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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 18
(PDF, 35 MB)
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geraden Leibung liegt im westlichen Bereich der Langhaus-Nordwand. Hier nämlich
sitzt ebenfalls in der Höhe von 2,30 m über dem heutigen Bodenniveau die durch
eine schmale Steinplatte markierte Unterkante einer hochrechteckigen, heute vermauerten
Tür von 0,85 x 2 m Größe, Diese Übereinstimmung führt zu dem Schluß,
daß es sich bei beiden Öffnungen um Zugänge zu einer inneren, westlichen Empore
handelte. Im Gegensatz zum unteren Westportal waren an diesen Eingängen keine
Spuren einer verschließbaren Türe zu erkennen.

An der Langhaus-Südwand (Abb. 4) öffnete sich früher eine zweite Erdgeschoßtür
zum Bereich unter der Westempore. Ob dieser zweite ebenerdige Eingang zum Ursprungsbau
gehörte oder erst später eingebrochen wurde, ist aufgrund des vollständig
entfernten ehemaligen Gewändes nicht mehr zu ermitteln. Unverändert sind dagegen
sowohl das West- als auch das Ostfenster der Südwand erhalten, die Lage
innerhalb der Wandfläche, die Größe und die Leibung entsprechen wie auch beim
Ostfenster der Nordwand also dem originalen Zustand. An der Mauerung dieser Fenster
sind abermals Indizien zum Bauvorgang zu erkennen. Zunächst fällt hier am
Ostfenster auf, daß sich die beiden Krümmungen der Bogenansätze nicht entsprechen
. Daraus resultiert ein verzogener Bogen, der dann aber durch eine Abdeckreihe
oberhalb der Keilsteine harmonisiert wurde. Am Westfenster dagegen fehlt die technisch
aufwendige Abdeckreihe vollkommen. Einen weiteren Unterschied betrifft die
uneinheitliche Höhe der Gerüstlöcher und damit des Gerüstes selbst, das zum Bau
der jeweiligen Fenster notwendig war. Der Gesamteindruck, der sich aus den Beobachtungen
an der Südwand im Zusammenhang mit den Fenstern und deren Mauerung
ergibt, ist das Fehlen einer übergeordneten Systematik und damit einer erfahrenen
Bauleitung vor Ort.

Am Chor, bei dem anhand der Baunaht klar die Kontur der späteren Aufmauerung
des ursprünglich deutlich niedrigeren Chores mit Satteldach zu sehen ist, bestätigt
sich die Annahme der mangelnden Bauorganisation durch die verrutschte Lage des
Ostfensters.

Zu dieser nun mehrfach konstatierten Schwäche der Bauplanung bildet die regelmäßige
Anordnung der Balkenlöcher an der Langhaus-Nordwand einen merkwürdigen
Kontrast, der wohl damit zu erklären ist, daß es sich hierbei nicht um Baugerüstlöcher
handeln mag, sondern vielmehr um die Spuren eines abgegangenen,
hölzernen Nebengebäudes. Auch die Tatsache, daß im Bereich des Emporeneinganges
keine Mauerausbrüche zu erkennen waren, legt einen hölzernen Anschluß nahe.
Die Kapelle stand demnach nur nach Süden und Osten frei.

Die Bauuntersuchung ergab, daß während des Bauvorganges zwischen dem Prozeß
des Mauerns und des Verputzens unterschieden wurde. Bei dem an allen Außenwänden
in Resten erhaltenen Verputz handelte es sich um einen Fugenverstrichmör-
tel (Pietra-rasa), bei dem die Fugen zwischen den aufgemauerten Steinen mit dem
Verfugungsmörtel (= Putz) gefüllt werden, der jedoch die Steinoberflächen selbst
sichtbar beläßt. Durch das Einschneiden eines horizontal verlaufenden Striches in
diesen Mörtel erfolgte dann die Ausbildung einer idealisierten Lagerfuge (Abb. 5).
Die gesamte Oberfläche war lediglich mit einer einheitlichen, gelblichen Schlämme
bedeckt, blieb also ohne separaten, farbigen Anstrich. Diese Reste von Originalverputz
haben sich auffallenderweise in horizontalen Streifen am Bau erhalten, von

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