http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0495
Exponate 20.^1 - 21.2
('Zwölf Saiten'). Glarean sandte Exemplare an
Bischöfe und Äbte als die altgläubigen Garanten
der Kirchenmusikpflege. Das Stuttgarter
Exemplar hat er 1554, sorgfältig von Hand korrigiert
und mit einer Beschuldigung der protestantischen
Basler Drucker versehen, an Christoph
Metzler, Bischof von Konstanz und Abt
auf der Reichenau, verschickt.
Lit.: Aschmann u. a.: Der Humanist Heinrich
Loriti. 1983.
20.31 „VlTIOSA sterilis mule ad musam ...
comparatio"
Jakob Locher (Philomusus)
Druck, Nürnberg 1506, 8°
Freiburg, Universitätsbibliothek, Ra 80/9
Fulminante Streitschrift mit sechs polemischen
Holzschnitten in der Auseinandersetzung Lochers
mit seinen Gegnern vor allem unter den
Ingolstädter Theologen, die er als unfruchtbare
Maulesel bezeichnete. Es geht in verschärfter
Form um das Verhältnis von Dichtung und
Theologie. Locher führte den Streit zunächst von
Freiburg aus, wo er noch einmal lehrte (1503 -
1506) und seine alten Freunde Wimpfeling und
Zasius nun brüskierte.
Lit.: Heidloff: Untersuchungen zu Leben und
Werk des Humanisten Jakob Locher
Philomusus. 1975, S. 253 - 302; Coppel: Jakob
Locher Philomusus. 1993, S. 151- 178.
20.32 „Leges et ordinationes huius
literatorij ludi quibusuis scolasticis ad
unguem observande"
Gervasius Sauffer
Handschrift in: Aeneas Silvius Piccolomini
(Papst Pius IL), Epistolae familiäres. Druck,
Nürnberg 1486, 4°
Freiburg, Universitätsbibliothek, Ink. M 4926,
c (Sack 2887)
Freiburger Lateinschulordnung.
Lit.: Wohleb: Gervas Sauffer. 1927, S. 461 ff.
20.31
20.33 „Das Buchli der hundert
capiteln"
Sogenannter Oberrheinischer Revolutionär
Druck/Papierhandschrift, 203 Blätter,
28,5 x 20 cm
Colmar, Bibliotheque de la Ville, Ms. 438 (50)
Der Band umfaßt neben zwei deutschsprachigen
Drucken die einzige existierende Handschrift
des „Buchli der hundert capiteln" eines
anonymen, offenbar elsässischen Verfassers (des
sog. „Oberrheinischen Revolutionärs"). Das
„Buchli" ist eine zwischen 1490 und 1510 entstandene
, vom spätmittelalterlichen Biblizismus
geprägte Reformschrift. Fol. 12r beruft sich der
Verfasser auf eine Aufforderung des Freiburger
Reichstags, Vorschläge für eine gerechte Ordnung
im Reich auszuarbeiten. Der königliche Sekretär
Mathias Wurm von Geudertheim (gest.
1510), der 1498 mit dem Hof Maximilians in
Freiburg war, konnte als Autor wahrscheinlich
gemacht werden.
Lit.: Franke/Zschäbitz (Hg.): Das Buch der hundert
Kapitel. 1967; Lauterbach: Geschichtsverständnis
, Zeitdidaxe und Reformgedanke.
1985; Ders.: Der „Oberrheinische Revolutionär"
und Mathias Wurm von Geudertheim. 1989, S.
109-172.
Accipe curuc fcnex yanno cribrantc cacatum
La:tam en mule. tu quia ftercus am as.
Tantum fedta valet tua.quantum merda valebi«?
Quam nunc brutali colligis ex Alma.
vmofa^MomulL
HEXASTICHON AD LECTOREM
DE MVLOTHEOLOGO.
Vanus homo vanas de vano peclore poces
Ructans afcreas liuenti ftygmate mufas
Vrit.8£ infacrosiaculaturcrimine vates ♦
Obloquio cuius refpondetpaginaglifcens
Articulis armata fuis.8£ viribus initat
Mulotheologt difrumpcre cornua yani;
Hans Baldung Grien
Schwäbisch-Gmünd 1484/85 - 1545 Straßburg.
Maler, Zeichner, Reißer für den Holzschnitt,
Entwerfer für Glasgemälde und Tapisserien,
zeitweilig Kupferstecher. Sproß einer Akademikerfamilie
, deren Mitglieder v.a. als Universitätslehrer
(Freiburg) und juristische Verwaltungsbeamte
, auch im Umfeld Maximilians, Karriere
machten. Nach der Lehrzeit ab etwa 1503
als Geselle bei Albrecht Dürer in Nürnberg. Seit
1509 Straßburger Bürger, im Jahr darauf Meister
. 1512-17 in Freiburg tätig, wo er mit Unterstützung
der Werkstatt neben seinem Hauptwerk
, dem vielteiligen Hochaltar mit dem
Zentralthema der Krönung Marias, auch kleinere
Retabel, Andachtsbilder und Fürstenporträts
schuf. Daneben entstanden Holzschnitte,
teils für den Buchdruck, und ein außergewöhnliches
Zeichnungswerk, worin eine starke
Vorliebe für Dämonisches und erotisch
anzügliche Themen zum Ausdruck kommt. 1515
mit Randillustrationen zum Gebetbuch Maximilians
beschäftigt. Bedeutend schließlich
Baidungs umfangreicher Beitrag für das Fensterprogramm
des neuen Münsterchors und der
Kartause. 1517 Rückkehr nach Straßburg.
21.1 Schmerzensmann, von Maria und
Engeln beweint
Hans Baldung Grien, 1513
Gemälde auf Lindenholz, 57,5 x 41 cm
Freiburg, Augustinermuseum, Inv.Nr. 11532
Privates Andachtsbild für einen unbekannten
Besteller; weitgehend eigenhändig. Ikonogra-
phisch ungewöhnlich durch den himmlischen
Schauplatz und die Verschmelzung des Schmerzensmann
-Themas mit dem Motiv der Marienklage
, das den Betrachter zur Nachahmung auffordert
. Der Schmerzensmann als überzeitliches
Sinnbild des Leidens Christi hat Baldung in Freiburg
mehrfach beschäftigt (vgl. Nr. 21.12/21.13/
21.15).
Lit.: Von der Osten: Baldung. 1983, Nr.22.
21.2 Aristoteles und Phyllis
Hans Baldung Grien, 1513
Holzschnitt, 33,3 x 23,8 cm
Berlin, Kupferstichkabinett der Stiftung Preus-
sischer Kulturbesitz
493
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1998/0495