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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 399
(PDF, 95 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0401
Hartmut Scholz - Kaiserliche Fensterstiftungen

das zweimalige Vorkommen des Hl. Andreas, sondern
auch die Darstellung Gregors (es sei denn
Georg), der soweit ich sehe in keinem nachweisbaren
Verhältnis zum Haus Habsburg gestanden hat.
Eine besondere Vorliebe Maximilians für den Hl.
Sebastian gründet dagegen in der Zugehörigkeit des
Kaisers zur Sebastiansbruderschaft von Ried und
zeigt sich später auch in der Darstellung des Pestheiligen
in den Kaiserfenstern zu Möns. Die verbleibenden
acht Heiligen aber sind die bereits bekannten
Schutzpatrone von Osterreich und Burgund
, die Namenspatrone Maximilians, seines Sohnes
Philipp und seiner beiden Enkel Karl und Ferdinand
, sowie Angehörige der Sipp-, Mag- und
Schwägerschaft; Stifterbilder fehlten ganz. Angesichts
der dreibahnigen hohen Langhausfenster der
Blaubeurer Klosterkirche wird man - wie später im
Chor des Freiburger Münsters - allenfalls von partiellen
Farbverglasungen ausgehen dürfen. Ob dabei
die Heiligenfiguren in den seitlichen Lanzetten,
die verschiedenen Wappen des Heiligen Römischen
Reichs in den mittleren Fensterbahnen zu sehen
waren, wie Fritz Herz die schriftliche Uberlieferung
interpretiert, läßt sich freilich nurmehr vermuten
. Jedenfalls deutet nichts darauf hin, in
Blaubeuren monumentale, fensterübergreifende
Wappen anzunehmen - eine Bildlösung, die daher
als Besonderheit der Freiburger Kaiserstiftung festgehalten
werden darf. Angesichts der enormen Bedeutung
, die Maximilian der Heraldik beimaß, wäre
es ein ansprechender Gedanke, ihm selbst die Idee
für diese bildbeherrschenden monumentalen
Wappenbilder im Hochchor des Freiburger Münsters
zuzuschreiben.

Eine Kaiserstiftung
für die Freiburger Kartause
um 1515/1516

Nur wenige Jahre nach Vollendung der Arbeiten
an den Hochchorfenstern des Münsters fällt die
Ausführung jener vielgerühmten Farbfenster für die
Freiburger Kartause, die zum bedeutendsten zählen
, was die deutsche Glasmalerei des frühen 16.
Jahrhunderts hervorgebracht hat. Über die wechselvolle
Geschichte der insgesamt 31 erhaltenen
Restscheiben und vereinzelter Kopffragmente ist
bereits alles Wissenswerte mitgeteilt:56 Mit der Säkularisierung
des Kartäuserklosters 1782 wurden
die Scheiben veräußert und bereits ein Jahr später
im frühklassizistischen Neubau der Klosterkirche
St. Blasien im Schwarzwald, mehr oder weniger
stark beschnitten, in zehn Fenstern der Rotunde
wiederverwendet; dort sind sie 1784 in einem Reisebericht
des Abbe Philippe-Andre Grandidier mit
der Provenienzangabe „chartreuse de Fribourg"
beschrieben.57 Nach der Aufhebung des Klosters
gelangten die Glasgemälde als Folge höchster Resolution
des Großherzoglichen Staatsministeriums,
das heißt auf Befehl Seiner Königlichen Hoheit des
Großherzogs Ludwig von Baden, 1820 über Karlsruhe
nach Schloß Langenstein.58 1872 gingen Schloß
und Herrschaft Langenstein durch Erbe an die gräfliche
Familie Douglas über, die einen Großteil der
Glasgemälde 1897 in Köln bei J. M. Heberle versteigern
ließ.59 Heute befinden sich die Scheiben
verteilt auf das Historische Museum in Basel (8),
das Augustinermuseum in Freiburg (1), das Badische
Landesmuseum in Karlsruhe (4), das
Schnütgen-Museum in Köln (3), das Germanische
Nationalmuseum in Nürnberg (2) sowie die Sammlungen
des Grafen Douglas in Langenstein (7 + verschiedene
Fragmente) und des Baron Heyl zu
Herrnsheim in Worms (1); fünf zugehörige Scheiben
des Berliner Kunstgewerbemuseums, die zu den
besten der ganzen Folge gehörten, wurden 1945
zerstört.60

Uber den ursprünglichen Standort der Glasgemälde
in der nach 1345 durch den Freiburger
Bürgermeister Johannes Snewlin den Gresser am
Rand der Stadt gegründeten Kartause St. Johannisberg
sind keine sicheren Aussagen möglich: Von den
zahlreichen Fensterstiftungen in den kleinen Kreuzgang
- „galilea minor" -, die das Anniversarium der
Kartause für die Jahre 1468 bis 1506 überliefert, läßt
sich offenbar keine auf die erhaltenen Scheiben beziehen
.61 Dagegen ist für den Zeitraum ihrer Entstehung
ab 1512, unter dem Priorat des großen
Gelehrten und Magisters der Artistenfakultät an der
Freiburger Universität, Gregor Reisch von Balingen

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