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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 90
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2000/0092
sich taufen zu lassen. Vielmehr verließ sie den Ort, an dem sie angeblich die Religion
wechseln wollte, im Regelfall bereits nach wenigen Tagen. Es war nämlich
übliche Praxis, die Angaben von Konversionswilligen zu überprüfen, bevor der Religionswechsel
vollzogen wurde. In Weissenburg im Elsaß,15 wo sie vor ihrem Schlett-
stadter Aufenthalt gewesen war, brachten die Kapuziner16 sie in einer Mühle unter,
sorgten für ihre Verpflegung und unterwiesen sie täglich mehrere Stunden im Glauben
. Hier blieb sie, anders als an den meisten anderen Orten, zu lange. Nach etwa
10 Tagen traf die Nachricht ein, daß die Angaben zu ihrer Herkunft unzutreffend
seien, so daß die wegen ihrer Schwangerschaft ohnehin mißtrauischen Kapuziner
„ ihm gerathen sich davon zumachen

Ab 1729 läßt sich anhand der Angaben in den Akten ihr Itinerar in etwa verfolgen
. Im März jenen Jahres ist sie in Lahr nachgewiesen, ging dann nach Villingen,
um sich schließlich von Juli bis September in Stuttgart aufzuhalten. Von hier aus zog
sie durch das südliche und östliche Württemberg und kam auch nach Rottenburg, das
unter österreichischer Herrschaft stand und folglich katholisch war, sowie in die zur
Markgrafschaft Baden-Baden gehörende gemischtkonfessionelle Grafschaft Eberstein
. Im Frühjahr 1730 lenkte sie ihre Schritte über Wildbad in die Oberrheinebene,
wo sie nach Aufenthalten in Durlach, Karlsruhe, Rastatt und Steinbach (die ersten
beiden Orte waren evangelisch, die letzteren katholisch) schließlich, am Karfreitag
des Jahres 1730, in Freiburg eintraf,

Es gelang ihr in vielen Orten, die Absicht des Religionswechsels glaubhaft zu machen
. Sie wohnte in Wirts- oder Pfarrhäusern, kam mitunter in Besucherzimmern von
Klöstern unter oder in den Häusern von Vögten, Superintendenten und Hofpredigern.
Mitunter nahm sie auch mit der Unterkunft in den Häusern einfacher Bürger vorlieb.
Meistens wurde sie verköstigt und häufig erhielt sie Almosen. In Pfarrhäusern und
Klöstern wurde sie oft, so in Schlettstadt, Weissenburg und Rottweil, zur Vorbereitung
ihrer Konversion im Glauben unterwiesen. Mitunter wurde mit dem Unterricht
aber bis zur Uberprüfung ihrer Identität gewartet, so in Steinbach bei Baden-Baden.
Uber ihren dortigen Aufenthalt wußte Catharina Baumännin zu berichten: „Sie habe
Ihme [dem Pfarrer, v, T.] gesagt wolle ein Christin werden. Er aber habe dagegen
vermeldt, dörffe sich des fahls ihrer nit an nemben, ehe und bevor es die Herrschaft
wisse, Inmittelst hatte sie nichts gethan als das sie des H: Pfarrers Köchin genährt,
und speis undt trankh im pfarrhoff genossen/' In Karlsruhe kleidete sie der Oberhofprediger
Franz Rudolf Crüger sogar neu ein. Der wegen ihres anschließenden Ver-
schwindens indignierte Geistliche schätzte den Wert der neuen Sachen auf über sieben
Gulden.17 An einigen Orten gelang es ihr, Empfehlungsschreiben zu bekommen,
die sie andernorts vorzeigen konnte, um so ihre Glaubwürdigkeit zu unterstreichen.
Sie variierte die Angaben über ihre Herkunft und behauptete mitunter, von einer Konfession
zur anderen wechseln zu wollen. Damit erschwerte sie die Aufdeckung ihres
Betruges; tatsächlich wurde sie zeitweise steckbrieflich gesucht, Daß sie meistens als
Jüdin auftrat, mag darin begründet liegen, daß Glaubenswechsel von Juden anders als
Übertritte von einer Konfession zur anderen selten waren,18 weshalb sie als konversionswillige
Jüdin wohl eine höhere Aufmerksamkeit und folglich eine bessere und
großzügigere Behandlung erhoffen durfte.

Zumindest in zwei Fällen kam sie trotz aller Vorsicht mit der Obrigkeit in Kon-

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