Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 400
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0402
Hartmut Scholz - Kaiserliche Fensterstiftungen

(f 1525), nur die Rede von fünf neu errichteten
Mönchszellen und nicht weiter spezifizierten Neubauten
der Kirche und des Refektoriums; Fenster,
die für diese Neubauten oder - wie vermutet wurde
- zur Vollendung der Verglasung des kleinen oder
großen Kreuzgangs bestimmt waren, werden nicht
erwähnt.62

Da es hier nur um die mögliche Zugehörigkeit
von Einzelscheiben zu einer kaiserlichen Fensterstiftung
für die Kartause zu tun ist, scheiden 23 der
31 bekannten, in Teilen zu Zweier- und Dreiergruppen
zusammengeschlossenen Glasgemälde von
vornherein aus der Betrachtung aus.63 In die engere
Auswahl kommen nurmehr acht der sicher nach
Entwürfen Hans Baidung Griens ausgeführten, etwas
unterlebensgroßen Standfiguren der Zeit um
1515/16: an erster Stelle die im Krieg zerstörten
Berliner Scheiben der Hll. Ludwig und Georg, letzterer
mit dem Wappen des Heiligen Römischen
Reichs; ferner die Hl. Elisabeth auf Schloß Langenstein
, die beiden Kartäuserheiligen Hugo von Lincoln
und Hugo von Grenoble in Nürnberg, sowie
Johannes Baptist, Christus als Ecce homo und Maria
als Mater dolorosa in Karlsruhe (Abb. 13-18).b4
Das kaiserliche Wappen, präsentiert von Maximilians
persönlichem Patron, dem Hl. Georg, ist seit
jeher als Indiz für eine aktive Beteiligung des Kaisers
an der Ausstattung der Kartause bewertet worden
. Doch auch die Hll. Ludwig und Elisabeth,
selbst die beiden Kartäuser-Bischöfe könnten in
einer kaiserlichen Fensterstiftung ihren Platz gefunden
haben: Elisabeth und Ludwig zählen wieder
zum Kreis der Heiligen aus der Habsburger Sippschaft
und zumindest der Hl. Bischof Hugo von
Lincoln begegnete bereits 1512 in der Kaiserstiftung
im Hochchor des Freiburger Münsters in annähernd
gleicher Gestalt, wenn auch noch nicht mit
jenem unverwechselbaren Baldungschen Charakterkopf
(vgl. Abb. 5, 18). Es ist nicht einmal abwegig
, wenn verschiedentlich von einer Porträtähnlichkeit
des Hl. Ludwig mit dem jugendlichen
Maximilian und der Hl. Elisabeth mit Maria von
Burgund gesprochen wurde.65 Wenn Baidung aber
andererseits fähig war, dem Hl. Georg die Züge des
kaiserlichen Beamten Jakob Heimhofer zu geben,

wie auch noch weitere seiner Köpfe - in unseren
Glasgemälden wie im Hochaltar des Münsters -
ebenfalls Porträtcharakter besitzen, dann will dies
für die in Frage stehende Auftraggeberschaft des
Kaisers nicht allzuviel besagen.66 Als Stifter für die
beiden Ordensheiligen kämen daher ebenso der
Prior oder der Konvent in Frage, ja mit noch größerer
Berechtigung darf dies sogar im Fall der beiden
Hauptpatrone der Kartäuser - Christus und
Maria als Ecce homo und Mater dolorosa - sowie
des Hl. Johannes Baptist, des Titelheiligen der Freiburger
Kartause, angenommen werden.

Ohne Kenntnis der ursprünglichen Fensteröffnungen
ist es schlechterdings unmöglich, Aussagen
über Umfang und Zusammengehörigkeit der
einzelnen Scheiben innerhalb eines oder mehrerer
Fenster zu treffen. Allein der Umstand, daß ein
Großteil der fraglichen Glasgemälde keine Wappen
zeigt, läßt vermuten, daß diese ehemals in umfangreichere
Verglasungen integriert gewesen waren.
Entsprechend ausgedehnte Fensterstiftungen einzelner
Stifter sind beispielsweise gleich in größerer
Anzahl für den großen Kreuzgang der Basler
Kartause überliefert.67 Wenn nicht die enge persönliche
Verbundenheit Maximilians mit seinem
Beichtvater Gregor Reisch den Anlaß für eine solch
umfangreichere kaiserliche Fensterstiftung gegeben
hatte, dann wäre mindestens an die geläufige Praxis
zu erinnern, hochstehenden Persönlichkeiten
gelegentlich eines Aufenthalts im Kloster einen
Obolus für Glasgemälde abzunehmen, um dafür
dann das Wappen der Betreffenden im Fenster anzubringen
.68 In Anbetracht der homogenen Gesamterscheinung
der großen Kartausscheiben ist
nicht auszuschließen, daß man in Freiburg ähnlich
vorgegangen ist. In diese Richtung deutet nicht zuletzt
der Hl. Lambert, eine der eindrucksvollsten
Gestalten der ganzen Serie, hinter der man gelegentlich
, wie berechtigt, das sei dahingestellt, sogar ein
Porträt des damaligen Priors Gregor Reisch vermutet
hat (Abb. 14). Obwohl der Heilige, einer der
Stadtpatrone, durch das Stadtwappen Freiburgs als
Stiftung des Gemeinwesens ausgewiesen wird,
scheint die wuchtige Gestalt bereits von Anfang an
als Gegenstück des Hl. Georg, des zweiten Stadt-

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