Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
119.2000
Seite: 204
(PDF, 35 MB)
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Ihnen persönlich sagen - vielleicht freut sie dies doch ein wenig - daß Ihre Halbmonatsschrift
eine der wenigen Spitzen ist, die aus den Wassern der Sündflut der Un-
geistigkeit hervorragen; hoffentlich bleibt die Arche hängen. Der literarische Teil ist
freilich etwas kärglich; Sie haben aber auch hier recht., ,"119

Es dürfte die Herausgeber besonders befriedigt haben, daß ihre Zeitschrift Zustimmung
aus einem breiten politischen Spektrum erhielt, denn gerade dies ist wohl
als Zeugnis für eine Liberalität zu werten, wie man sie aus der Tradition der Frankfurter
Zeitung heraus anstrebte. Sowohl von konservativer als auch von sozialistischer
Seite lobte man Vorzüge der Zeitschrift. So konnte ein Leser behaupten: „Ihre
Zeitschrift lese ich mit großem Interesse; sie ist ausgezeichnet redigiert, gibt einen
guten und wie mir scheint durchaus objektiven Uberblick, etwa dem Standpunkt der
christlichen Union entsprechend, aber ohne Polemik, würdig, eine der besten ZS der
Gegenwart/'m Aber auch die der KPD nahestehende illustrierte Wochenzeitschrift
DND im Bild lobte: „Vorwiegend ... auf Tagespolitik gestimmt, vereinigt sie alle
moralischen Vorzüge liberaler Journalistik mit einer von jeder reaktionären Bevormundung
befreiten Fortschrittsfreundlichkeit. Es ist nicht uninteressant zu beobachten
, daß gerade in diesem Lager ein aufrichtiges Verständnis für die Entwicklung der
Ostzone zu erwachen beginnt."121

Auch innerhalb der Freiburger Stadtverwaltung erkannte man das Kapital, das die
neue Zeitschrift für eine fast gänzlich zerstörte Stadt bedeuten konnte: „Seit zwei
Monaten erscheint hier in Freiburg die Zeitschrift Die Gegenwart, die ... als eine der
bedeutendsten Zeitschriften, die derzeit überhaupt erscheinen, gelten muss. Für eine
Stadt wie Freiburg, die durch den vernichtenden Fliegerangriff aufs Schwerste getroffen
ist, aber dennoch ihre alte Bedeutung als geistige Metropole nicht nur erhalten
, sondern sogar ausbauen will, ist die Tatsache, dass eine solche Zeitschrift hier
herausgegeben wird, ein Aktivposten von einer Bedeutung, die gar nicht hoch genug
eingeschätzt werden kann. [...] Die Zeitschrift trägt den Namen Freiburgs in alle
Welt hinaus, weit über die französische Zone, hauptsächlich in die amerikanische
und englische Zone, darüber hinaus aber auch bereits in das Ausland, vor allem in
die Schweiz und nach England," urteilte der Freiburger Oberbaudirektor Joseph
Schlippe.1^

Ein Schlaglicht auf Kriegs- und Nachkriegsschicksale und damit auf die Zeitumstände
, unter denen die Gegenwart erschien, und die Wirkung, die sie auf die Leserschaft
ausübte, wirft schließlich die Zuschrift eines Ostflüchtlings, der nach einer
ausführlichen Beschreibung seiner persönlichen Odyssee über den Empfang der
ersten Gegenwart-Hefte schreibt: „Es war meiner Frau und mir wie ein erster Gruß
der alten Heimat im landschaftlichen wie im geistigen Sinne, der uns nach einer langen
Zeit fast stumpfen Vegetierens aufriß und sehr berührte/' Er endet: „Wir werden
zu ihren ständigen Lesern zählen, und diese Lektüre wird sicher dazu beitragen, auch
in uns die Kräfte und die Zuversicht zu stärken, die heute bei dem schweren Neubeginn
notwendig sind, um die ewig drohende Skepsis und die immer wieder neu
aufkommende Hoffnungslosigkeit zu überwinden. In der Erwartung, Sie selbst in erträglichen
, wenn auch zeitbedingten Lebensumständen zu finden, grüße ich Sie, ...,
in Dankbarkeit für geleistete geistige Nothilfe (im Wortsinne - bitte lachen Sie mich
nicht aus) und vorzüglicher Hochachtung..."123

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