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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 98
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daß die Menschen des frühen 18. Jahrhunderts mit den Disziplinierungsorganen
Staat und Kirche umzugehen verstanden, sich die Strukturen, in und mit denen sie
lebten, anzueignen verstanden bzw. sich, wie es Michel de Certeau ausdrückt, in
„arts de faire" zu üben.51 Das bedeutet, daß die Disziplinierungsbemühungen von
Staat und Kirche an ihnen keineswegs abprallten; vielmehr ist ihr kreatives Handeln
ein Echo auf diesen Disziplinierungsprozeß, dessen Wirkungen keineswegs unterschätzt
werden sollten.52 Wir haben es nicht mit Zynikern zu tun, die über oder
neben den Glaubenswelten ihrer Zeitgenossen standen, sondern mit Personen, die
nicht selten aus einer Notsituation heraus ihre Handlungsmöglichkeiten ausreizten53
- mehr als sie es unter normalen Bedingungen tun würden,

Anmerkungen

1 Für Anregungen, Hinweise und Korrekturen danke ich Dr. Jens Ivo Engels, Stefan Hanke und
Norbert Möller,

2 Günter Christ: Fürst, Dynastie, Territorium und Konfession, Betrachtungen zu Fürstenkonversionen
des ausgehenden 17, und beginnenden 18, Jahrhunderts. In: Saeculum 24, 1973, S. 367 387
(Auf S. 384 ff, eine umfangreiche Literaturübersicht); Volker Press: Soziale Folgen des Dreißig
jährigen Krieges. In: Ständische Gesellschaft und soziale Mobilität. Hg. v. Winfried Schulze. Mün
chen 1988, S, 239 268; Heribert Raab: Der „Discrete Catholische" des Landgrafen Ernst von Hessen
-Rheinfels (1623 1693). Ein Beitrag zur Geschichte der Reunionsbemühungen und der Toleranzbestrebungen
im 17. Jahrhundert. In: Archiv für Mittelrheinische Kirchengeschichte 12, 1960,
S. 175 198; Hans Schmidt: Konversion und Säkularisation als politische Waffe am Ausgang des
konfessionellen Zeitalters» Neue Quellen zur Politik des Herzogs Ernst August von Hannover am
Vorabend des Friedens von Nymwegen. In: Francia 5, 1977» S. 182 230; Markus Völkel: Individuelle
Konversionen und die Rolle der „Famiglia44. Lukas Holstenius (1596 1661) und die deutschen
Konvertiten im Umkreis der Kurie. In: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven
und Bibliotheken 67, 1987, S. 221 281, hier vor allem S, 232 ff. Eine gewisse Ausnahme in der Forschungslandschaft
stellt eines der frühesten Werke zum Thema Konversionen dar. Andreas Räß
nimmt in seinem monumentalen Werk einen streng katholischen Standpunkt ein - er betrachtet Konversionen
als das Ergebnis des Wirkens der Gnade Gottes -, bringt aber zahlreiche Quellen zum Abdruck
. Allerdings sagen die von ihm präsentierten Abschwörungserklärungen wenig über Hintergründe
und Motive der Konvertiten aus, zumal sie in den wenigsten Fällen von diesen selbst verfaßt
wurden. Andererseits führt Räß keineswegs nur Fürsten- und Adelskonversionen an, sondern auch
solche von Pastoren, Gelehrten und - vereinzelt - von Unterschichtenangehörigen. Vgl. Andreas
Räss: Die Convertiten seit der Reformation nach ihrem Leben und aus ihren Schriften dargestellt,
13 Bände. Freiburg 1866 1880.

3 Wolfgang Hüg: Geschichte Badens. Darmstadt 21998, S. 149; Karl Stiefel: Baden 1648 1952.
Band 1. Karlsruhe 1977, S. 627 und 629.

4 Völkel (wie Anm. 2), S. 222. Auch wenn diese Feststellung aus dem Jahr 1987 stammt, kann sie
noch als aktuell betrachtet werden.

5 Uta Mennecke-Haustein: Konversionen. In: Die katholische Konfessionalisierung. Hg. v. Wolfgang
Reinhard und Heinz Schilling. Gütersloh/Münster 1995, S. 242 257, hier S. 242 ff.

6 Joseph Schacher: Einleitung. In: Die Konvertitenkataloge der Schweizer Kapuzinerniederlassun
gen 1669 1891. Band 1: Edition. Hg, v. Dems. Freiburg im Üchtland 1992, S. 5 28, hier S. 12 f.

7 Die Edition der Konvertitenkataloge der Schweizer Kapuzinerniederlassungen von Joseph Schacher
gibt einen guten Einblick in diese Quellengattung, Für die Schweiz nennt Schacher einige weitere
bedeutende Konvertitenkataloge, so die der Benediktiner von Einsiedeln, Mariastein und St. Gallen
und der Jesuiten in Luzern. Vgl. Schacher (wie Anm. 6), S. 21 f.

8 Die Gerichtsakten über ihren Fall befinden sich in folgendem Konvolut: Stadtarchiv Freiburg (im
weiteren abgekürzt: StadtAF): Cl Criminalia 37 (ohne Blattzählung).

9 Professor für Scholastik und Dekan der theologischen Fakultät der Freiburger Universität, Vgl.
Theodor Kurrus: Die Jesuiten an der Universität Freiburg i. Br. 1620 1773. Band 2. Freiburg 1977,
S.310f. und 392.

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