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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 77
(PDF, 35 MB)
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kamen. Natürlich wurde Remchingen auch aus der Haft entlassen,51 womit diese
Episode ihr Ende fand.

Fort St. Angelo war zum Gefängnis der Ritter umfunktioniert worden, nachdem
der Orden 1571 seinen Sitz in die neue Hauptstadt Valletta verlegt hatte. Im Fort gab
es ein unterirdisches Verließ (Oubliette), in dessen Wände die Häftlinge vielerlei einritzten
: Wappen und Inschriften in lateinischer, französischer, italienischer und deutscher
Sprache,52 die alle Werke von Rittern waren, die dort Einzelhaft verbüßten.
Darunter befindet sich auch ein hervorragend als rundes Flachrelief gearbeitetes
Wappen, das als das Wappen eines Ritters der Balley Brandenburg identifiziert werden
konnte.53 Trotz dessen Ähnlichkeit mit dem Wappen Remchingens kann es nicht
das Seinige sein, da er 1739 auf dem Fort in Gefangenschaft war und erst 1753 zum
(Gegen-)Balli von Brandenburg ernannt wurde. Außerdem war mit dieser Titular-
würde ja keine tatsächliche Mitgliedschaft in der Balley Brandenburg gegeben. Es
wäre für das Verhältnis zwischen lutherischer Balley und katholischem Gesamtorden
interessant, der Frage nachzugehen, weswegen sich ein Balleyangehöriger im
18, Jahrhundert auf Malta aufhielt und weswegen er dort inhaftiert wurde. Damit
würde der hiesige Rahmen jedoch gesprengt.

Immer wenn ein neuer Großmeister gewählt worden war, wurde von ihm erwartet
, feierlich in die altehrwürdige maltesische Hauptstadt Notabile (Mdina) einzuziehen
, um damit formal die Landesherrschaft über den Archipel zu übernehmen,
Großmeister Pinto de Fonseca legte den Tag für dieses Zeremoniell auf den 29. Juni
1741, auf Peter und Paul. Aber die Feierlichkeiten mußten auf Oktober verschoben
werden, da sich das Geschwader des Ordens auf verlängertem Einsatz gegen tunesische
Piraten befand. Am Festtag war Pinto prächtig gekleidet. In einem Herzogsmantel
, der speziell für diese Gelegenheit in Rom angefertigt worden war, bestieg er
zu Salutschüssen von beiden Bastionen am Haupttor Vallettas (St. John und St, James
) seine Kutsche* Der Inquisitor Ludovico Gualterio Gualtieri und der Prior der
Konventskirche St, Johannes, Msgr, Bartolomeo Rull, beide in feierlichem Schwarz,
begleiteten den Großmeister in seiner Kutsche. Dort waren ebenfalls Philipp Wilhelm
Nesselrode-Reichenstein, der Pilier (Vorsteher) der deutschen Zunge und der
Balli Frä Francesco Rovero di Guarena. Dem Gespann voran ritt eine Kavallerieabordnung
unter dem Kommando der Ritter Wiesnick, Remchingen und Ignaz Balthasar
Rink von Baldenstein. Mehr als 100 Kutschen mit Rittern und Würdenträgern
des Ordens und der Kirche bildeten zusammen einen langen Zug. Indem der Großmeister
unter Eid feierlich versicherte, die Rechte und Privilegien der Einwohner
Maltas wahren zu wollen, erreichte die Zeremonie ihren Höhepunkt, Darauf wurden
Pinto zwei Schlüssel überreicht, der eine aus purem Gold, der andere aus Silber, die
die Landesherrschaft symbolisieren sollten. Nach der anschließenden Messe in der
Kathedrale des Diözesanbischofs sang man ein Te Deum als Dankeshymne für den
Allmächtigen.54

Pinto wurde 93 Jahre alt, von denen er 32 Jahre als Großmeister waltete. Er war
schon in den achtziger Jahren, als er an Palmsonntag während einer kirchlichen Feier
in Ohnmacht fiel. Gerüchteweise wurde verbreitet, er habe einen Schlaganfall erlitten
. Aus allen Teilen Europas versammelten sich eilends Ritter und Ballis auf Malta
wegen nun bevorstehender Verfahren zur GroßmeisterwahL Favorisierte Kandidaten

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