Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 156
(PDF, 35 MB)
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Straße, deren Bewohner - Arzte, Rechtsanwälte, Kaufleute - in der Regel dem gehobenen
Mittelstand angehören, wo jedoch auch einfachere Leute wohnen, Handwerker
, Schneider, kleine Beamte.

1920 stirbt die Mutter Babette Frank und findet auf dem jüdischen Friedhof in der
Elsässer Straße ihre letzte Ruhestätte,12

Max Frank gelingt es offenbar, sein Geschäft am neuen Standort einigermaßen
unbeschadet durch die Turbulenzen der Inflation und der schwierigen Folgejahre zu
steuern; unverändert erscheint sein Geschäftseintrag in den Adreßbüchern der Stadt
- bis in das unheilvolle Jahr 1933 hinein. Am 9. April dieses Jahres gibt Oberbürgermeister
Dr, Bender, zermürbt von der jahrelangen, jetzt im Gefolge der „Nationalen
Revolution" wüst sich verschärfenden Hetze der Freiburger NazionalSozialisten
sein Amt resigniert auf. Zwei Tage später wird der Schriftleiter des oberbadi-
schen NS-Blattes „Der Alemanne" und Kreisleiter von Freiburg Dr. Kerber von der
badischen Regierung zum Nachfolger eingesetzt.13

Kerber hatte als Kreisleiter schon am 11. März - mit dem Motto des „Alemannen
": „Deutsche! Kauft nicht bei Juden! Die Juden sind keine Deutschen!"14-einen
SA-Boykott gegen die jüdischen Geschäftsinhaber auf Freiburgs Kaiserstraße gestartet
, war aber nur auf geringe Resonanz gestoßen, auch wenn der „Alemanne"
daraus einen großen Erfolg machen wollte. Der Boykott hatte insbesondere den drei
großen Warenhäusern Knopf, Wohlwert und Ehape gegolten. Ein erneuter Versuch
zum 1. April ist besser organisiert und schlägt härter zu, zumal die Kampagne reichsweit
erfolgt. Den Boykottaufruf Londoner Juden gegen den Kauf deutscher Waren
als willkommenen Vorwand nutzend, fordert Kerber in reißerischer Form im „Alemannen
" und auf einer Kundgebung auf dem Münsterplatz die Freiburger auf, jüdische
Firmen und Geschäfte zu boykottieren, ja, es sollen nun auch jüdische Rechtsanwälte
und Ärzte gemieden werden. Damit auch kein Freiburger in Unkenntnis
bleibt oder Unkenntnis vortäuschen kann, veröffentlicht der „Alemanne" mit „Fortsetzung
und Ergänzungen" eine Liste aller Freiburger Juden, die zu boykottieren
sind. Dort findet sich auch Max Frank aufgeführt; vor seinem Geschäft in der Bertoldstraße
bezieht ein SA-Posten Stellung, um Kunden einzuschüchtern und vor dem
Zutritt zu hindern.15

Durch die nun nicht mehr abreißenden Kampagnen und Aktionen der Nazis gegen
die Juden wächst der Druck auf jene Freiburger, die bislang kein Verbrechen
darin sehen konnten, ihre Kinderwäsche in einem jüdischen Geschäft zu kaufen. Die
Kundschaft bleibt allmählich aus. Max Frank ist einer der ersten, der sein Geschäft
schließen muß. Schon 1934 werden in seinen ehemaligen Geschäftsräumen in der
Bertoldstraße von einem arischen Geschäftsmann und arischen Verkaufskräften
deutsche Schuhe zum Verkauf angeboten.

Den erst 60jährigen muß die Geschäftsaufgabe hart getroffen haben. Mit „Vertretungen
", was auch immer darunter genau zu verstehen ist, sucht Max Frank weiterhin
beruflich ein Auskommen zu finden.

1936, am 5. April, stirbt die Schwester Helene.16 Die große Wohnung noch weiter
zu halten scheint wenig sinnvoll und ist inzwischen wohl auch zu kostspielig. Anfang
Oktober meldet sich Max Frank aus der Friedrichstraße 11 ab. Sein Entschluß
wird dadurch beschleunigt worden sein, daß sein Vermieter Julius Hauser, seit 1923

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