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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 27
(PDF, 35 MB)
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sich bei den stilistisch und in Einzelmotiven mit der Glöcklehof-Kapelle verwandten
Beispielen um Werke der Liuthar-Gruppe aus den Jahren um 1000,70

Die in Krozingen gewählte Verschmelzung der Übergabe des Hauptes durch einen
Diener mit der an der Tafel tanzenden Salome ist zum ersten Mal an der um 1020
entstandenen Bernward-Säule in Hildesheim gesichert.71 Hierbei verliert Salome
ihre ehemals zentrale Stellung, die nun durch den das Haupt darbringenden Diener
eingenommen wird.

Auf der linken Bildfläche ist die bereits durch einen Henker vollzogene Hinrichtung
des Johannes im Gefängnis zu sehen. Ikonographisch bekannt ist dieses Motiv
auch in den Reichenauer Codices. Einzelne Motive, wie die Kniestellung des Täufers
, sind in allen Beispielen identisch. Andere wiederum unterscheiden sich, wie
z. B. der nur mit einem Lendentuch verhüllte Täufer in Krozingen, der sich von den
Beispielen der Buchmalerei abhebt, bei denen er mit Tunika und Pallium bekleidet
ist» Keine Parallele findet sich für das Motiv der Engel, die der Szene in Krozingen
zugefügt sind. Zwar ist der kleine, fliegende Engel, der die Personifikation der Täuferseele
Christus darbringt als Motiv aus anderen Kontexten bekannt, im Falle der
Hinrichtung des Täufers stellt er jedoch einen Einzelfall dar.

Den hinter dem Gefängnisturm stehenden Engel bezeichnete Hecht als das jüngste
, ikonographische Motiv, auf dem die Spätdatierung Ende des 12. Jahrhunderts
beruhte. Die vorgestellte Parallele in der Darstellung am Türsturzes des Nordportales
des Baptisteriums in Parma, 1196 entstanden, kann jedoch nicht überzeugen, so
daß die Einordnung hier offen bleiben muß.72

Betrachtet man nun die Fresken im Chorraum wieder als Ganzes und fragt nach
dem übergeordneten Gedanken, der die einzelnen Darstellungen verbindet, so liegt
zunächst einmal nahe, hier wie Hecht die allgemeine Bedeutung der Opferung dargestellt
zu sehen. Der Grundcharakter eines jeden Altarraumes, nämlich an diesem
Ort durch die Eucharistie die permanente Aktualisierung der Opferung Christi als
Mensch zu zelebrieren, manifestiert sich im Krozinger Chor nicht nur im Altar, sondern
auch in der Einheit von Fresken und Altar.

Der Betrachter kann sich zur Entschlüsselung dieser Aussage zunächsteinmal an
den kompositioneilen Achsen orientieren. Die zentrale vertikale Achse stellt zum
einen in Christus, der Hand Gottes und im Licht des Fensters, das als Erscheinungsform
des Göttlichen schlechthin zu verstehen ist, konzentriert das Himmlische
dar. Zum anderen ist im Altar darunter, welcher für die Opferung Christi steht, das
Heiligste am irdischen Ort manifestiert» Auch in der horizontalen Leserichtung ist in
der Darstellung des Täufermartyriums die Opferung thematisiert. So beinhaltet die
Vertikale die Selbstopferung Gottes als Mensch, die Horizontale die Selbstopferung
eines gläubigen Menschen. Die Darstellung von Kain und Abel in der Fensterleibung
könnte bei dieser Lesart entweder als eine in sich geschlossene Einheit gesehen werden
, oder aber als einer der beiden Achsen zugehörig. Kompositioneil bildet das Brüderpaar
einen Knotenpunkt zwischen der Vertikalen und der Horizontalen, der sie
durch die Standhöhe der Figuren ebenfalls zugerechnet werden kann. Dieser Knotenpunkt
betrifft jedoch nicht nur die kompositionellen Achsen, sondern auch die
Verbindung der kompositionellen und inhaltlichen Betrachtungsmöglichkeit. So
schlägt sich die Scheidung zwischen dem richtigen und dem falschen Opfer auch in

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