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Die „revolutionären4' Turner
Die Rolle der Freiburger Turner in der Badischen Revolution
Von
Ulrike Rödling und Heinz Siebold
Seit der Errichtung des ersten Turnplatzes unter Friedrich Ludwig Jahn in der Berliner
Hasenheide im Jahre 1811 war die Turnbewegung stets mit politischen Zielen
verknüpft gewesen, Einigung der deutschen Staaten in einem Bund unter preußischer
Führung und Gewährung einer Verfassung, die mehr Rechte für das Bürgertum
enthielt, waren die beiden Hauptforderungen. Diesen hatte der Wiener Kongreß nach
den Freiheitskriegen 1813/15 nicht entsprochen. Der Kampf gegen Zensur und Unterdrückung
blieb bestehen und beim „Wartburgfest" des Jahres 1817, dem „Wiedergeburtsfest
des freien Gedanken", wurden demokratische Forderungen formu-
liert, die in den 40er Jahren eine breite Öffentlichkeit erreichten.
Die liberale Regentschaft Leopolds (1830-1852) bescherte dem Großherzogtum
Baden kurzfristig eine kurze Blütezeit demokratischer Freiheiten, die auch die Einführung
des Turnunterrichts in den Gymnasien beinhaltete. Aus einem späteren Vortrag
des Mitbegründers des Freiburger Turnvereins und Anführer der Freischar in
Freiburg, des „Münstergenerals" Georg von Langsdorf? erfahren wir, daß er als
zehnjähriger Gymnasiast das Turnen an Reck und Barren erlernte: „Im Jahre 1833
oder 1834 kam von der liberalen Forderungen stets zugeneigten badischen Regierung
die Verordnung, daß die Gymnasialschüler turnen durften, was von uns mit
großer Freude aufgenommen wurde. Turnlehrer war damals unser Classenlehrer von
Lamezan, ein Schüler Jahns. Geturnt wurde im damaligen Blinden-Institut in der
ZMhringerstraße. ... dort befand sich im hinteren Räume des Gartens ein kleiner
freier Platz, umgeben von schattigen Bäumen. Hier begannen für Freiburg die ersten
Anfänge der Turnerei und meine Wenigkeit gehörte bald zu den gewandtesten Turnern
," 1 Er mußte sich als besonders gelenkiger Schüler gezeigt haben: „Wenn ich die
gezeigten Uebungen, namentlich die Wellen, gleich nachmachen konnte, hieß es:
,Das hat er von den brasilianischen Affen gelernt*/' amüsierte sich der 73jährige
noch nachträglich.2
Die liberale Ära dauert jedoch nicht lange, Großherzog Leopold, „der Bürgerfreundliche
", wurde von Metternich und dem deutschen Bund gezwungen, seine
Versprechen zurückzunehmen. Auf Aktionen der liberal-demokratischen Oppositionsbewegung
, an denen nachweislich Turner beteiligt waren, z. B. das „Hambacher
Fest" des Jahres 1832 und der „Frankfurter Wachensturm" 1833 reagierte der Deutsche
Bund mit verschärfter Unterdrückung, mit Kerker, Folter und Vereinsverboten.
Statt Pressefreiheit herrschte Zensur, Professoren wie Karl von Rotteck wurden als
„Demagogen" aus dem Dienst entfernt, die Jahresfeier des Hambacher Festes im
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