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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 201
(PDF, 35 MB)
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„Es geht um eine Bestandsaufnahme": Das erste Heft 1945/46

Das erste Heft der Gegenwart enthielt nach der oben zitierten Vorrede Reifenbergs
mit ihrem berühmten Satz „Die Zukunft beginnt jeden Augenblick" bereits die späteren
Rubriken: Das „Zeitregister" brachte Meldungen aus aller Welt, darunter einen
Bericht über die „Nürnberger Prozesse", unter „Aus den Zeitungen der Welt" folgte
eine Presseschau und als literarischer Aspekt „Zwei Sonnette" von Marie-Luise von
Kaschnitz, die bereits in der vorletzten Ausgabe der Frankfurter Zeitung erschienen
waren.110 Als Berichte enthielt sie einen Aufsatz von Bernhard Guttmann über
„Deutschlands zukünftige Grenzen", „Requiem" von Ernst Benkard, den Abdruck
eines Aufsatzes von W. Churchill von 1925 über die moderne Kriegsführung „Werden
wir alle Selbstmord begehen?", eine Darlegung von Prof. H. Staudinger „Über
die Atomenergie", die Schilderung des Nachkriegsalltages in einer kleinen hohen-
zollerischen Stadt „Heimkehr nach T." (Trochtelfingen) von Johannes Schmid, eine
Schilderung der Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft von Robert
Haerdter, die Erinnerungen des wegen seiner Freundschaft zu Goerdeler im November
1944 inhaftierten Freiburger Professors Gerhard Ritter „Der deutsche Professor
im Dritten Reich" und einen Briefwechsel über die Emigration am Beispiel Thomas
Manns. Unter den kleineren Mitteilungen befand sich ein Nachruf Benno Reifenbergs
auf Rene Schickele, der bereits 1940 für die Frankfurter Zeitung geschrieben
worden war, aber damals nicht gedruckt werden durfte.

Insgesamt ähnelte das Konzept in einigen Teilen dem der Wandlung in Heidelberg,
die als Vorläufer der Zeitschrift bezeichnet werden kann. Unterschiede blieben in der
Aufmachung, die an englische Zeitschriften erinnerte, im Inhalt und der unmittel»
baren Wirkungsabsicht: Hatte die Wandlung eher einen akademischen Anspruch, so
wollten die Herausgeber der Gegenwart für ein gehobenes Publikum breit angelegten
Journalismus bieten, wie man ihn aus den Tagen der Frankfurter Zeitung gekannt
hatte.111

Die Mischung aus Beschreibung des Alltags, Auseinandersetzung mit der Vergangenheit
und dem persönlichen Schicksal und der Diskussion von Aspekten für
die Zukunft entsprach der Auffassung der Redaktion, „daß alleine derjenige, der den
Albtraum der zwölf Jahre miterlebt, erlitten oder als Soldat die Last von Krieg und
Gefangenschaft getragen hatte, in der Lage sei, den Wiederaufbau in voller Last des
Vergangenen zu beginnen".112 Diese Haltung gegenüber den Emigranten berührte
auch das Selbstverständnis der Herausgeber,113 eine Erörterung der Problematik
wurde durch den Abdruck von Leserstimmen über den Briefwechsel zwischen Thomas
Mann und Walther von Molo angestrengt. Es lohnt sich, für eine Beurteilung
der Zeitschrift zwei Artikel der Erstausgabe genauer zu betrachten.

Bernhard Guttmann: Deutschlands zukünftige Grenzen

Bernhard Guttmann versuchte, ausgehend von der Erkenntnis, daß Deutschland seit
der Kapitulation nur noch „ein Begriff der Geographie" sei, die zukünftige
Flächenausdehnung und politische Situation abzuschätzen. Neben der ungewissen
Zukunft der französischen Zone beklagte er dabei in aus heutiger Sicht erstaunlich
heftigen Worten den Verlust der Ostgebiete: „Das ist die fürchterliche Amputation,

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