Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 441
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meinsamer Überzeugung christlicher Moralisten
von jeher, daß der wollüstige Genuß mit dem ewigen
Tod letzten Endes bezahlt werden muß? Das
passende zeitgenössische Beispiel wäre aus jener
weit verbreiteten Moralsatire des Straßburger Stadtschreibers
Sebastian Brant zu beziehen gewesen, die,
„Das Narrenschiff" genannt, die Torheit der Welt
in all ihren Erscheinungsformen in Text und Bild
zur Zielscheibe nimmt.34

Ein komplementärer parodistischer Einfall wird
so auch dem eigenwilligen Zwitterwesen des
„Amorknaben" zugrunde liegen, der im Werk Baidungs
ein Fremdling ist. Gefiederte Engelsfiguren
einer Weihnachtsdarstellung Schongauers sollen
hier Pate gestanden haben.33 Den auffallend widersinnigen
Wurmfortsatz des Leibes erklärt der Hinweis
allerdings nicht. Die Annahme ist wohl erlaubt,
Cupido sei dadurch eine metamorphotische Verbindung
mit der Schlange des Paradieses, dieser
Ursache allen Übels, eingegangen, um über sein
schändliches Tun nur ja keinen Zweifel entstehen
zu lassen.36 Auf die Fleischeslust nämlich war der
Ungehorsam Adams und Evas gerichtet, legten gezielt
frauenfeindliche Auslegungen des Sündenfalls
seinerzeit nahe. Sie haben anscheinend auch den
Christenmenschen Baidung beunruhigt, soweit das
(Euvre für sich allein eben einen Einblick ins Denken
und Fühlen des Künstlers erlaubt:37 Sexualität
und Todesverfallenheit sind alle beide Geschenke
des Satans.

4. Christus am Kreuz und Beweinung Christi
Lage 13, fol. 71r, Seiten- und Fußsteg; mit authentischem
Monogramm „HGB" (Abb. 5)

Schräggestelltes Kreuz, daran der erhöhte Kruzi-
fixus in Untersicht, die Lenden von einem windgeblähten
Tuch umspielt. Am Fuß des Stamms hat
sich ein wehklagender Engelsputto freischwebend
festgeklammert. Im Folgebild beugt sich die kauernde
Muttergottes in stummer Verzweiflung über
den toten Sohn, der schräg einwärts, die Fußsohlen
zum Betrachter, auf ebener Erde ausgestreckt ist.
Ausblick in eine gebirgige Landschaft. Der zugehörige
Text enthält Vers 4 bis 8 des auf fol. 70v (ohne
Illustration) beginnenden Psalms 84, in dem der
Beter göttliche Gnadenerweise, Erbarmen und Segen
erfleht: Hervorzuheben vor allem die Schriftzeilen
„operuisti om/nia peccata eorum. Mitigasti

Abb. 14 Beweinung Christi.
Holzschnitt. Hans Baidung
Grien, um 1515/ij.

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