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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 112
(PDF, 35 MB)
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Pfarrfrau einen guten Braten gemacht haben, und ein Viertele vom Schlössleberg
wird auch nicht gefehlt haben.

Der Schlußsatz des Visitationsberichts, abgefaßt in einem Jahr der Wirren und
Revolutionskriege, in dem Jahr, in dem Schiller sein „Lied von der Glocke" schrieb,
in dem London Millionenstadt wurde und in Berlin die erste Dampfmaschine in Betrieb
genommen wurde, dieser Schlußsatz zeigt in seinen wohlgesetzten Worten den
Geist der Aufklärung und schon eine Spur von bürgerlichem Biedermeier. Kirche
und Glauben haben die reformatorische Unbedingtheit hinter sich gelassen. Ordnung
, Sittlichkeit und wahre Aufklärung gehören zu ihren Zielen. Der Weg führt in
das liberale, hoffnungsvolle 19. Jahrhundert»

„Bey dieser Gemeine wurde nichts bemerkt, welches einem thätigen Christenthum
Hindernisse entgegen setzte. Der thätige Eifer des Herrn Pfarrers und die
Bereitwilligkeit der Vorgesezten, demselben hülfreiche Hand darzubieten, und ihr
eigenes Wohlgefallen an einer guten Ordnung, berechtigen zu der Hoffnung, daß
wahre Aufklärung und Sittlichkeit sich immer mehr zum Vortheil der Gemeine verbreiten
werde."

Für uns Menschen des ausgehenden 2(X Jahrhunderts, die wir die Katastrophe der
Menschlichkeit in zwei Weltkriegen erlebt haben, und die menschenverachtende
Barbarei von Diktaturen und Gewaltsystemen in christlich geprägten Staaten und
Völkern Europas erfahren haben und heute mit erleiden, für uns ist diese Welt des
frühen 19. Jahrhunderts vergangen, Geschichte geworden.

Die geistige Leere der wilhelminischen Zeit und der staatliche Zusammenbruch
am Ende des ersten Weltkriegs schufen die Voraussetzungen für den Erfolg von
nationalistischen und rassistischen Wahnideen.

Geistige Unabhängigkeit und Offenheit gegenüber den andersartigen Mitbürgern,
besonders den Juden, verloren im Nazi-Deutschland bei vielen Deutschen ihre Kraft.

Die Erfolgsmeldung von 1940, „Sulzburg ist judenfrei", war das Ende christlichliberaler
„Hoffnung, daß wahre Aufklärung und Sittlichkeit sich immer mehr verbreiten
werde."

Wir stehen wieder vor unserem Gott und bitten: Herr, erbarme Dich.

Anmerkung

Alle Zitate entstammen soweit nicht anders angegeben - den Akten des Evangelischen Oberkirchenrats
Karlsruhe, Dekanat Müllheim, Ort Sulzburg, „Kirchenvisitationen", Faszikel 12252, im Ober
kirchenratsarchiv. Schreibweise und Zeichensetzung wurden im allgemeinen der heutigen Form angepaßt
.

1 Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Hg. v. K. Galling. 3. Aull, 1957-1965.

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