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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 79
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kurzem Leiden in seiner Residenz. Er war 1686 in Aix-en-Provence geboren worden
und kam das erste Mal mit 19 Jahren nach Malta, um dort bei seinem Onkel, dem
Konventualkaplan Melchior Alpheran zu leben, der später, von 1713 bis 1734, Prior
der Konventskirche St. Johannes wurde. Der Großmeister Vilhena wurde Paul Alpheran
ein Freund und Förderer und ernannte ihn im Jahre 1722 zum Sekretär für
die Beziehungen zu Frankreich. 1727, beim Tod des Bischofs Mancini, folgte Paul
Alpheran ihm im Amt nach. Später half er bei der Ubersetzung des katholischen Katechismus
von Bellarmino in die maltesische Sprache. Nach dem letzten testamentarischen
Willen des zum Prälaten ernannten Paul Alpheran wurde Remchingen zu
seinem Testamentsvollstrecker bestimmt. Dieser gehörte auch zu denjenigen, die
dem Prälaten auf seinem Sterbebett beigestanden hatten.61 Während des Trauerzuges
trugen die Ballis Copal, Lacrostiere, Tommasi und Remchingen die Bahre.62

In vielen Kirchen Maltas begegnet man Namen von Ordensrittern oder sogar
Namen von Großmeistern, die diese Kirchen unterstützten und ihrem religiösen
Eifer dadurch Ausdruck verliehen, daß sie liturgische Gewänder und Kirchenmobiliar
schenkten. Darüber hinaus hinterließen sie religiöse Stiftungen. Die Augustinerbrüder
von Valletta hatten sich der Aufgabe angenommen, ihre Kirche und ihren
Konventssitz neu zu errichten. Am 17. Januar 1765 wurde in einer feierlichen Zeremonie
der Grundstein gelegt. Es ist überliefert, daß zu diesem Anlaß eine große
Menschenmenge zusammenkam, um dem Geschehen beizuwohnen. Es ist nur allzu
bezeichnend, daß auch einige Ordensritter zugegen waren, unter ihnen der Großprior
von Ungarn, der Balli Christian Sebastian von Remchingen.63

Während seiner langen Aufenthaltszeit auf Malta wurde Remchingen Augenzeuge
außergewöhnlicher Ereignisse. Herausgegriffen werden soll die Sklavenverschwörung
von 1749. Ermuntert von dem Tunesier Bascia und angeführt von Imseleti planten
mohammedanische Sklaven, die bereits lange Zeit in maltesischer Sklaverei
waren, den Orden durch die Ermordung des Großmeisters Pinto zu bezwingen. Der
Plan schlug jedoch in erster Linie deswegen fehl, weil ihn ein Jude namens Cohen
an den Großmeister verriet.64 Bei allem muß man sich vor Augen halten, daß mohammedanische
Sklaven sowie Strafgefangene, die als billige Arbeitskräfte Befestigungsanlagen
zu bauen hatten, die als Ruderer auf den Galeeren Dienst tun mußten
oder die andere Arbeiten für die öffentliche Hand zu verrichten hatten, zahlenmäßig
die Einwohnerschaft Maltas übertrafen.

Der Malteserorden unterhielt als kirchlicher Orden enge Beziehungen zum Hl.
Stuhl. Der Papst gewährte ihm Privilegien, beschenkte ihn und hielt für die Großmeisterbesondere
Ehren bereit. Eine dieser besonderen Ehrungen war es, dem Großmeister
ein Silberschwert und eine goldbestickte helmartige Kopfbedeckung aus
Purpursamt zu schenken. Dieser Helm trug als Zeichen für den heiligen Geist eine
aus Perlen aufgestickte Taube. Dieses Geschenkensemble ging als Stocco e Pileo in
die Geschichte ein. Drei Mal wurde Remchingen Zeuge, daß einem Großmeister die
Ehre dieses Geschenkes zuteil wurde: im Jahre 1725 dem Großmeister Vilhena,65 im
Jahre 1747 dem Großmeister Pinto66 und im Jahre 1774 schließlich dem Großmeister
Ximenes de Texada.67

Pinto erachtete sich den anderen Souveränen Europas als ebenbürtig und wies die
Jesuiten ebenso aus Malta aus, wie dies zuvor in den Königreichen Portugal, Frank-

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