Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
117: Der Kaiser in seiner Stadt. Maximilian I. und der Reichstag zu Freiburg 1498.1998
Seite: 447
(PDF, 95 MB)
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ähnliches hatte wohl auch unser Zeichner vor Augen
. Der stumme, im Gebetstext anklingende Hilferuf
des machtlosen Kindes wäre, so gesehen, jedenfalls
nur zu plausibel. - Unter dieser Prämisse trifft
dann auch der rätselhafte Bildkommentar Breus
wahrhaftig ins Zentrum. Denn seine Kardinaltugend
„Klugheit" (deren Verkörperung vielfach nach
dem Attribut der Schlange, weit seltener, wie hier,
nach dem Drachen verlangt) hat tröstlicherweise die
Bestie doch noch gebändigt. Nicht bloße Zutat, fast
schon Trophäe ist das sichtbar erniedrigte Tier: Einsicht
und Gottvertrauen halten die sündhaften
Begierden folglich im Zaum.

8. Raufende Knäblein

Lage 14, fol. 79r, Fußsteg; mit authentischem Monogramm
„HGB" {Abb. 10)

Zwei nackte Buben, im Ausfallschritt einander attackierend
, ziehen sich gegenseitig an Ohren und
Haaren. Zugehörig der Schluß eines auf fol. 78v beginnenden
Gebets, größtenteils identisch mit dem
auf fol. 73v abgedruckten (s. dort), dazu die Stundengebetsformel
zur Sext „Deus in adiutorium
meum intende - O Gott, komm herbei, um mich
zu retten" (Ps. 69, 2), gefolgt von einem Hymnus,
in dem die Menschwerdung Gottes und Maria als
Mutter der Barmherzigkeit besungen werden (fol.
79v).

Das wie beiläufig auf den unteren Randstreifen
gesetzte Bildmotiv, wohl nicht zufällig das letzte
Bemühen Baidungs im gegebenen Zusammenhang,
wird der buchgestalterischen Aufgabe kaum noch
gerecht. Es läßt jedenfalls erahnen, nimmt man die
beiden ähnlich unaufwendigen Vorgängerszenen
hinzu, daß der Illustrator nur noch mit halbem
Herzen bei der Sache war. Entsprechend beiläufig,
wenn nicht banal mutet auch die mögliche Bezugnahme
auf den Gebetsversikel an, der zwar un-
überhörbar die Hilfe Gottes erfleht,63 aber bekanntermaßen
fast sämtlichen marianischen „Stunden",
nicht nur der Sext des Marienoffiziums, voransteht
und in den beiden rangelnden Putten auch allzu
spielerisch-leichtgewichtig interpretiert erschiene.

Hätte sich Baidung am herkömmlichen Illustrationsprogramm
der Stundenbücher zu orientieren
gehabt, wäre hier vermutlich, dies nur allgemein,
die Anbetung der Könige als kanonischer Bestandteil
eines über die Gebetszeiten verteilten Marienleben
-Zyklus gefordert gewesen.64

Anders als in den vorherigen Beispielen ist der
Künstler nun auch nicht mehr um die Originalität
seiner Bilderfindung bemüht, sondern greift der
Einfachheit halber auf eine 1511 datierte Titeleinfassung
seiner eigenen Hand zurück: Weitgehend
identisch und ebenso verortet, tritt das Puttenpaar
des Buchholzschnitts in Seitenverkehrung auf
{Abb. 19).b5 Neu ist die windgeblähte Schärpe eines
der Buben, deren möglicher (christologischer?)
Sinngehalt bis auf weiteres unklar bleibt. Die formale
Angleichung an das ausschwingende Lenden-

Abb. 19 Titeleinfassung

zu Johannes Lupus:

De übertäte

ecclesiastica.

Hans Baidung Grien,

ijii.

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