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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 197
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ter der Handelsredaktion zurück, blieb aber nach wie vor Redakteur. Während der
schweren Luftangriffe auf Frankfurt Ende 1944 siedelte er auf Einladung eines
Freundes und Mitarbeiters nach Schramberg im Schwarzwald um72 - eine Zuflucht,
die ihm zunächst als „Exil", dann aber als „Verbannung"73 erschien, denn seine
Frankfurter Wohnung gehörte nach Kriegsende zum Sperrgebiet des amerikanischen
Militärs.

6. Erich Stückrath

Den wirtschaftlichen Part am Verlag der Gegenwart übernahm Dr. Erich Stückrath,
nach Jan Reifenbergs Schilderung „ein Ur-Berliner".74 Durch die Firma seines
Vaters „Stückrath & Co", Verlag und Buchdruckerei, die die Spandauer Zeitung, das
Havelländische Echo und die Verbandszeitschrift Automobilia verlegte, war er von
Kindheit an mit verlegerischen Belangen vertraut75 und besaß dazu eine akademische
Ausbildung. Bereits vor dem Krieg hatte er sich in Saig im Schwarzwald zwischen
Hochfirst und Titisee ein Ferienhaus bauen lassen, wo er nach der Zerstörung
und Einnahme Berlins Wohnung bezog. Stückrath verfügte über gute Beziehungen
zur französischen Militärregierung und ausreichende Mittel für ein Unternehmen
wie die Gegenwart

„...ein einziges großes Abenteuer": Die Gründung der Gegenwart

Die gemeinsame Berichterstattung im „Dritten Reich" hatte die Redakteure der
Frankfurter Zeitung sehr eng zusammengeschweißt, Bevor sie 1943 auseinandergingen
, hatten sie einander gelobt, „nichts von dem zu vergessen, was sie in den vergangenen
Jahren gemeinsam erlebt hatten. Es hätte dieses Gelöbnisses nicht bedurft
."™

Es war daher klar, daß man, sowie sich die politischen Bedingungen ändern würden
, auch wieder publizistisch tätig werden wollte. Hinzu kam, daß die Redakteure
der Frankfurter Zeitung, im Bewußtsein eines inneren Widerstandes gegen den Nationalsozialismus
, gerade diese Zeitung für einen demokratischen Neuaufbau des
Pressewesens berufen glaubten: Benno Reifenberg hatte schon 1930 über die künftige
Rolle der Zeitung notiert: „Gelingt es uns nämlich, uns zu behaupten, dann kann
die FZ die Keimzelle eines neuen Deutschland werden, und wir würden dann wirk-
lieh ein Stück Geschichte gemacht haben."77 Ahnlich hatte sich Carl Bosch 1936 gegenüber
einem Redakteur der Zeitung geäußert.78

Umso enttäuschter war Reifenberg, als Verhandlungen mit der amerikanischen
Militärregierung in Frankfurt über eine Wiederbelebung der Zeitung ergebnislos
blieben. Zwar hatte ein höherer amerikanischer Offizier Ende Mai 1945 verlauten
lassen, „Deutschland brauche wieder eine Zeitung vom Ansehen der Frankfurter
Zeitung",19 doch eine einflußreiche Gruppe innerhalb der amerikanischen Pressekontrolle
wollte die ihr kompromittiert erscheinende „FZ-Gruppe" bewußt vom
Neuaufbau des Zeitungswesens ausschließen.80 Schließlich waren Reifenbergs Vorstellungen
von einer Zeitung ohne Einfluß der amerikanischen Besatzungmacht,
ohne Zensur und mit deutschlandweiter Verbreitung - also quasi am Stand von 1933
anknüpfend - politisch nicht zu verwirklichen. So entstand als erste lizensierte deutsche
Zeitung am L August 1945 die Frankfurter Rundschau.81

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