Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 149
(PDF, 35 MB)
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Frau P. aus Waldkirch, die 1940 im Stühlinger, in der Fedderstraße - heute Gärtnerweg
- zuhause und im linken Milieu aufgewachsen war - der kommunistische
Stadtverordnete Jakob Treffeisen ging bei ihren Eltern ein und aus -, beobachtete als
damals Zwanzigjährige ebenfalls das Treiben auf dem Bahnhof. Sie hatte in der
Stadt gehört, daß eine Aktion gegen die Juden im Gange sei, und lief zum Bahnhof,
um zu sehen, was los war. Die Bahnsteige seien schwarz von Menschen gewesen,
erzählt sie. Unter den Abtransportierten waren jüdische Nachbarn ihrer Familie, die
Wertheimers, eine wohlhabende Kaufmannsfamilie, zu denen die Eltern von Frau P.
guten Kontakt hatten. Als Kind war Frau R oft im großen Haus der Wertheimers gewesen
, etwa am Sabbat, wenn sie gebeten wurde, das Herdfeuer zu entzünden.24

Der Zug, in den die Verschleppten am Freiburger Bahnhof steigen mußten, bestand
nach Angabe von Lilli Reckendorf aus lauter französischen 2. Klasse-Waggons
mit Einzelabteiltüren, so daß während der Fahrt eine Verbindung zwischen den Abteilen
und Wagen nicht möglich war. Es soll auch einen Sanitäts waggon gegeben haben
. Auf der langen Fahrt über Lyon ins unbesetzte Südfrankreich bewachten
zunächst SS-Leute den Zug. Bis sie an der Demarkationslinie bei Dole zurückblieben
, drangsalierten sie die Insassen und raubten sie aus. Nachts war es im Zug dunkel
, das Wasser ging bald aus, die Toiletten verdreckten, beim Durchqueren von
Bahnhöfen mußten die Fenster geschlossen bleiben.25

Offensichtlich fuhren in Freiburg mehrere Züge mit Deportierten ab. Denn der
Zug, in dem Lilli Reckendorf saß, passierte am Morgen des 23. Oktobers um 7.00

Abb. 3 Die inzwischen abgerissene Eilguthalle der Reichsbahn an der Snewlinstraße ca. 1930.

(StadtAF, M 70 S Plan Nr. 201/26 Aufnahme 37)

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