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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 392
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0394
Hartmut Scholz - Kaiserliche Fensterstiftungen

maierei hervorgegangenen Meisters Hans von
Ropstein als Werkstattleiter hervorgehoben und -
ausgehend von einer näheren Betrachtung des durch
Inschrift für Ropstein gesicherten Rappoltstein-
schen Fensters - die Visierungen insgesamt für diesen
reklamiert.26 Uber den Dritten im Bunde, Dietrich
Fladenbacher, ließ sich weiter nichts Substantielles
aussagen, und so hat man in ihm überwiegend
den Handwerker gesehen, der für den - in
Teilen allerdings recht virtuosen - Glaszuschnitt
oder aber für untergeordnete Bereiche (Damastmuster
, Architekturteile) zuständig gewesen sei.27

Es ist bemerkenswert, daß die Frage nach dem
Visierer, das heißt nach dem künstlerisch Gesamtverantwortlichen
, stets pauschal auf die Verglasung
aller Obergadenfenster und eigentlich immer auf
die Alternative Hans von Ropstein oder Jakob
Wechtlin eingeengt wurde. Angesichts der heterogenen
Auftraggeberschaft, die vom Kaiser über den
regionalen Adel bis zu ansässigen Bürgerfamilien
reicht, wäre - trotz möglicher Verpflichtungen auf
ein formal einheitliches Gesamtkonzept - von vornherein
eher mit verschiedenen Entwerfern zu rechnen
. Dies würde den Gepflogenheiten der Zeit entsprechen
und wurde im Chorumgang des Münsters
wenig später ja genau so praktiziert. Von etwaigen
Visierungen, die seitens des Kaiserhauses bereitgestellt
wurden, wie im Chorumgang zum Beispiel
durch die Universität,28 ist freilich nirgendwo die
Rede, doch exakte Vorgaben müssen zumindest für
die korrekte Darstellung der überdimensionalen
Wappenbilder unbedingt vorausgesetzt werden.

Ziehen wir andere Kaiserstiftungen zum Vergleich
heran, dann werden diese Überlegungen bestätigt
. Im Falle der eingangs schon erwähnten
Rundscheibenserie mit den Kriegstaten und diversen
Jagden Maximilians gibt ein Brief des Kaisers
an seinen Schatzmeister Jakob Villinger in Augsburg
näheren Aufschluß. Dort heißt es: „Wir
schickhen dir hiemit ain abschrift etlich gemelte,
so wir in zwainzig Scheiben malen und smelzen und
in unsern neuen Thuren zue Lermus in etlich fenster
einsetzen lassen wollen, wie du sehen wirdest."29
Zu dieser Arbeit solle er umgehend den Hofmaler
Hans Knoder dingen, diesem nach Vollendung den

Maler- und Schmelzerlohn ausbezahlen und die
Scheiben an des Kaisers Wirt in Lermoos übersenden
. Mit besagter „abschrift etlich gemelte" ist offenbar
nichts anderes als eine Reihe erläuternder
Skizzen oder Zeichnungen gemeint, die dem beauftragten
Künstler eine Vorstellung von Maximilians
Wünschen vermitteln sollte: vermutungsweise
Nachzeichnungen („abschrift") nach den vor 1512
ausgeführten Deckfarbenminiaturen des Triumphzugs
aus der Werkstatt Albrecht Altdorfers.30 Da
zu Recht darauf hingewiesen wurde, daß „viele der
gemalten Schlachtenkompositionen in den Rundblättern
Jörg Breus in München fortwirkten", ist
nicht einmal auszuschließen, daß es sich bei der
Sendung Maximilians bereits um diese eigentlichen
Visierungen gehandelt haben könnte.31 Von bereitgestellten
Visierungen erfahren wir auch im Kontext
eines kaiserlichen Wappenfensters für das Bre-
genzer Rathaus. Hier lautet die Anweisung Maximilians
an seinen dortigen Amtmann Jobst Witter:
„Wir schigken die hierinn beslossen ain visier etlicher
unser wappen, wie dw sehen wirdest, und
emphelhen dir mit ernst, das dw dieselben wappen
laut der viesier in glaszwerch smelzen und in daz
fensterwerch in die ratstuben unser stat Bregenntz
machen lassest."32 Im Fall der beiden überlieferten
Wappenfenster von Nauders und Graun in Tirol
sind zwar die Farbverglasungen verloren, doch hat
sich ausnahmsweise einmal der Entwurf erhalten
{Abb. 7).33 Dieser erinnert nicht nur in wesentlichen
Punkten an das Arrangement der Wappen im
Freiburger Chorachsenfenster. Er gibt zugleich
wertvolle Hinweise über die praktische Seite des
Fensterauftrags: Die Bewilligung des Kaisers, ein
Fenster in den neuen Kirchenbau zu stiften, war
gleich bei der Durchreise in Nauders im Mai 1516
schriftlich festgelegt und durch den beigelegten
Entwurf - „laut der hier Innliegenden Visier" - konkretisiert
worden. Das bedeutet aber, daß die
Visierung ad hoc, gewissermaßen unter den Augen
Maximilians und sicher nicht ohne Anweisungen
seinerseits gezeichnet worden war. Daß derselbe
Entwurf beinahe umgehend für eine zweite am Weg
liegende Fensterstiftung des Kaisers in der Annakirche
des benachbarten Graun nochmals eigens

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