Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 410
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0412
Abb. 26 Mars aus einer Folge der
sieben Planeten. Holzschnitt von
Hans Burgkmair, um ijio.

halbes Jahrhundert unausgeführt gelassen hätte, um
zuletzt seinem Sohn - dem Urenkel Kaiser Maximilians
- die Verantwortung dafür aufzubürden.
„Was Ich in meinem leben in meiner gedaechtnus
nit volbring, das wirdt nach meinem todt weder
durch dich oder ander nit erstat...", so hatte es Maximilian
im Weißkunig weitsichtig formuliert; fast
hätte er damit im Fall der Freiburger Kaiserkapellen
Recht behalten.

Die künstlerische Verantwortung für die außergewöhnlichen
Bildfenster beider Kaiserkapellen, deren
Ausführung in der ansässigen Ropstein-Werkstatt
einmal mehr durch die verwendeten Damastmuster
belegt werden kann, ist wiederholt und sicher
zu Recht einem Augsburger Entwerfer zugeschrieben
worden, wobei man in erster Linie Beispiele
aus dem druckgraphischen GEuvre Hans

Burgkmairs bemühte.86 Tatsächlich sind die nächsten
Parallelen für die überreich applizierte
Renaissanceornamentik, die üppigen Fruchtgirlanden
und die Bögen und Giebel bevölkernden
Putten und Fabelwesen bereits in Burgmairs
Holzschnitten der Zeit um 1510 zu finden und
hätten folglich auch jedem Epigonen zur Verfügung
gestanden: Zu nennen wären hier insbesondere die
Folge der Planetenbilder oder die der Sieben Tugenden
, in denen auch die kleinen, in starker Untersicht
gegebenen mythologischen Szenen auf den
flankierenden Säulen im Fenster Philipps bereits
der Idee nach vorgebildet sind (Abb. 26)F Selbst
für die seltene Perspektive, die den Augenpunkt
des Betrachters - wie in Wirklichkeit vor den Fenstern
- tiefer legt als den Fußpunkt der dargestellten
Figuren, gibt Burgkmairs Einblattschnitt des
Hl. Sebastian von 1512, wenn auch noch nicht einwandfrei
bewältigt, ein frühes Vergleichsbeispiel.88
Entwürfe für Glasmalerei von der Hand
Burgkmairs sind zwar bislang nicht bekannt geworden
, doch in einem Fall - den Visierungen für
acht Scheiben in die Ratsstube des alten Augsburger
Rathauses im Jahr 1515 - ist seine Tätigkeit auf
diesem Gebiet zumindest schriftlich überliefert.89
Auf der anderen Seite besitzen wir im zeichnerischen
Werk des kaum minderbedeutenden Augsburger
Malers Jörg Breu d.A., den wir überdies im
Fall der Lermooser Rundscheibenserie mit den
Kriegstaten Maximilians, also bereits als Entwerfer
für einen kaiserlichen Glasmalerei-Auf trag, kennengelernt
hatten, gerade in den zwanziger Jahren ganz
erstaunliche Parallelen zu den Freiburger Kaiserfenstern
. Insbesondere der Entwurf für ein Epitaph
mit der Darstellung der Vierzehn Nothelfer und der
knienden Stifterfamilie im Nationalmuseum in
Stockholm könnte hinsichtlich Aufbau und Perspektive
geradezu als Gegenstück zu den Freiburger
Bildarchitekturen dienen (Abb. 24).90

Untersicht als besondere „Würdeformel" tritt
im Kontext der Habsburger Herrscherikonographie
auffallend gehäuft in Erscheinung, und das
ist gewiß kein Zufall. Für unsere Belange sind die
entscheidenden Schritte bereits in der Nürnberger
Glasmalerei vollzogen worden: in den Fenstern

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