Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 154
(PDF, 35 MB)
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Daten von Meldekarten und auf den Angaben, die sich in den Adreßbüchern der
Stadt Freiburg finden lassen* Diese insbesondere führen einen Schritt weiter. Denn
sie lassen immerhin das unmittelbare private Umfeld erkennen, in dem der als Bewohner
eines Hauses Genannte, zumal wenn er längere Zeit dort wohnte, mit seinen
Nachbarn - wenn auch in gewiß unterschiedlich vertrautem Umgang - lebte, Diesen
Hinweisen nachzugehen wird gerade hier ertragreich sein,

So gering die amtliche Bürokratie den Wert jüdischen Lebens mittlerweile auch
veranschlagte, der Freitod eines Juden war selbst im Jahre 1940 noch „in aller Ordnung
" zu registrieren. Ein Eintrag im Sterbebuch des Standesamts der Stadt Freiburg
hält fest, daß der Kaufmann Max Israel Frank am 23. Oktober 1940 um 1630 Uhr
in seiner Wohnung in der Glümerstraße 31 erhängt aufgefunden wurde - und sich
damit dem polizeilichen Befehl vom Vortag entzogen hatte, sich zum Abtransport
mit ungenanntem und unbekanntem Ziel bereitzumachen.

Max Frank wurde am 22* August 1873 als Sohn des Kaufmanns Hermann
Naphtali Frank und seiner Ehefrau Babette in Elberfeld geboren, das damals Zentrum
der deutschen Textilindustrie war. Der Vater war jedoch nur ein kleiner Händler
; er betrieb dort eine Schreibwaren- und Zigarrenhandlung,6 Um das Jahr 1900,
im Alter von 27 Jahren also, geht Max Frank nach Freiburg und findet in der Hebelstraße
6 eine Wohnung? Auch er nennt sich Kaufmann, ohne daß schon Genaueres
über seine Tätigkeit erkennbar wird. Warum Max Frank gerade Freiburg zum
Wohnsitz und als Ort seines Einstiegs in die berufliche Selbständigkeit gewählt hat,
ist nicht erkennbar, Eigentlich hätten verwandtschaftliche Beziehungen eher ins bayrische
Franken gewiesen. 1906 zieht aus Nürnberg die Mutter ~~ die 1843 in Bayreuth
geborene Babette Frank geborene Gutmann ist inzwischen Witwe - mit ihrer
Tochter Helene zu ihrem Sohn nach Freiburg,8 Max Frank, der Zeit seines Lebens
unverheiratet bleiben wird, mietet eine geräumigere, für drei Personen ausreichende
Wohnung im dritten Stock der Schwarzwaldstraße 87. Von hier aus betreibt er einen
„Versand von Artikeln zur Wochen- und Kinderpflege",9 eine Tätigkeit, die er schon
in den ersten Jahren ausgeübt haben wird. Helene Frank, die Schwester, ist vier Jahre
älter als ihr Bruder, 1869 ebenfalls in Elberfeld geboren, Sie bezeichnet sich zunächst
als Modelleurin, wenig später als akademische Bildhauerin.

Der erneute Umzug der drei Personen 1911 in die Schwabentorstraße 9 signalisiert
Max Franks Entschluß zur Aufgabe des Versandhandels zugunsten einer Geschäftsgründung
am Ort: Während sie im dritten Stock Wohnung nehmen, richtet er
im Erdgeschoß ein Geschäftslokal für „Wöchnerinnen- und Erstlings-Aussteuer,
Kinderwäsche, Kinderwagen und Kinderkleidung" ein. 1917 entschließt sich Max
Frank, der offenbar nicht zum Kriegsdienst einberufen worden ist,10 sein Geschäft
in die Innenstadt an einen wirtschaftlich attraktiveren Platz zu verlegen: in die Bertoldstraße
28. Der Eintrag im Handelsregister weist Max Frank als Inhaber aus, seine
Schwester Helene besitzt die Prokura, Auch eine neue Wohnung findet sich; mit der
Mutter und der Schwester zieht Max Frank in die Friedrichstraße 11. Im zweiten
Stock liegen ihre Wohnräume, über dem Geschäftslokal des angesehenen Freiburger
Lederwarenhauses, dessen Inhaber Berthold Dreyfuß ist, während sein Bruder Siegfried
ebenda die mit dem Geschäft verbundene Kurz- und Lederwarengroßhandlung
betreibt,11 Zwanzig Jahre seines Lebens wird Max Frank hier verbringen, in einer

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