Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 445
(PDF, 95 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0447
zu,54 der Volksaberglaube sah sie weit mehr noch
mit dämonischen Kräften begabt und als Botin des
Unheils. Um ihren gefürchteten Schadenzauber
auszuüben, nähmen Hexen mit Vorliebe derlei Tiergestalt
an, erzählte man sich.55 In der Konfrontation
mit dem weit überlegenen Löwen begegnet uns
die Katze dann erst in der politischen Emblematik
der Barockzeit wieder {Abb. 16), wo es, rund einhundert
Jahre später, die Devise zu veranschaulichen
gilt, „daß nur niemand mit ungleichen Kräften
die Macht eines anderen reize."56 Aus religiöser
Sicht sieht es Baidung augenscheinlich nicht anders.

7. Reitender Putto auf einem Mischwesen
Lage 14, fol. 77v, Fuß- und Seitensteg unten; mit
authentischem Monogramm „HGB" (Abb. 9)

Ein nackter Putto, die Zügel in der Hand, hält sich
furchtsam auf einem vierfüßigen Ungeheuer, das
verschiedene Tiermerkmale in sich vereinigt: Kopf
und Fell sind die eines Walrosses, Krallen und
Schwanz lassen an eine große Echse denken, die
Schwanzflosse an einen Fisch. Der zugehörige Text
(weiterhin zur Terz) besteht aus dem Schluß des
Kapitels, aus Versikel und Responsorium, die an den
zwei Seiten zuvor (fol. 76v) einsetzenden Psalm 121
anschließen (Lob Jerusalems als Stadt des Friedens),
gefolgt von einem Gebet, in dem Gott angefleht
wird, die Fürbitte der Jungfrau Maria wirksam werden
zu lassen.

Unter dem Zwang, alles, auch das seltsamste
Zeichen deuten zu wollen, verfällt man allzu leicht
auch auf die seltsamsten Ideen. Versuchen wir trotzdem
, Baidungs scheinbar ausufernder Phantasie
durch einen hypothetischen Textbezug Zügel
anzulegen. „Et clamor meus ad te veniat - Und mein
Rufen dringe zu Dir [o Herr]" heißt es da (nicht
zum ersten und einzigen Mal) in der Schlußzeile
des Responsoriums: Hat das verstörte Knäblein mit
dem angstvoll geöffneten Mund, das eine viel zu
große Bestie zu zähmen sich anschickt, vielleicht
hier seinen Ursprung? Und hat man es so auch
verstanden? Denken wir nur an Jörg Breu, der als
Illustrator offenbar anschließend zum Zuge kam

m

und, mehr schlecht als recht, die auf den ersten Blick
doch eher beziehungslose Allegorie der Prudentia
(Klugheit) in einem dunkleren Grün seitlich hinzusetzte
.

Die Bildtradition sollte immerhin einigen Aufschluß
geben. Eine spätere Kopfdetailstudie Dürers
kommt dem Baldungschen „Walroß" auch konzeptionell
in erstaunlichem Umfang nahe (Abb. 18).
„Das dosig [d.h. träge] thyr van dem ich do das
hawbt [d.h. Haupt] conterfett hab, ist gefange worden
in der niderländischen see und was XII eilen

Abb. iy Versuchung

des hl. Antonius

aus der Loch er erkap eile

des Freiburger Münsters.

Freiburg, Augustinermuseum.

Glasgemälde. Werkstatt

Hans von Ropstein

nach Entwurf von

Hans Baidung Grien, 1520.

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