Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 434
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V

BW-

Abb. ii Gebetbuch
Kaiser Maximilians.
München, Bayerische

Staatsbibliothek. Fol. i^v.

Albrecht Dürer, 1514/iy

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Handschrift in jedem Federstrich getreu zu bewahren
. Schwer vorstellbar immerhin, Unmittelbarkeit
und Frische des Entwurfs hätten durch derlei Transformation
keine spürbare Einbuße erlitten. Ist Skepsis
also dennoch geboten?9

Fest steht allein, daß das brandeilige Gebetbuch-
Unternehmen ins Abseits geriet, zunächst sicher
deshalb, weil mit der päpstlichen Approbation des
Kaiendars vorläufig nicht mehr zu rechnen war.
„Theuerdank" und „Ehrenpforte", die beiden einzigen
Publikationen, die noch zu des Kaisers Lebzeiten
herausgebracht würden, genossen statt dessen
jetzt Vorrang. Nach Maximilians Tod war das
Interesse dann gänzlich erkaltet: Als der kaiserliche
Sekretär 1520 für den Enkel und Nachfolger
Karl V. eine Liste der unvollendeten Projekte abfaßte
, ließ er vom Gebetbuch kein Wort verlauten.
Die abendländisch-ritterliche Kreuzzugsidee des
11./12. Jahrhunderts hatte sich längst überlebt. Auch
dem militärisch nutzlosen St. Georgs-Orden, der

nie mehr als wenige Dutzend Berufene zählte (darunter
seit 1511 angeblich auch der eben verwitwete
Kaiser), war insoweit keine Zukunft beschieden.10
Uber die weiteren Schicksale des maximilianischen
Handexemplars ist nur knapp zu berichten.
Kaiser Rudolph IL, der beständig nach verfügbaren
Originalen Dürers Ausschau hielt, war dem „verschollenen
" Werk anscheinend dicht auf der Spur.
Der 1586/87 datierten Korrespondenz mit einem
Agenten entnimmt man, daß sich das Buch seinerzeit
im Nachlaß des Kardinals Antoine Perrenot de
Granvella, vormals Minister Philipps II. von Spanien
, befand. Mit den sterblichen Uberresten muß
es dann aus Madrid in Perrenots Vaterstadt Besan-
£on überführt worden sein, wo ein zweiter Bewunderer
der Dürerschen Kunst, Herzog Maximilian
I. von Bayern, die durch Dürer und Cranach verzierten
Lagen nicht viel später erwarb. Übrigens
hatte man damals schon alle Partien mit falschen,
teils in die Irre führenden Signaturen versehen, und
gerahmte Deckfarbeninitialen waren an die Stelle
der gedruckten oder ausgesparten Zierlettern getreten
.11 Der „minderwertige", in Besangon belassene
Rest des Gebetbuchs gelangte zuletzt in städtische
Obhut. Erst zu Ende des vorigen Jahrhunderts ergab
sich, daß er mit dem Münchner Bestand eine
Einheit bildet. Lithographische Nachbildungen
(1808) hatten Dürers Randschmuck mittlerweile
umfassend bekannt gemacht und in der Gebrauchsgraphik
der deutschen Romantik einen wahren
Modetrend ausgelöst.

III

Dürers Anteil stand in der Wertschätzung - zu
Recht - stets obenan. Nur ihm hat die Kunstwissenschaft
substantielle Beiträge gewidmet, die nicht
allein auf das Staunen erregende graphische Können
des Meisters, seine unerschöpfliche Erfindungsgabe
eingingen, sondern auch den Sinnzusammenhang
von Text und Dekor zu erfassen suchten. Denn
das macht ja gerade die Besonderheit der künstleri-

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