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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
118.1999
Seite: 26
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1999/0028
mobilisierte neben den nunmehr republikanischen Truppen die Bürgerwehren. Die
so verstärkte badische Armee war nach Schätzungen über 20.000 Mann stark.83 Aus
Freiburg rückten rund 400 Mann der etwa 1000 Mann starken Bürgerwehr nach Rastatt
ab, von der Stadt eigens mit neuen Waffen ausgerüstet. Viele Freiwillige waren
darunter, Schüler vom Gymnasium, Studenten, davon zwei Drittel der Theologen
aus dem Erzbischöflichen Konvikt, ferner Turner, Arbeiter, Akademiker.84

Wiederum könnte man die Revolutionsgeschichte als Kriegsgeschichte weiter
oder zu Ende führen. Bekanntlich wurden die badischen Einheiten trotz tapferer Gegenwehr
in mehreren Gefechten besiegt. Der Rückzug führte Regierung und Armee
Ende Juni nach Freiburg. Brentano, der Regierungschef, floh von hier in die
Schweiz, ebenso der revolutionäre Bürgermeister der Staat, Buisson.85 Die Ordnung
war aus den Fugen. Franz Joseph Büß schüttete in Flugschriften seinen Spott über
die Republikaner aus und beschimpfte sie als „eidbrüchige Beamte, gewissenlose
Advokaten, verdorbene Buchhändler, Krämer, Apotheker, liederliche Schulmeister,
fahneneidbrüchige Soldaten, ausgebrochene Sträflinge ... erstickte Studenten, fortgejagte
Schreiberlinge, kundenlose Ärzte, verlumpte Schriftverfasser, rongesche
Prediger, hinter den Ohren noch nicht trockene Landpfleger", kurzum: „Verbrecher
oder leichtsinnige Dummköpfe".86

Ich will nochmals Heinrich Schreiber zu Wort kommen lassen, der den Zusammenbruch
Anfang Juli 1849 in seiner Autobiographie anschaulich schildert:87 „Erschütternd
waren wohl für jeden Zuseher, von welcher Farbe er auch sein mochte,
die Schlag auf Schlag folgenden abendlichen Eisenbahnzüge nach den für die Volkstruppen
unglücklichen Gefechten bei Gernsbach und Kuppenheim. Dieselben gaben
ein anschauliches Bild von einem in voller Auflösung befindlichen Heere. Die
Dampfmaschinen keuchten unter der Last, welche sie zu ziehen hatten, und bewegten
sich zur Not vorwärts; und nun eine kaum übersehbare Reihe von Wagen, in den
meisten Geschütz und Gepäck oder Lebensmittel in Kisten und Fässern aufgetürmt,
auf denselben, ohne Ordnung durch den bloßen Zufall zusammengewürfelt, Volkswehr
und Soldaten von allen Waffengattungen und aus entfernten Ländern. Die
Mehrzahl Badener... Unter den Zuschauern dumpfes Schweigen, mitunter ein
wehmütiger Gruß an einen Bekannten, die einzige Trophäe eine eroberte Mecklenburger
Kanone, von Neugierigen umstellt. Und erst noch nach der Rückkehr zu
Hause der unglücklichen Leute, ihre Klagen über schlechte Führung und Verrat, ihre
Mißstimmung und ihr Ingrimm... Am Morgen des 2. Juli fand noch eine Revue der
Reste des Volksheeres, die sich in Freiburg gesammelt hatten, auf dem Karlsplatze
statt, wo sie auch teilweise an Wachfeuern unter freiem Himmel die Nacht zugebracht
hatten. Sie bildeten noch immer ein Korps von mehr als 4000 Mann... Das
Kontingent der eigentlich badischen, zunächst der Freiburger Volkswehr, war sehr
gelichtet; manche Teilnehmer hatten sich offenbar nur aus Zwang angeschlossen.
Dennoch flatterten die deutschen Fahnen noch vom Münsterturme und aus den Fenstern
herab so lustig, als wenn sie nicht den letzten Gruß den Abziehenden zuwinkten
und nicht selbst daran wären, Freiburg - wer weiß, wie lange - zu verlassen...
Nach einem düsteren Zwischenraum von einigen Tagen rückten am 7. Juli über 4000
Mann stark von allen Waffengattungen die Preußen ein, der Prinz von Preußen mit
seinem ganzen Generalstabe an der Spitze. Unter einem wurde die Ablieferung aller

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