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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 74
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gen einen Konventualballi stellte. Sie wurden auch Pilliers genannt, da sie die herausragenden
„Säulen" der Zungen waren. Konventualballis waren sie, da sie am
Konventsort, dem Hauptquartier des Ordens residenzpflichtig waren. In der Wür-
denshierarchie des Ordens folgten sie dem Großmeister. Neben den jeweiligen Sonderaufgaben
, die dem Großballi oblagen, war dieser hohe Würdenträger gleichzeitig
Vorsteher der sogenannten Herberge seiner Zunge am KonventsorL Dort fanden insbesondere
die jungen Ritter Unterkunft sowie Verpflegung und wurden dort auch
eingekleidet.

Ursprünglich war es der Großballi der deutschen Zunge gewesen, dem das Vorrecht
zukam, die Burg St. Peter (Bodrum) zu inspizieren. Sie lag als Außenposten
des Ordens auf dem kleinasiatischen Festland. Mit dem Verlust von Rhodos im Jahre
1522 und dem nachfolgenden Wechsel nach Malta wurde der deutsche Großballi
statt dessen Inspekteur für den Bereich der alten Stadt Notabile (Mdina) und der
Zitadelle von Gozo.24 Gleichermaßen fiel die administrative Führung und Aufrechterhaltung
von Zucht und Ordnung in der deutschen Zunge in seine Zuständigkeit.
Am Ende seiner Amtsperiode im Jahre 1758 folgte Frä Graf Oktavian Karl Nikolaus
von Sinzendorff zu Friedau Remchingen als Großballi nach.25

Zwischenzeitlich, im Jahre 1755, wurde Remchingen in Nachfolge Schauenburgs
zum Procuratore del Comun Tesoro ernannt und hatte damit als Verwalter des
Schatzamtes die Funktion eines Finanzministers für den Orden. Sein Nachfolger
wurde Frä Gio Battista d'Afflito.26

In dem Archiv der maltesischen Hauptkathedrale in Mdina wird ein Inventarverzeichnis
der wertvollen Gegenstände der Konventskirche St. Johannes und anderer
Kirchen des Ordens aufbewahrt. Das ledergebundene Inventarverzeichnis wurde
unter der Aufsicht einer Kommission des Schatzamtes und der Verwalter der Konventskirche
1756 erstellt. Diese waren Christian Sebastian von Remchingen, der
Balli von Akkor, Frä Ramon de Sousa da Silva, die Komture Frä Gio Battista de
Durand Sartous und Frä Silvio Vincentini, der Sekretär des Schatzamtes und der
Prud* Hommes (Aufseher) der Kirche, ihr Prior Msgr. D. Bartolomeo Rull,27 der
Balli Frä D. Luzio Crescimanno und Frä Benedetto d'Aulan.28 Das Inventarverzeichnis
ist von erheblichem Dokumentationswert, da es den Kirchenschatz der verschiedenen
Kirchen des Malteserordens beschreibt, bevor diese 1798 von Napoleon
Bonaparte geplündert wurden,29

Nachdem die Amtszeit Remchingens als Großballi und damit als Oberhaupt der
deutschen Zunge ausgelaufen war, wurde er zum (Titular-)Prior des faktisch mit der
Reformation erloschenen Priorats Dacien (Skandinavien) ernannt, ein Amt, das er
bis 1763 innehatte. Auf diesem Posten löste er seinen Ordensbruder Baron Cappell
ab, den früheren (Titular-)Balli von Brandenburg. Remchingens Nachfolger als Prior
von Dacien wurden Baron Reinhard von Baden.30

Ein weiterer ehrenvoller Posten, den Remchingen in seiner abwechslungsreichen
Laufbahn bekleidete, war derjenige des Priors von Ungarn (1758-1775), Dort benachfolgte
er den früheren Balli von St Joseph, den Ordensbruder Sinzendorff zu
Friedau. Sein Nachfolger wurde dann der Ordenskaplan Graf Johann Joseph Benedikt
von Reinach zu Toussemagne.31

Seinerzeit umfaßte die deutsche Zunge das Großpriorat Deutschland mit Sitz in

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