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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 105
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2000/0107
Schultheiß), die Kirchengemeinderäte und den Almosenpfleger, und zum Schluß
etwa 70 Fragen „an alle vorbenannten Personen zusammen".

Wie weit hier das Leben der Bürger außerhalb des kirchlichen Bereichs in die Kirchenvisitation
einbezogen wird, oder, besser, wie weit kirchliche Lebens- und Ordnungsvorstellungen
im 19. Jahrhundert noch das Leben einer Gemeinde durchdrangen
, soll die wortgetreue Wiedergabe einiger weiterer Fragen unten zeigen.

Da die meisten Pfarrer die Visitationsfragen sorgfältig beantworteten, geben die
Sulzburger Visitationsberichte ein anschauliches Bild des Lebens im Städtchen wieder
, natürlich aus der Sicht des Pfarrers.

Ich will in diesem Beitrag nur über die besonders gut dokumentierte Visitation im
Jahr 1800 berichten und auch da nur einen Teil der Fragen herausheben.

Vieles hat sich in diesen verflossenen 200 Jahren verändert. Wir Menschen aber
schlagen uns wie unsere Vorfahren mit unseren Schwächen und Stärken, mit
Bemühen und Versagen herum. Und so werden wir uns, wenn ich nun vor allem die
Akten in ihrer alten und doch so lebendigen Sprache reden lasse, wohl oft lächelnd
oder mit einem Seufzer wiedererkennen. Es ist ja schon so lange her! oder vielleicht
doch nicht?

Uber die am 2. Oktober des Jahres 1800 in Sulzbürg durchgeführte Kirchenvisitation
berichtet der Visitator, Dekan Beck aus Müllheim, indem er auf 12 engbeschriebenen
Seiten auf alle 119 Visitationsfragen sorgfältig eingeht. Der Sulzburger
Schulmeister Barck fügt eine Liste seiner Schulkinder hinzu. Am 17. Dezember
dann gibt der Fürstliche Kirchenrat in Karlsruhe seine Stellungnahme zu einzelnen
Punkten ab.

Die Visitation scheint sehr gut verlaufen zu sein und zeigte die Gemeinde in bestem
Licht.

Hören wir nun im einzelnen: „Im Kirchenjahr 1798 bis 1799 war die Zahl der
Communicanten 427. Diese hat sich um 25 vermehrt. Sämtliche melden sich vorher
zur Beichte an." 5 Personen wurden konfirmiert. Uber die vorgeschriebenen „Materien
" wurde gepredigt, nämlich über Keuschheit, Luxus, Händel, Eidestreue, über
Kinderzucht bei Veranlassung mehrerer Texte, vorzüglich beim Anfang der Winterschule
. Über Vaterlandstreue geschah Erwähnung in mehreren Vorträgen."

Bei der schon erwähnten Frage nach mutwilligen Verächtern des Gottesdienstes
aber fällt ein Schatten auf den Glanz der so gepriesenen Gemeinde: „Franz Kleiling,
ein lediger Schuster, und Gottfried Engler, Schmied, haben geraume Zeit das heilige
Abendmahl nicht empfangen. Sie wurden deswegen zur Rede gesetzt, gaben aber
nichts zur Entschuldigung an!" Der Fürstliche Kirchenrat in Karlsruhe erwidert dazu
an die Gemeinde: „Da bei den Personen, die ohne eine Entschuldigung vorbringen
zu können, vom Abendmahl wegbleiben, mehr Trägheit als Mutwille und Bosheit
zum Grunde zu liegen scheint, so hoffen Wir, daß das Pfarramt durch gelegentlich
ernste Warnungen vor Lauheit und Kälte im Christentum ... und durch sanftmütige
Privatermahnungen die Nachlässigen zur Schätzung und zum andächtigen Gebrauch
dieses Gnadenmittels wieder zurückbringen werde."

War der Pfarrer zu sanftmütig? Im Visitationsprotokoll von 1801 wird der Pfarrer
ermahnt zu berichten, was seine Vorstellungen gefruchtet hätten. Und wieder 2 Jahre
später, nach der Visitation 1803, schreibt der Fürstliche Kirchenrat: „Wollen Wir, daß

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