Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 190
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2000/0192
Zwischen der Besetzung Südwestdeutschlands und der Kapitulation am 8. Mai
1945 gaben die Franzosen getreu der Stufe zwei des SHAEF-Plans eine Zahl eigener
Mitteilungsblätter heraus. Der nächste Schritt erfolgte am 23. Mai 1945 durch
Erlaß des Gesetzes Nr. 191, das die SHAEF am 24. November 1944 beschlossen und
am 12. Mai 1945 abgeändert hatte. Durch dieses Gesetz war zunächst das „Drucken,
Erzeugen, Veröffentlichen, Vertreiben, Verkaufen und gewerbliche Verleihen von
Zeitungen, Magazinen, Zeitschriften, Büchern, Broschüren, Plakaten, Musikalien
und sonstigen gedruckten oder mechanisch vervielfältigten Veröffentlichungen"
verboten worden.9 Die Nachrichtenkontroll-Vorschrift Nr. 1 vom 12. Mai 1945
schränkte das Gesetz Nr. 191 dann unter Art, 3 b dahingehend ein, daß das „Drucken
von Zeitungen, Magazinen, Zeitschriften, Büchern, Plakaten, Broschüren, Musikalien
und sonstigen Veröffentlichungen für zugelassene Verleger" unter bestimmten
Bedingungen erlaubt wurde.10 Neben Einschränkungen für den Verleger, wie die
strikte Befolgung von Anordnungen der Besatzungsmacht, bedeutete das vor allem
die Erfordernis einer persönlichen Lizenz. Innerhalb der französischen Zone wurde
gegenüber den Lizenzträgern außerdem eine strikte Vorzensur verlangt.11

Die Anforderungen an eine neue deutsche Presse, die in dieser Situation erstmals
wieder möglich schien, formulierte Theodor Heuss, der in den 1930er-Jahren (unter
dem Pseudonym „Thomas Brackheim") auch Mitarbeiter der Frankfurter Zeitung
gewesen war, in seinen „Betrachtungen zur innenpolitischen Lage" am 30. Mai
1945:12 „[...] Die Ermöglichung einer deutschen Presse erscheint volkspsychologisch
überaus wichtig. Auch sie müsste ihre Glaubwürdigkeit vor dem deutschen
Volke wieder erkämpfen, nachdem die nationalsozialistische Pressepolitik diese demoliert
hat. Aber es würden sich in Deutschland wohl die geeigneten Kräfte wieder
finden. Die geistige Auseinandersetzung mit den Folgen der nationalsozialistischen
Herrschaft muß von Deutschen selber mitgetragen werden, und zwar nicht von Emigranten
, sondern gerade auch von solchen, die unmittelbar die Nöte des Lebens gespürt
haben. Auch muß die Gelegenheit geschaffen werden, in freier Darlegung die
geistig-kulturellen Kräfte außerhalb des rein politischen Raumes zum Ausdruck und
zur Wirkung kommen zu lassen. Nicht bloß ^Propaganda'. Davon hat man nach
zwölf Goebbelsjahren genug."

Rückblick: Die Frankfurter Zeitung im „Dritten Reich"

Die Frankfurter Zeitung war 1856 von dem Bankier und Kaufmann Leopold Sonnemann
als Frankfurter Handelszeitung ins Leben gerufen worden und hatte die
liberale Haltung ihres Gründers in langwierigen Auseinandersetzungen mit Bismarck
in den Jahren 1866-1878 verteidigen müssen. Gleichzeitig hatte sie sich ihren
Rang als Weltblatt gesichert. Während des ersten Weltkrieges bewies sie ihre Unabhängigkeit
unter anderem dadurch, daß sie sich gegen den uneingeschränkten U-
Boot-Krieg aussprach. Seit 1930 setzte sich die Zeitung dann intensiv mit dem Nationalsozialismus
auseinander. Im Winter 1930/31 widmete sie der NSDAP eine
Artikelserie mit dem Ziel, „Hitler von der Macht fernzuhalten",13 Diese Uberzeugung
änderte sich auch nach 1933 nicht.14 Die neuen Machthaber ließen die Zeitung
zunächst gewähren und auch weiterhin „behutsam kritische Töne anschlagen"15 -
als eine Art „Feigenblatt" des totalitären Staates gegenüber dem Ausland. Dennoch

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