Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 203
(PDF, 35 MB)
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geschahen: „Unzählige aber brachten nicht einmal ein Mitgefühl für die Beleidigten
und Mißhandelten auf, fanden im Gegenteil ihr Selbstbewußtsein bestätigt bei dem,
was sie unter Beifall an Wehrlosen sich ereignen sahen. [...] Aber auch von einsichtsvoller
Seite gehorsamte man weiter, die Bequemlichkeiten des Alltages genießend
, oder dessen Unbequemlichkeiten mehr oder minder erfüllend. [...] Da Barbarei
zum Programm erhoben war, wurde gleiches mit gleichem vergolten, bis ganze
Städte sozusagen vom Erdboden verschwanden. Man hatte Leid und Tränen gesät,
so mußte man Leid und Tränen ernten. Der Zustand, in dessen Mitte wir am Ende
des Krieges erwacht sind, fordert also Erforschung des Gewissens und den geläuterten
Willen, niemehr dem Unsittlichen eine ähnliche Chance zuzugestehen." Für
die Gegenwart bedürfe es daher zunächst einer „Selbstüberprüfung", die nur von
innen heraus zu leisten sei: „Es handelt sich dieses Mal um einen Wandel der Grundlagen
, wenn wir überhaupt mit einem Fortbestehen rechnen wollen."

Für den einzelnen brauchte dieses „Sichbeugen vor dem vergeltenden Schicksal
... nicht auszuschließen, daß die absolute Vernichtung des Ergebnisses von Schweiß,
Arbeit und sammelndem Eifer aus vier durchlebten Jahrzehnten auf das tiefste
schmerzen mußte", man habe daher ein „Recht, auch niedergeschlagen zu sein". Zur
Sicherung des verbliebenen Kulturerbes für die Zukunft gehe der Blick aber vor
allem auf die heranwachsende Generation: „Ihr eröffnet sich eine Aufgabe, deren
Lösung sie vor den spätesten Nachfahren zu verantworten haben wird: den kostbaren
Rest des sinnlichen Vermögens zu verwalten und Sorge zu tragen, daß dieser Rest
nicht noch kleiner werde. Zu dieser Tat, auf die wir hoffen, bedarf es vorzüglich einer
Tugend: Ehrfurcht, die das Vergangene liebend umspannt, um dem Seienden einen
Inhalt und ein Wesen über das Augenblickliche hinaus zu sichern."

Geistige Nothilfe - Reaktionen der Leser

Die erste Ausgabe der Gegenwart, wie auch die folgenden, stieß auf große Resonanz
der Leserschaft. Das Konzept der Zeitschrift - die Offenheit der Betrachtung, die
deutschlandweite Verbreitung, die Mischung von kritischer Bestandsaufnahme des
Gewesenen und Ausblicken auf die Zukunft, ergänzt durch literarische und kunsthistorische
Betrachtungen - scheint Bedürfnisse und Erwartungen der Leserschaft
vollauf getroffen zu haben. „Man spürt hier zum ersten Mal eine wohltuende Unbefangenheit
der Schreibweise und man hat das Gefühl, daß hier endlich von Deutschen
für Deutsche geschrieben wird. Der Ernst, um nicht zu sagen die Trostlosigkeit unserer
Lage wird dadurch unverhüllter sichtbar als im Medium anderer heutiger Publikationen
,"116 urteilte Nikolaus Benckiser, der sich als früherer Londoner Korrespondent
der Frankfurter Zeitung natürlich mit der Redaktion verbunden wußte. Überhaupt
scheinen die alten Leser dieser Zeitung die neue Zeitschrift - erwartungsgemäß
- dankbar aufgenommen zu haben: , J)ie mir freundlicherweise übersandten Hefte
habe ich mit größtem Interesse gelesen und freute mich, die Frankfurter Zeitung wiederzufinden
" (O. Schniewind).117 „Die Lektüre bereitet mir, wie ich Ihnen versichern
kann, große Freude; man erinnert sich dabei doch wieder der alten Frankfurter Zeitung
mit ihrer Gründlichkeit und Gewissenhaftigkeit, und man freut sich darüber
umso mehr, als man nicht allzuviel Gelegenheit hat, ähnliche Zeitschriften zu finden"
(B. Buchwald).118 Walther von Molo pflichtete mit leiser Kritik bei: „... und ich darf

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