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stätigt auch eine weitere Zeitzeugenbeobachtung. An jenem Tag war dort kein Unterricht
. Sollten die Nazis für den Ausfall des Schulbetriebs gesorgt haben? Frau S.
aus Haslach, die 1940 im Stühlinger in der Teilstraße wohnte, damals 10 Jahre alt
und Schülerin der Hebelschule war, hatte am 22. Oktober jedenfalls schulfrei. Aber
sie beobachtete, daß um 10.00 Uhr auf dem Hof ihrer Schule ungewöhnlich viele
Menschen herumstanden: Also an der Eschholzstraße entlang waren die Turnhallen
und hinten war ein Pausenhof und dann kamen so Arkaden... Diese Menschen waren
aber nicht unter den Arkaden sondern im eigentlichen Schulhof. Die hatten keine
Möglichkeit, sich irgendwo hinzusetzen, standen da ... mit ängstlichen Gesichtern,
lauter ältere Menschen... Da waren Frauen dabei, die waren in ihren Morgenröcken
... und sie hatten so kleine Handtäschchen dabei, so wie wir jetzt Einkaufstaschen
haben. Da hatten sie ein wenig etwas reingepackt, und damit sind sie dagestanden,
mit versteinerten Gesichtern. Gott, ich war noch jung, aber mir hat das irgendwie
Eindruck gemacht. Ich hob das nie vergessen. Ich hob das immer meinen Kindern
auch erzählt. ... Ich hob das Gefühl gehabt, daß da etwas faul war. Aber das konnte
ich mir nicht erklären. Und als ich das meiner Mutter erzählt hob, liefen ihr die Tränen
über die Wangen. Und als ich dann gesagt habe, ich will da noch einmal hin,
hat sie gesagt: Nein , da bleibst Du!14
Lilli Reckendorf erwähnt dagegen die Schule im Stühlinger in ihren Tagebuchaufzeichnungen
nicht. Sie schreibt, daß die Insassen ihres Busses aus der Wiehre in
den Löwenbräukeller, also die zur Löwenbrauerei in der Klarastraße gehörige Gast-
Abb. 2 Der Schulhof der Hebelschule ca. 1930. (StadtAF, M70 S Plan Nr.201/216 Aufnahme 224)
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