfahne
abbildeten. Die Legende mit der Anrufung
der göttlichen Gerechtigkeit findet man darauf freilich
nirgends. Ebenfalls um 1500 wurde ein anonymes
„Lied von dem Bundtschuch" gedruckt, das
vielleicht aus der Freiburger Meistersingerschule
stammt. Weitere Bearbeitungen des Gengenbach-
schen Büchleins kamen hinzu, vor allem das
„Narrenschiff vom Bundtschuh", das mit Holzschnitten
des berühmten Schweizer Zeichners Urs
Graf ausgestattet wurde.52

Doch ehe der Bundschuh in das Reich der Legende
verschwand, unternahm es Joß Fritz ein drit-

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