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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 23
(PDF, 35 MB)
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bau oder aber mit Gangverbindung auf Emporenhöhe zu einem benachbarten Gebäude
und stellt innerhalb befestigter Anlagen wie Pfalzen und Burgen einen der
möglichen Bautypen dar.54

Aufgrund archäologischer Befunde wird dieser hypothetisch rekonstruierte Typ
des Saalbaues mit Westempore und äußerem Zugang innerhalb befestigter Anlagen
ab dem 9, Jahrhundert angenommen, doch erst ab dem 11. Jahrhundert liegen handfestere
Beispiele vor.55 In anderen Anlagen wie Wirtschafts- und Fronhöfen und Dörfern
ist dieser Kapellentyp nicht bekannt bzw. nicht mit Sicherheit zu benennen, da
dort oft nur die Grundmauern ergraben sind.56

Die Glöcklehof-Kapelle ist hier nun aus zweierlei Gründen bemerkenswert, Zum
einen ist sie innerhalb ihres Entstehungszeitraumes ein seltenes Beispiel für einen
bis in die oberen Wandbereiche hinauf erhaltenen Bau dieses Types. Zum anderen
wirft das Erscheinen dieses Bautypes aufgrund des ungeklärten ursprünglichen Kontextes
der Kapelle die neue Frage auf, ob dieser Kapellentyp auch außerhalb befestigter
Wohnsitze gebaut wurde.

Die Untersuchung der Einzelformen des Baues sind es letztendlich, die die zeitliche
Einordnung der Glöcklehof-Kapelle in das 10./11. Jahrhundert ermöglichen.
Die beiden noch im Originalzustand erhaltenen Fenster der Südwand sowie das der
Chorostwand sind mit ihren leicht parabolisch verschliffenen Leibungsflächen seit
karolingischer Zeit in der Bodenseeregion bekannt. Daß die Fensterfalz in der Mitte
des nach innen und außen gebildeten Fenstertrichters sitzt, ist wiederum auf das 10.
und 11. Jahrhundert einzugrenzen, da die Fensterfalz der früheren Beispiele möglichst
weit außen sitzt.57 Die Ausführung des Hauptportals ist zeitlich nicht so klar
zu präzisieren, doch scheint das bereits in karolingischer Zeit bekannte einfache
Rechteckportal mit Trapezsturz vor den ab der zweiten Hälfte des IL Jahrhunderts
entwickelteren Portalen des gleichen Typs entstanden zu sein.58

Zusammenfassend läßt sich zur Architektur der Glöcklehof-Kapelle festhalten,
daß sowohl einzelne Faktoren der technischen Ausführung als auch Einzelformen in
die bekannten Beispiele der Baukunst der Region des Breisgaues, des Elsaß und vor
allem des Bodenseegebietes zwischen 950 und 1050 eingeordnet werden können.
Für den Typ der Kapelle konnten in der Region innerhalb des Untersuchungszeitraumes
keine Vergleiche gefunden werden, sowie auch überhaupt für den Bautyp
außerhalb befestigter Anlagen.

Die Malerei: ikonographische Einzelmotive und Gesamtprogramm

Die jüngste maltechnologische Untersuchung fand 1988 im Rahmen der Bestandsaufnahme
für einen Maßnahmenkatalog zum Erhalt der Kapelle statt. Durch die UV-
und Infrarot-Untersuchungen konnten keine neuen Erkenntnisse für den Entstehungsprozeß
bzw. den ursprünglichen Zustand der Malerei ermittelt werden, die
über den heute sichtbaren Befund hinausgehen.59 Da es sich bei den erhaltenen Fresken
wohl lediglich um eine Vorzeichnung handelt, sind Aussagen über den Stil nur
bedingt möglich.60 Grundsätzlich ist dem Ergebnis - wenn auch nicht immer der
Vorgehensweise - der stil- und vor allem motivgeschichtlichen Untersuchung
Werths zuzustimmen, der die Malereien aus der ottonischen Malerei der Reichenau


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