Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 446
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Detlef Zinke - Die Randzeichnungen Baldungs

lang brawendisch [d.h. brabantisch] mit für füssen",
hat der Nürnberger Meister, aus der Sicht des
Augenzeugen vermeintlich, während seiner Niederländischen
Reise 1521 durch Aufschrift notiert.57
Dem Besucher eines Kuriositätenkabinetts wird
man wohl ein Teilpräparat vorgeführt haben,58 und
für den eher bodenständigen Baidung sind günstigere
Umstände ohnehin kaum auszudenken.
Mehr als das konservierte „hawbt" einer Robbe hat
auch er sicher nie zu Gesicht bekommen, weshalb
er seine Unkenntnis auch ohne Zögern als Chance
begriff, die wunderliche Gestalt noch ins Sagenhafte
, Monströse zu steigern. Weit außerhalb, an den
Rändern der damals bekannten Welt, dachte man
sich den angestammten Ort der faszinierenden
„Monstra", die, gottfern, aber durchaus ein fester
Bestandteil der göttlichen Ordnung, speziell in den
Randzonen liturgischer Bücher dementsprechend
ihr Unwesen trieben.59 Nicht ohne ein gehöriges
Maß Ironie, könnte man meinen, nimmt der Illustrator
diesen Traditionsfaden auf.

Doch hat es damit keineswegs sein Bewenden.
Auf die schlechthin teuflische Natur des Seeungeheuers
mit den „schrecklichen" Zahndolchen weist
uns Baidung wenig später dann selber, indem er einen
der Versucher des hl. Antonius als walroßköpfi-
gen Dämon verkleidet und derart den Lastern oder
Mächten des Bösen ein überraschend fremdartiges
Antlitz verleiht (Abb. 17).b0 Vielleicht noch suggestiver
ist dann das Dürersche Beispiel: Eben aufs
Papier gebracht, dient ihm das bizarre, völlig harmlose
Geschöpf bei nächster Gelegenheit gar als
satanischer „Drache", der die fromme Christin
Margarethe einst im Kerker bedrohte und nun,
durch den Glauben besiegt, die heilige Jungfrau als
Begleiter kennzeichnet.61 Bei solch negativer Sinngebung
sollte Baldungs amüsanter Dressurakt
schon verständlicher sein. In der Chiffre des sogenannten
„Drachen-Reiters" erkannten kundige
Betrachter ja seit langem bereits einen Sünder, der,
von seiner Leidenschaft buchstäblich fortgetragen,
ihrer zuletzt nicht mehr Herr werden kann,62 und

Abb. 18 Kopf eines Walrosses.

London, British Museum.
Federzeichnung, aquarelliert.
Albrecht Dürer, 1521.

: 1 s- % 1

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